© Universitätsstadt Marburg1952 übernahm Tom Mutters die Verantwortung für rund 50 Flüchtlingskinder mit geistiger Behinderung in der hessischen Anstalt Goddelau. Dort herrschten grausame Zustände, die Mutters zutiefst erschütterten.
In einer Zeit , die dem dunkelsten Kapitel unserer Geschichte folgte, in einer Zeit, in der die Vorstellungen und Bilder, die Vorstellungen von Behinderung, Tabu, Scham und Ablehnung, die letztlich das Grauen der Ermordung von tausenden Menschen mit geistiger Behinderung erst möglich gemacht hatte, als all diese Vorstellungen noch längst nicht aus allen Köpfen verschwunden waren, in dieser Zeit machte Tom Mutters sich auf, das Leben von Menschen mit geistiger Behinderung radikal zu verändern.
Dass sein unermüdlicher Einsatz, sein radikales Streben für bessere Lebensbedingungen und die Lebensqualität für Menschen mit geistiger Behinderung seinen Ort in Marburg fand, war ein großes Glück für diese Stadt.
Denn der bescheidene, zurückhaltende Tom Mutters steht wie wie wenig andere für das soziale Marburg. Dass Marburg sich heute zu Recht als das soziale Herz Deutschlands versteht verdanken wir auch und besonders Tom Mutters. Denn Tom Mutters hat uns gezeigt, was Menschlichkeit mit den Schwächsten bedeutet. Er hat der verschütteten Menschlichkeit in uns allen wieder herausgeholfen.
Er hat damit keineswegs nur den Menschen mit geistiger Behinderung geholfen. Sondern er hat uns alle verändert. Ohne Tom Mutters wären die modernen Parameter nicht nur der Hilfe und Unterstützung für Menschen mit geistiger Behinderung, sondern vor allem unser alle veränderte, menschlichere Haltung im Umgang mit Menschen mit geistiger Behinderung, kaum vorstellbar.
Marburg darf mehr als dankbar sein, der Sitz der Lebenshilfe zu sein, auch wenn heute wichtige Aufgaben an anderen Orten erfüllt werden. Die Veränderung unseres Verständnisses von Gemeinwesen, von sozialem Zusammenhalt, von den gleichen Rechten auf Glück und ein erfülltes Leben für wirklich jeden Menschen, ist in Marburg nicht mehr wegzudenken.
Tom Mutters hat uns, gerade hier, einen neuen Maßstab für Respekt und Rücksicht beigebracht, der weit über den Umgang mit Menschen mit geistiger Behinderung hinausgeht. Er hinterlässt uns die Aufgabe, stetig und unermüdlich für Teilhabe und Inklusion aller Menschen, wie auch immer wir sie bisher behindern, einzutreten.
Tom Mutters hat uns verändert. Indem er uns eine andere, weitere Sicht lehrte, in dem Menschlichkeit lehrte, hat er das Gesicht dieser Stadt schöner gemacht
Die Universitätsstadt Marburg ist dankbar und stolz, Tom Mutters in unserer Mitte erlebt haben zu dürfen. Wir werden ihm ein ehrendes und dankbares Andenken bewahren.