„Wir wollen keine Marburgerinnen und Marburger erster und zweiter Klasse haben. Deshalb gilt ab 1. Januar 2019: eine Stadt, ein Tarif“, erklärt Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies, der die Nahverkehrsoffensive und damit die Abschaffung der Preisstufe 2 initiiert hat. Die Fahrpreise für den öffentlichen Personennahverkehr werden zum Jahreswechsel umgestellt: Alle Marburgerinnen und Marburger zahlen dann für Busfahrten im gesamten Stadtgebiet inklusive der Außenstadtteile nur noch die Stadtpreisstufe – egal, ob sie in der Innenstadt unterwegs sind, von den Außenstadtteilen in die Stadt fahren oder umgekehrt. Das gilt nicht nur für die städtischen Linien, sondern auch für Fahrten mit den Landkreis- oder RMV-Linien, die Außenstadtteile bedienen – etwa die Linie 383, die über Gisselberg in die Innenstadt fährt.
Insgesamt zahlt die Stadt Marburg 100.000 Euro, damit die Fahrpreise für die Außenstadtteile gesenkt werden können. Einzelfahrten für Fahrgäste ab 15 Jahren kosten in der Stadtpreisstufe weiterhin 2,20 Euro, für Kinder 1,35 Euro – ab 1. Januar 2019 dann auch für alle Fahrgäste in ganz Marburg. Erwachsene aus den Außenstadtteilen sparen damit 50 Cent pro Fahrt, Kinder 25 Cent. Die Tageskarte kostet in der Stadtpreisstufe 4,30 Euro – wer aus den Außenstadtteilen kommt oder dorthin fährt, spart hier 95 Cent am Tag. Die Preise für Einzelfahrten und Tagestickets in der Stadtpreisstufe werden nicht erhöht.
Die Umstellung auf die Stadtpreisstufe für ganz Marburg findet zusammen mit dem alljährlichen Tarifwechsel des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV) statt. Darin gibt es eine – von der Stadt Marburg nicht zu beeinflussende – leichte Erhöhung der Tarife für die
Wochen-, Monats- und Jahreskarten der Sonderstatusstädte. Der Preis für die Wochenkarte für Erwachsene steigt beispielsweise um 20 Cent (1,48 Prozent) auf 13,70 Euro. Die Jahreskarte kostet ab 2019 bei monatlicher Abbuchung 466,80 Euro. Durch den Wegfall der Preisstufe 2 sparen die Bewohnerinnen und Bewohner der Außenstadtteile ab Januar 2019 dann jährlich 248,40 Euro.
Für Menschen mit geringem Einkommen sowie Empfängerinnen und Empfänger von SGB II- oder SGB XII-Leistungen gibt es weiterhin die Möglichkeit, mit dem Stadtpass der Universitätsstadt Marburg den ÖPNV in der Stadt verbilligt zu nutzen. Informationen dazu gibt es bei Siegfried Klein, (06421) 201-1570, oder unter www.marburg.de/stadtpass.
Die Stadt Marburg hatte zur Gründung des Rhein-Main-Verkehrsbundes (RMV) 1995, dem sie angehört, drei Preisstufen. Im Jahr 2012 wurde mit Einführung der Stadtpreisstufe bereits die Preisstufe 3 abgeschafft. Auf Initiative von OB Spies gilt nun nach 24 Jahren erstmals ein Tarif für alle Marburgerinnen und Marburger.
Die Nahverkehrsoffensive
OB Spies hat mit der Nahverkehrsoffensive ein Paket von acht Maßnahmen vorgeschlagen, um den ÖPNV in Marburg spürbar weiter zu verbessern. Die Stadtverordnetenversammlung hat die Nahverkehrsoffensive im September beschlossen. Neben der Einführung der Stadtpreisstufe für ganz Marburg bringt die Nahverkehrsoffensive unter anderem verlängerte und enger getaktete Busrouten: Zum Fahrplanwechsel wurden etwa die Verbindungen vom Richtsberg zu den Lahnbergen und von Cappel und Waldtal in die Innenstadt verbessert. Auch die Anbindungen der westlichen Stadtteile und der Industriestandorte in der Marbach und am Görzhäuser Hof mit den Linien 14 und 17 wurden ausgebaut, indem AST-Busse durch regelmäßige Busverkehre ersetzt werden. Das Nachtangebot auf der Linie 1 wird bis zum Christian-Wolff-Haus ausgeweitet. „Wichtig ist uns, den ÖPNV kurzfristig und deutlich spürbar zu verbessern, indem wir die Anregungen der Bürgerinnen und Bürger aufnehmen und so umsetzen, dass alle etwas davon haben“, so Spies. „Dabei entscheiden wir uns ganz bewusst für eine Verbesserung der Qualität und Quantität. Das ist das beste Mittel, um mehr Menschen vom ÖPNV zu überzeugen“, sagt das Stadtoberhaupt.