Die Statistik zeigt, dass in Deutschland jeden Tag ein (Ex-)Partner versucht, seine (Ex-)Partnerin zu ermorden. Jeden dritten Tag gelingt es. Der Mord in Stadtallendorf, im direkten Umfeld der Stadt Marburg verdeutlicht erneut die Wichtigkeit der Arbeit gegen Gewalt.
Dabei ist Gewalt in Partnerschaften, sogenannte häusliche Gewalt vielleicht die am meiste tabuisierte Form von Gewalt gegen Frauen.
Sie ist so gefährlich, weil Sie versteckt vor der Öffentlichkeit stattfindet. Sie wird unterschätzt als ein Problem, dass nur sozial schwache Familien betrifft, oder die als „Privatsache“ heruntergespielt wird. Tatsächlich ist bewiesen, dass häusliche Gewalt unabhängig vom Bildungsgrad, Einkommen oder Herkunft in der gesamten Gesellschaft stattfindet. In der großen Mehrheit trifft die Gewalt Frauen und Kinder, der Täter ist oft der aktuelle oder ehemalige Partner.
Das EU-geförderte Projekt „Marburg ohne Partnergewalt“ des städtischen Referates für Gleichberechtigung, Vielfalt und Antidiskriminierung wurde bereits vor 2 Jahren durchgeführt, um Maßnahmen gegen Gewalt gegen Frauen zu entwickeln und stärken.
Die in der Projektlaufzeit entstandenen Plakate mit dem Motto „Gesicht zeigen! Weil Partnergewalt alle angeht“ werden dieses Jahr erneut vom 28. November bis 16. Dezember im Stadtgebiet aufgehängt.
„Das erneute Aufhängen der Plakate ist ein wichtiges Zeichen, dass wir in Marburg weiterhin konstant daran arbeiten, gewalttätiges Handeln zu verhindern“ bekräftigte Ann-Kathrin Dreyer, Mitarbeiterin im Referat für Gleichberechtigung, Vielfalt und Antidiskriminierung mit Schwerpunkt Gewaltschutz und –Prävention.
Die Kampagne macht darauf aufmerksam, dass Gewalt in Partnerschaften keine Privatsache ist und es in der Verantwortung aller liegt, dagegen einzuschreiten. Die Auswahl der Motive fiel auf Vereine und Einzelpersonen in Marburg, die direkt das soziale Umfeld ansprechen und dieses in die Pflicht nehmen. Dies lobt Dr. Christine Amend-Wegmann, die Leiterin des Referats für Gleichberechtigung, Vielfalt und Antidiskriminierung der Stadt Marburg: „Gute Ausstattung von Beratungsstellen und Notunterkünften ist von grundlegender Bedeutung, ebenso ein deutliches Handeln von Polizei und Justiz. Doch all das muss ergänzt werden durch eine couragierte und solidarische Stadtgesellschaft. Partnerschaftsgewalt kann nur beendet werden, wenn sich alle angesprochen und verantwortlich füreinander fühlen.“
Gewalt beginnt immer schon viel früher mit unverhältnismäßiger Kontrolle, verbalen oder psychischen Erniedrigungen. Gewalt ist für Außenstehende also nicht immer leicht ‚sichtbar’“, sagt Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Wir alle müssen sehr aufmerksam auf unser Umfeld achten, schon kleinere Verhaltensänderungen wahrnehmen und im Zweifelsfall reagieren und eingreifen.“
Im Zentrum der Arbeit gegen Gewalt steht auch weiterhin: Hinschauen, helfen, sich stark machen gegen Gewalt.