© Nadja Schwarzwäller i.A.d. Stadt Marburg
Leere Schuhe als Symbol für ein ausgelöschtes Leben, umringt von orangefarbenen Schirmen und Lichtern – mit dieser Aktion machten am Montagabend der Zonta Club und der Soroptimist International Club Marburg vor dem Hörsaalgebäude der Philipps-Universität in der Biegenstraße auf den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen aufmerksam. Unterstützung erhielten sie dabei von Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies als Schirmherr der Veranstaltung. Gemeinsam erinnerten sie daran, dass beispielsweise im Jahr 2017 annähernd 150 Frauen im Zuge häuslicher Gewalt getötet wurden. „Das ist eine Zahl, die im 21. Jahrhundert eigentlich unvorstellbar ist“, betonte der Marburger Oberbürgermeister.
Umso wichtiger sei es, das Verhalten von Tätern klar zu ächten und den Ideologien, die eine unterschiedliche Wertigkeit von Frauen und Männern postulieren, entschieden entgegen zu treten. Eine Vermengung von rechtsextremistischen und antifeministischen Vorstellungen trete derzeit immer häufiger zutage – mit dem Ergebnis, dass Wahrnehmung und Diskussionsräume in eine völlig falsche Richtung verschoben werden, sagte Spies. Dass Gewalt gegen Frauen im häuslichen Umfeld, in Partnerschaften stattfindet, „ausgerechnet dort, wo man sich geschützt fühlen sollte“, sei ein „indiskutabler Zustand“.
„Alle Frauen müssen gleichberechtigt und chancengleich, ohne Gefahr und ohne Angst leben können“, betonte Spies. Und um das zu erreichen, dürfe sich nicht nur darauf beschränkt werden, eine klare Haltung zu zeigen, sondern müsse auch aktiv gegen Gewalt vorgegangen werden. Daher haben beispielsweise das Gleichberechtigungsreferat, der Verein „Frauen helfen Frauen“ und die Juko Marburg im Oktober dieses Jahres das zweijährige EU-Projekt „Marburg ohne Partnergewalt“ gestartet, das stadtweit über Gewalt in Partnerschaften aufklären und Hilfeangebote weiter ausbauen wird.
„Das ist nötig und wichtig“, sagte Dr. Christine Amend-Wegmann, Leiterin des Gleichberechtigungsreferats, und verwies auf die Zahlen, die das Bundeskriminalamt jährlich zum Thema Partnerschaftsgewalt im Zuge seiner Kriminalstatistischen Auswertung veröffentlicht. So wurden im vergangenen Jahr mehr als 114.000 Frauen Opfer von häuslicher Gewalt oder Bedrohungen, wobei die Dunkelziffer weit höher geschätzt wird, 122 verloren dabei ihr Leben. „Für dieses Jahr wurden bereits bis Ende Oktober 106 Todesfälle von Frauen und 15 Kinder aufgrund von häuslicher Gewalt gemeldet,“ berichtete die Leiterin des Referats für die Gleichberechtigung von Frau und Mann.
Im Zuge des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen präsentierte das Gleichberechtigungsreferat gemeinsam mit dem Marburger Kinobetrieb einen Kurzfilm zum Thema: Rund 80 Besucher*innen sahen im Capitol „Der FroschPrinz“, die Geschichte einer zweifachen, alleinerziehenden Mutter, die für ihren neuen Partner in eine andere Stadt zieht. Jahrelang ist sie seinen Wutausbrüchen, verbunden mit psychischer Gewalt, ausgesetzt und flieht schließlich ins Frauenhaus. Ergänzend berichteten Monika Galuschka von „Frauen helfen Frauen“, Trägerverein des Marburger Frauenhauses und der Beratungs- und Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt, und Sabine Schlegel von der Juko Marburg von ihrer Arbeit mit betroffenen Frauen im Frauenhaus beziehungsweise mit Tätern von häuslicher Gewalt. Parallel informierten sich Interessierte im Cineplex an Ständen zum Thema.
In Marburg gibt es bereits viele Angebote zur Gewaltprävention. Der Verein „Wendo Marburg“ bietet Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurse für Frauen und Mädchen an. Der Verein „Die Wildkatzen – Selbstbehauptung und Selbstverteidigung für Mädchen und Frauen“ hat regelmäßig Kurse für Mädchen zwischen 5 und 17 Jahren im Programm. Das Gleichberechtigungsreferat unterhält außerdem ein Hilfetelefon, das 365 Tage im Jahr rund um die Uhr mehrsprachig und kostenfrei erreichbar ist. Das Referat kann telefonisch unter (06421) 201-1377 kontaktiert werden oder per E-Mail an gleichberechtigungsreferat@marburg-stadt.de.