© Stefanie Profus, i. A. d. Stadt Marburg
„Eine moderne Bibliothek mit modernen Angeboten benötigt eine zeitgemäße EDV-Ausstattung, die den Anforderungen an zukünftige digitale Dienstleistungen gerecht wird“, sagt Stadträtin und Stadtbücherei-Dezernentin Kirsten Dinnebier. „Ich bin ganz begeistert, dass das neue Bibliothekssystem Koha den Kund*innen der Stadtbücherei so viele neue Funktionen bietet.“ Dazu zählt vor allem der neue Online-Katalog (OPAC) für „Bibliotheks-Entdecker*innen“ jeden Alters. Das sogenannte „Discoverysystem“ bietet viel mehr als nur das Auffinden eines Titels im Bibliotheksbestand: „Thematische Einstiege, Rezensionen, Empfehlungen, Links zu externen Quellen, Lexika und eine richtig gute Suchmaschine machen das Stöbern in den physischen und elektronischen Medien zum Erlebnis“, freut sich die Dezernentin.
Künftig können sich Neukund*innen online für einen Bibliotheksausweis freischalten lassen und beispielsweise für vier Wochen kostenlos die „Onleihe“ nutzen. Dieses System macht es möglich, schnell einen Bibliotheksausweis in der Stadtbücherei zu erhalten. Mit Hilfe eines neuen elektronischen Bezahlverfahrens (E-Paymentverfahren) lassen sich eventuelle Gebühren über das Internet sofort mit den gängigen Bezahlarten wie Paypal, Girocard, Sofortüberweisung oder Kreditkarten begleichen. Im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit haben sich die Stadtbibliotheken Gießen und Marburg gemeinsam für das Bibliothekssystem Koha entschieden und konnten die Kosten für die Neuentwicklung der ePayment Anbindung an das kommunale IT-Dienstleistungsunternehmen ePay21 teilen. Die beiden mittelhessischen Bibliotheken nehmen mit dem neuen digitalen Bezahlverfahren eine Vorreiterrolle bei den öffentlichen Bibliotheken in Hessen und darüber hinaus ein.
© Stefanie Profus, i. A. d. Stadt Marburg
„Die Veränderungen für die Nutzer*innen sind vielfältig und bieten ein deutliches Plus an Service und gleichzeitig Anregung und Spaß bei der Suche nach Themenschwerpunkten und Interessengebieten“, erklärt Bibliotheksleiter Jürgen Hölzer. Wer vor Ort gerne einfach am Regal stöbert, kann das jetzt auch digital über die sogenannte Stöberansicht. So entdecken Nutzer*innen, welche Titel einen ähnlichen Standort haben und im Regal zusammenstehen. Des Weiteren werden interessante Medien anhand von Kriterien wie Thematik oder Zielgruppe, zum Beispiel Kinder, Jugendliche, Erwachsene, im Online-Katalog präsentiert. Über den Schwerpunkt „Schule“ können sich Schüler*innen und Lehrkräfte relevante Lernhilfen, Bücher zur Prüfungsvorbereitung und Ratgeber für die unterschiedlichen Fächer und Schulformen direkt anzeigen lassen.
Im neuen OPAC finden sich außerdem Kataloganreicherungen von externen Partnern in Form von Zusammenfassungen und Rezensionen zu deutschsprachigen Medien, die automatisch eingebunden werden. Zusätzliche Funktionen sind außerdem: der sogenannte Empfehlungsdienst, mit dem Medien, für die sich andere Leser*innen interessieren, angezeigt werden oder die maschinelle Auslese der Inhaltsverzeichnisse des jeweiligen Buchs sowie die daraus erfolgende automatisierte Vergabe von Schlagwörtern. Die Medienangebote aus der Onleihe sind ebenfalls im OPAC aktuell verzeichnet und können direkt abgerufen werden.
Auch die Funktionalitäten in den Benutzerkonten haben sich deutlich erweitert. Wer sich mit seinen Nutzerdaten anmeldet, sieht in seinem Bibliothekskonto auf Wunsch den Bestell- und Ausleihverlauf und erhält Benachrichtigungen zu Ausleihfristen. Das System ermöglicht zudem einen elektronischen Informationsaustausch. So wird die Kommunikation zwischen Stadtbücherei und Nutzer*in schneller und durch den Verzicht auf Papier auch umweltfreundlicher. Unter dem Sicherheitsaspekt ist künftig die Eingabe eines individuellen Passwortes möglich und erforderlich.
Als Cloud-Lösung minimiert das neue Bibliothekssystem Koha den EDV-Aufwand bei der Bibliothek deutlich. Es wird auf Servern in einem Rechenzentrum in Nürnberg gehostet und über einen Internetbrowser bedient, berichtet Dr. Árpád Horváth, als für die Stadtbücherei zuständiger IT-Betreuer und Systemadministrator. Eine weltweite Bibliotheks-Community stellt die „Open-Source“-Software kostenlos bereit und entwickelt sie weiter. Dadurch spart die Stadtbücherei Marburg nun auch die Lizenz- und Entwicklungskosten für das Verwaltungssystem. Betreut und optimiert wird die Lösung von der Firma LMSCloud aus München, einem führenden Spezialanbieter für öffentliche Bibliotheken.
Die Stadtbücherei und die IT-Abteilung der Stadt Marburg haben nicht nur in ein neues Bibliothekssystem investiert, sondern auch die Technik rund um die Selbstverbuchungsgeräte und den Kassenautomaten auf den neuesten Stand gebracht. Auch hier sorgen neue Hardware und Software für mehr Komfort, Schnelligkeit und Sicherheit bei der Ausleihe und Rückgabe der Medien.
Die Kosten für die Umsetzung der umfangreichen Projekte belaufen sich auf rund 60.000 Euro, wovon die Stadt Marburg mit 35.000 Euro knapp sechzig Prozent als Eigenanteil trägt und vom Land Hessen eine Förderung von 25.000 Euro erhält.
Weitere Informationen gibt es bei Jürgen Hölzer, Fachdienst Stadtbücherei, (06421) 201-1581, juergen.hoelzer@marburg-stadt.de oder bei der Stadtbücherei Marburg, Ketzerbach 1, Online-Katalog: https://sb-marburg.lmscloud.net/.