Der Pharmastandort soll besser mit alternativen Verkehrsmitteln angeschlossen werden. Die Stadt Marburg hat daher mit der konkreten Planung für einen Radweg entlang der Kreisstraße 72 vom Oberen Rotenberg über den Sellhof bis Wehrshausen und einem weiteren Radweg von Wehrshausen entlang der K80 zum Pharmastandort begonnen. „Wir sehen ein Potenzial von 1000 Mitarbeiter*innen am Standort, die in den direkt angrenzenden Stadtteilen leben und die auch mit alternativen Verkehrsmitteln zur Arbeit kommen, wenn es attraktive Möglichkeiten gibt“, erklärt Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Wir wollen deshalb jetzt diese attraktiven Alternativen schaffen – damit die Menschen auch mit dem Fahrrad an die Arbeit fahren können“, so Spies. Das fördert nicht nur die Gesundheit, sondern entspricht auch den Klimaschutzzielen der Stadt Marburg.
„Der Standort Behringwerke gehört außerdem zu den größten Arbeitgebern in Marburg und der Region. Es ist wichtig, dass wir den Standort unterstützen, indem wir gute Rahmenbedingungen schaffen, die dafür sorgen, dass der Standort auch neue, qualifizierte Mitarbeiter*innen gewinnen kann“, sagt das Stadtoberhaupt. „In der heutigen Zeit, in der sich immer mehr Menschen mit dem Fahrrad fortbewegen und auf Gesundheit und Klimaschutz achten, sind gute Radwegeanbindungen auch ein wichtiger Standortfaktor.“
„Die meisten Beschäftigten am Pharmastandort sind Pendlerinnen und Pendler, die nicht in der unmittelbaren Nähe zum Arbeitsplatz wohnen und daher mit dem Auto zur Arbeit kommen. Ein gutes Angebot für diejenigen, die mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren und damit einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten, ist aber ein wichtiger Baustein unserer Infrastruktur. Und gerade auf stark frequentierten Straßen ist ein vom PKW-Verkehr getrennter Radweg sehr attraktiv“, findet auch Bürgermeister und Baudezernent Wieland Stötzel. „Gleichzeitig können wir auch die Gehwegverbindung nach Wehrshausen verbessern und damit einen lange gehegten Wunsch des Stadtteils erfüllen.“
Die Radwegeanbindung des Pharmastandorts aus der Kernstadt und den unmittelbar angrenzenden Stadtteilen ist auch eine zentrale Maßnahme im Radverkehrsplan der Stadt, den die Stadtverordnetenversammlung 2017 beschlossen hat. Die gesamte Erschließung gelingt aber nur im Zusammenspiel mit weiteren beteiligten Akteuren.
Das wichtigste Teilstück für die Verbindung zum Pharmastandort ist der Radweg entlang der L 3092 vom Stadtteil Marbach bis zum Görzhäuser Hof. Hierfür hat Hessen Mobil als zuständiger Baulastträger bereits im Sommer 2020 in Abstimmung mit der Stadt Marburg mit der Planung begonnen. Über diesen Teilabschnitt sollen nicht nur die Marburger Stadtteile, sondern auch die Gemeinde Lahntal und das obere Lahntal angebunden werden.
Im Stadtgebiet sind es die Wege entlang der K72 und der K80, die gebaut werden müssen – als gemeinsamer Geh- und Radweg. Geplant und gebaut wird hier in enger Abstimmung mit dem Landkreis Marburg-Biedenkopf – denn für einen Teil der Radwegeverbindung ist der Landkreis verantwortlich. „Der Landkreis und die Stadt Marburg haben jeweils einen Radverkehrsplan. Beide Pläne haben natürlich Berührungspunkte, überschneiden sich teilweise auch“, erklärt OB Spies. Damit aber zugunsten der Menschen schneller und zugunsten der Verwaltungen mit weniger bürokratischen und planerischen Aufwand gebaut werden kann, haben Stadt und Kreis einen gemeinsamen Weg gesucht: Die federführende Planung und Umsetzung übernimmt bei sich überschneidenden Projekten jeweils eine der beiden Verwaltungen.
Das weitere Vorgehen:
Die Geh- und Radwege werden nicht einfach exakt entlang der bestehenden Kreisstraßen gebaut. Grundsätzlich ist für den kompletten erstmaligen Bau des Weges eine mehrstufige Planung notwendig, in der auch mehrere Varianten der Trassenführung untersucht werden. Daraus entstehen dann die Entwurfsplanung und die Genehmigungsplanung. Großen Einfluss auf die Trassenführung haben die wasser- und naturschutzfachlichen Belange und die Frage, welche Grundstücke für den Bau zur Verfügung stehen. Die Grundstücke müssen bis zum Einreichen der Genehmigungsplanung im Besitz der Stadt beziehungsweise des Kreises sein.
Auch weitere Vorgaben haben Einfluss auf die mögliche Trassenführung: Die aktuell gültigen Richtlinien sehen eine Breite des Weges von mindestens 2,5 Meter beim Bau von gemeinsamen Geh- und Radwegen vor. Und weil die geplanten Trassen außerhalb geschlossener Ortschaften verlaufen, müssen sie aus Sicherheitsgründen mindestens 1,75 Meter von der Fahrbahn entfernt gebaut werden. Der Abstand kann sich auch vergrößern, wenn beispielsweise zusätzliche Entwässerungsmulden benötigt werden oder bereits vorhanden sind.
Prinzipiell ist der Bau der Geh- und Radwege über das Mobilitätsförderungsgesetz (MobiFöG) des Landes Hessen zuwendungsfähig. Eine belastbare Schätzung der Kosten für den Bau der Geh- und Radwege und ein Kostenvergleich verschiedener Trassenführungen kann die Stadt machen, wenn die Vorplanungen fertig sind.