„Die enormen freiwilligen Leistungen, die sich Marburg besonders im sozialen und kulturellen Bereich leisten kann, sowie unsere großen Vorhaben für Klimaneutralität 2030 werden vor allem durch die Marburger Wirtschaftsbetriebe und deren Steuerzahlungen ermöglicht“, sagt OB Spies. „Wir haben ein Niveau an freiwilligen Leistungen, das es so nicht in vielen Städten gibt.“ Dazu komme der ambitionierte Klima-Aktionsplan. „Allein die notwendigen Investitionen in die Gebäudesanierung in Höhe von zig Millionen Euro sind ein massives Stärkungsprogramm für Industrie und Handwerksbetriebe“, so Spies. „Diese Handlungsspielräume für Soziales, Kultur, Klimaschutz und mehr wollen wir auch für die Zukunft auf eine sichere Basis stellen.“
Dazu muss Marburg als Wirtschaftsstandort laut OB und Kämmerer Spies umfassend, nachhaltig und zukunftsfähig weiterentwickelt werden.
Deshalb schlägt Spies der Stadtverordnetenversammlung folgende Maßnahmen vor:
- Entwicklung von Görzhausen III als beispielgebendes Gewerbegebiet entsprechend den Klimabeschlüssen der Stadt
- Entwicklung eines kleinen forschungs- und universitätsnahen Gewerbegebiets auf den Lahnbergen in Abstimmung mit der Philipps-Universität, um Ausgründungen zu erleichtern und einen engen Austausch junger, wissenschaftsorientierter Unternehmen mit der Wissenschaft zu ermöglichen
- Ausbau der Förderung des Wissenstransfers und Gründungen in den Bereichen Biotechnologie, Lebenswissenschaften, Medizin und Pharma sowie im Bereich Social Entrepreneurship (Soziales Unternehmertum)
- Entwicklung eines Bio-Pharma-Gründungszentrums in Kooperation mit TransMIT Gießen, Uni-Fachbereichen und Standortunternehmen
- Stärkung der hervorragenden Gründungslandschaft und Start-up-Zentren, unter anderem im Bereich Biotechnologie und Nachhaltigkeitsprodukte, aber auch für Gründungen aller Fachrichtungen
- Stärkung der bereits angelaufenen Programme zur Unterstützung von Handel und Gewerbe in der Innenstadt
- Stärkung der lokalen Wirtschaft, vor allem des Handwerks sowie kleiner und mittlerer Unternehmen durch die massiven Investitionen, die sich aus dem Klima-Aktionsplan ergeben
- Stärkung regionalwirtschaftlicher Kreisläufe und von an Gemeinwohlökonomie orientierten Unternehmen
- Entlastung der Unternehmen durch eine Senkung des Gewerbesteuerhebesatzes.
Zum Punkt Gewerbesteuer schlägt der Oberbürgermeister der Stadtverordnetenversammlung vor, den Hebesatz um 43 Prozentpunkte zu senken: Ab 2022 würden nach Vorschlag des OB dann 357 Prozentpunkte statt der bisherigen 400 Punkte angesetzt. 357 Punkte entspricht dem so genannten „Nivellierungshebesatz“, also dem von der Landesregierung vorgeschlagenen Gewerbe-Steuersatz für Kommunen in Hessen. Dieser Anpassung hat der Magistrat in seiner heutigen Sitzung zugestimmt.
„Mit der Senkung der Gewerbesteuer-Prozentpunkte setzen wir nicht nur ein wichtiges Signal an die umsatzstarken Großunternehmen, die erheblich zur Verbesserung unserer finanziellen Lage beitragen“, erklärt der Oberbürgermeister. Vielmehr würden auch alle Unternehmen, die unter der Corona-Krise gelitten haben, entlastet und damit Arbeits- und Ausbildungsplätze in der Region gesichert.
Der Stadt Marburg steht ein unerwartetes Plus aus der Gewerbesteuer für 2021 und 2022 von rund 570 Mio. Euro in Haus. Davon profitiert nicht nur Marburg, sondern die ganze Region: Rund 70 Prozent gibt die Universitätsstadt über Umlagen an Kreis und Land weiter. Dennoch bleibt viel Geld auch in der Stadt. „Wir haben durch das neue Polster auch die Chance, unsere vielen kleineren Gewerbetreibenden zu entlasten“, so OB Spies. „Und wir brauchen sie alle – Gastronomie, Einzelhandel, Handwerk, die zahlreichen Dienstleister*innen sowie die Kreativen und die Innovativen, um die Lebendigkeit unserer schönen Stadt zu erhalten.“
Dabei könne die Stadt stärker als Motor fungieren, der Wirtschaft und Wissenschaft verknüpft, und Marburg zu einem noch attraktiveren Standort auch für Start-ups weiterentwickelt. Schon jetzt ist die Region ein beliebtes Gründungszentrum: Im NUI-Ranking von 2019 stand der Landkreis Marburg-Biedenkopf in der Liste der Deutschen Regionen mit hoher Gründungsaktivität auf Platz 9. Die neue Auswertung des Rankings erscheint in Kürze.
„Die Marburger Wirtschaft sichert uns einen überdurchschnittlich hohen Lebensstandard und stattet uns mit den nötigen Finanzen aus, um die Herausforderungen der Zukunft anzugehen und den sozial-ökologischen Wandel zu finanzieren. Wir wollen sie fördern und mit ihr und unserer Stadtgesellschaft gemeinsam Wege in eine gute, nachhaltige und starke Zukunft gehen“, so Spies.