© Heiko Krause, Stadt MarburgAm Donnerstag eröffnete Oberbürgermeister und Brandschutzdezernent Egon Vaupel zusammen mit Bürgermeister und Baudezernent Dr. Franz Kahle die Ausstellung im Sitzungssaal des Fachbereichs Planen, Bauen, Umwelt in der Barfüßerstraße 11 und prämierte die Sieger des Realisierungswettbewerbs. Vaupel verwies darauf, dass der Neubau gemeinsam von Land und Stadt ausgeschrieben worden sei. Die Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung und Modernisierung mbH (BSMF) aus Frankfurt hat das Verfahren extern betreut und organisiert.
Wie Bürgermeister Kahle berichtete, seien im europaweiten Wettbewerb 20 Büros ausgewählt worden, 16 hätten letztlich Entwürfe eingereicht. Auch wenn es sich um Zweckbauten handele, so Kahle, sei es doch ein prominenter Standort, der hohe Anforderungen stelle. Alle eingereichten Realisierungsvorschläge seien ausgesprochen gelungen, "die komplexen Vorgaben wurden von allen mit Bravour umgesetzt und das Preisgericht konnte den vielen guten Ideen eigentlich gar nicht wirklich gerecht werden."
Das neunköpfige Preisgericht hatte einen Tag lang bis in die Abendstunden über die eingereichten Entwürfe zu entscheiden. Der Vorsitz lag bei Professor Wolfgang Schulze aus Kassel. Er sprach von einer "fachlich konstruktiven und der Sache dienlichen Diskussionskultur" innerhalb des Gremiums.
© Heiko Krause, Stadt MarburgDen ersten Platz belegte letztlich das Büro "Pussert Kosch Architekten" aus Dresden. Diese erhalten ein Preisgeld in Höhe von 32.000 Euro. Ausgezeichnet und mit Preisgeldern bedacht wurden außerdem die beiden drittplatzierten Büros Dasch Zürn Architekten aus Stuttgart und Karl + Probst aus München mit jeweils 16.000 Euro. Zwei Anerkennungen je im Wert von 8.000 Euro gingen an die Büros Kersten + Kopp Architekten, Berlin und Schätzler Architekten, München.
Anlass für den Wettbewerb war, dass die Bestandsgebäude nicht mehr den Anforderungen an einen modernen Feuerwehrbetrieb beziehungsweise an die Ausbildung entsprachen. Auch die energetischen Standards machen einen Ersatzbau notwendig. Die Neubauten werden in Anlehnung an den Passivhausstandard errichtet. Die Stadtverordnetenversammlung habe bereits Mittel in den Haushalt für das kommende Jahr eingestellt, so Vaupel. "Das ist ein Signal an die Freiwillige Feuerwehr Cappel, aber auch für Marburg Mitte", hob er hervor. In Cappel wird auch ein neuer Schlauchturm gebaut, der den alten am Erlenring ersetzen soll.
Der Ersatzneubau für die Freiwillige Feuerwehr Marburg-Cappel wird ergänzt durch den Neubau eines Trainingszentrums, das von der Freiwilligen Feuerwehr Marburg, aber auch von den hauptamtlichen Kräften als Übungs- und Trainingsort zur Simulation des Ernstfalls genutzt wird. Im Trainingszentrum sollen unter realen Bedingungen physische und psychische Kompetenzen vermittelt werden, die im Ernstfall zu einer zügigen und professionellen Brandbekämpfung führen.
Zusätzlich errichtet das Land Hessen ein Jugendfeuerwehrausbildungszentrum der hessischen Landesfeuerwehrschule mit der Geschäftsstelle der hessischen Jugendfeuerwehr. Das Angebot des Standortes richtet sich insbesondere an die Betreuerinnen und Betreuer der Jugendfeuerwehren und Kindergruppen in den Freiwilligen Feuerwehren sowie an Feuerwehrangehörige und Ausbilder für den Bereich der Brandschutzerziehung.
Kahle erinnerte daran, dass es kurz Überlegungen gab, das Ausbildungszentrum von Marburg nach Gießen zu verlegen. Ein eindeutiges Bekenntnis der Stadtverordnetenversammlung sowie der Marburger Feuerwehr zum Standort Cappel und konstruktive Gespräche hätten jedoch zu einer guten Entscheidung des Landes zu Gunsten der Universitätsstadt geführt. Laut Kahle sollen 2016 die Planungen abgeschlossen werden, 2017 sollen Feuerwehrhaus und Ausbildungszentrum gebaut werden. Das Trainingszentrum soll später umgesetzt werden. Für die Bauzeit, so Kahle, seien bereits Ersatzflächen vorhanden, um die Einsatzbereitschaft der Cappeler Feuerwehr zu gewährleisten.
Architekt Dirk Pussert stellte zur Eröffnung der Ausstellung den Siegerentwurf im Detail vor. Auf dem engen Gelände soll laut seiner Aussage ein langgezogenes Gebäude für die Feuerwehr entstehen, die Ausfahrt erfolgt im Einsatzfall direkt auf die Umgehungsstraße Richtung Norden. An die Rückseite könne später das Trainingszentrum so angebaut werden, "damit eine Einheit entsteht". Bis zu drei Stockwerke wird der Neubau haben. Das Ausbildungszentrum der Jugendfeuerwehr wird wie jetzt ein eigenständiges Gebäude werden.
Die Präsentation aller 16 Wettbewerbsergebnisse mit Plänen und Modellen ist vom 16. Oktober bis 27. Oktober Montag bis Mittwoch von 8 bis 16 Uhr, Donnerstag von 8 bis 18 Uhr und Freitag von 8 bis 12 Uhr zu sehen.