„Dieses Jahr gab es 17 Bewerbungen um den Preis ,Familienfreundliche Unternehmen‘“, betonte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „17 Unternehmen, die sich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf engagieren – vom kleinen Handwerksunternehmen bis hin zu großen Weltmarktführern. Das ist beeindruckend und es zeigt, dass Familienfreundlichkeit für die Unternehmen eine Frage der Standortqualität ist.“ Dabei betonte er, dass sich die Familie nicht nur auf Eltern und Kinder beziehe, sondern auch auf Eltern und deren Eltern – „deswegen sollten auch pflegende Angehörige im Fokus stehen“.
Landrätin Kirsten Fründt ergänzte: „In diesem Jahr lag das Hauptaugenmerk der Jury auf positiven Praxisbeispielen, die sich gezielt an Väter richten und gute Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf bieten. Die Entscheidung war nicht einfach, denn Sie alle sind preiswürdig. Wir freuen uns, dass wir diesmal sogar vier Firmen auszeichnen können.“ Der Preis sei ein kleiner Baustein zur Unterstützung der wirtschaftsstarken Region, „aber ein wichtiger, um unsere Wertschätzung auszudrücken für Ihr Engagement, das weit über flexible Arbeitszeitkonten hinausgeht“.
Verliehen wurde der Preis in den drei Kategorien „Kleine Unternehmen“, „Große Unternehmen“ und „Kontinuität und Nachhaltigkeit in der Familienfreundlichkeit“. Unter den „Kleinen Unternehmen“ stach die Inosoft AG (62 Beschäftigte) hervor: Für ein Unternehmen dieser Größenordnung sei ein sehr beachtliches und selbst für große Unternehmen beispielgebendes Niveau von Leistungen und Angeboten verankert. „Bei Inosoft gibt es viele praktische und unterstützende Angebote, die zusammengenommen große Entlastung bieten und für eine gelebte Unternehmenskultur sorgen“, führte Spies aus. Dazu zählen ein großzügiges Firmengelände mit Grillplatz, Beachvolleyballplatz und Spielplatz. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden entlastet, weil sie ihre privaten Pakete vom Unternehmen annehmen lassen können, weil es einen Bügelservice im Haus gibt und einen Reparatur- und Waschservice für deren Autos.
In der Kategorie „Große Unternehmen“ wurde die Firma Seidel GmbH & Co.KG (669 Beschäftigte) ausgewählt. „Seidel bietet den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern individuelle Vereinbarungen der Arbeitszeit an – Gleitzeit, Teilzeit und Home Office – damit diese Familie und Beruf besser unter einen Hut bringen können“, so die Landrätin. Es gebe Hilfestellungen zur Entschuldung der Arbeitskräfte, Sammelaktionen und ein Mitarbeitervorteilsportal. Das Engagement und die Unternehmenskultur seien sehr gut und nah dran an den Menschen – zuletzt hatte das gesamte Team von Seidel mit einer Spendenaktion von Überstunden für den Vater eines kranken Jungen auf sich aufmerksam gemacht.
Die Preiskategorie „Kontinuität und Nachhaltigkeit in der Familienfreundlichkeit“ wurde in diesem Jahr zwei Mal vergeben: Die Unternehmen CSL Behring GmbH (3322 Beschäftigte) und GSK Vaccines GmbH (1083 Beschäftigte) zeigten erneut, wie Angebote rund um Familienfreundlichkeit ganz gezielt als Wettbewerbsfaktor um Fachkräfte bespielt wird. Das beständige Streben nach Verbesserung und zu noch passgenaueren Angeboten sei beachtlich, so die Jury. „CSL bietet mehr als 200 individuelle Modelle für Teilzeitarbeit“, führte Fründt aus. Außerdem bieten sie eine Väterförderung, Teilzeit für pflegende Beschäftigte, Arbeitsfreistellung für die Pflege von Angehörigen und einen Arbeitskreis „Beruf und Familie“, in den sich Vertreterinnen und Vertreter aus allen Abteilungen einbringen. „GSK zeichnet sich durch eine große Praxisnähe aus: Sie fördern die Elternzeit, die Pflege von Angehörigen oder ein Sabbatical dadurch, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein erweitertes, flexibles Langzeitarbeitskonto führen können“, so Spies. Es gebe eine dauerhafte Pflegeförderung und die Ausbildung zertifizierter Pflege-Guides.
Umrahmt wurde die Verleihung des Preises für „Familienfreundliche Unternehmen“ 2018 von den Marburger Musikern Jean Kleeb und Stefan Koch. Zudem hielt Volker Baisch von der Väter gGmbH aus Homburg einen Vortrag über Väter und Arbeit. Er berichtete, dass vor zehn Jahren drei Prozent der Väter Elternzeit genommen hätten – heute seien es 37,2 Prozent. Dennoch erledigten laut einer Umfrage drei Viertel der Frauen das Meiste rund um Familie und Haushalt. „Die Mehrzahl der Männer fühlt sich weiter für die Ernährung der Familie zuständig, obwohl sich 70 Prozent mehr Zeit für Familie und Partnerschaft wünschen.“ Dabei seien es nicht unbedingt die Unternehmen, die es den Vätern schwerer machten, sondern vor allem gesellschaftliche Normen und auch die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen. „Netzwerken Sie und lernen Sie voneinander, werben Sie mit Ihren Projekten“, gab er den Unternehmen mit auf den Weg, die sich mit ihren Projekten um den Preis „Familienfreundliches Unternehmen 2018“ beworben hatten.
Hintergrund
Am Wettbewerb teilnehmen dürfen alle Unternehmen ab fünf Beschäftigten. Sie müssen sich in privatwirtschaftlicher Hand befinden und/oder privatrechtlich organisiert sind und ihren Sitz im Landkreis Marburg-Biedenkopf oder in der Universitätsstadt Marburg haben. Eine Jury entschied über die Bewerbungen. Diese Jury setzte sich zusammen aus elf Personen aus verschiedenen Institutionen, darunter die Universitätsstadt, der Landkreis, die Agentur für Arbeit, der DGB und die IHK. Erstmals verliehen wurde der Preis 2014 von der Stadt Marburg. Bereits im Jahr 2016 haben der Landkreis und die Universitätsstadt den Wettbewerb gemeinsam ausgerichtet. Im Jahr 2020 wird der Preis wieder gemeinsam von Stadt und Landkreis ausgeschrieben.