© Landkreis Marburg-BiedenkopfVor zehn Jahren haben sich die Akteure unter der Federführung des Gesundheitsamtes des Landkreises Marburg-Biedenkopf zusammengefunden und in enger Zusammenarbeit zwischen dem Kinderschutzbund, der Frühförderstelle, den Jugendämtern und der Baby- und Kleinkindambulanz ein Konzept der frühen Hilfe besonders belastete Familien entwickelt: Diese Familien mit Kindern in den ersten drei Lebensjahren werden in aufsuchender Arbeit beraten und begleitet. Es soll dadurch ein späteres Krisenmanagement vermieden werden.
„Das Projekt richtet sich an Kinder von der Geburt bis zum dritten Lebensjahr und ihre Familien in besonderen Lebenslagen im Landkreis Marburg-Biedenkopf und in der Universitätsstadt Marburg“, erläuterte Landrätin Kirsten Fründt. Das Besondere sei auch, dass die Hilfe den Familien bereits vor der Geburt angeboten werde. Es sei vorbeugend ausgerichtet und warte nicht erst auf eine krisenhafte Entwicklung.
„Wichtig ist es, die frühe Beziehung zwischen Kindern und deren Eltern zu fördern und bei auftretenden Problemen möglichst zeitnah Hilfe anzubieten“, unterstrich Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. Ziel sei es, die Entwicklungsmöglichkeiten des Kindes zu verbessern und Fehlentwicklungen vorzubeugen. „Das ist uns gemeinsam in den vergangenen zehn Jahren allein durch das Programm ,Menschenskind‘ in 123 Fällen gelungen. Wir stärken die Eltern in ihrer Erziehungskompetenz und begleiten die Kinder in ihrer Entwicklung“, betonten Landrätin und Oberbürgermeister übereinstimmend.
„Hebammen, Ärzte, Klinikpersonal oder Beratungsstellen informieren betroffene Familien über das Projekt, wenn sie einen entsprechenden Bedarf erkennen. Die Familien können sich auch selbst an das Gesundheitsamt wenden oder werden zu uns vermittelt“, erläuterte die Ärztin Andrea Schroer, die das Projekt beim Gesundheitsamt steuert. Die Kontaktaufnahme zur betroffenen Familie erfolge durch eine sozialpädagogische Fachkraft im Rahmen eines Hausbesuchs. Danach werde im Team mit einer Ärztin über die Aufnahme in das Projekt entschieden.
„Sowohl bei der Aufnahme, der Projektarbeit als auch der Beendigung ist immer die freiwillige Mitarbeit der Eltern entscheidend“, stellte Andrea Schroer fest. Insgesamt stehen 38 Plätze zur Verfügung, 23 für den Landkreis und 15 für die Universitätsstadt Marburg.
Die Kosten tragen der Landkreis Marburg-Biedenkopf und die Universitätsstadt Marburg. Vier sozialpädagogische Fachkräfte und 15 Hebammen, die auf Honorarbasis arbeiten, stehen für die Betreuung und Begleitung der Familien zur Verfügung.