© Stefanie Ingwersen, Stadt Marburg
„Mobilität geht uns alle an. Daher ist es uns als Stadt besonders wichtig, dass so viele Perspektiven wie möglich zum Thema Verkehr und Mobilität in Marburg in den Planungsprozess mit einbezogen werden“, sagte Oberbürgermeister und Verkehrsdezernent Dr. Thomas Spies zur Eröffnung des Bürger*innen-Workshops im Erwin-Piscator-Haus (EPH). „Es freut mich zu sehen, dass so viele von Ihnen heute Abend hier sind, um gemeinsam zu diskutieren, wie zukunftsorientierte, klimafreundliche und vielfältige Mobilität in Marburg aussehen könnte“, so der OB und wünschte den Beteiligten viel Spaß beim gemeinsamen Ideensammeln.
Kurz darauf erhob sich bereits ein Stimmengewirr, das bis zum Ende der Diskussionszeit nicht abebbte. Rund 110 Menschen aus Marburg und dem Landkreis gingen in Kleingruppen miteinander ins Gespräch. Damit möglichst viele verschiedene Blickwinkel an einem Diskussionstisch zusammenkamen, wurden Teilnehmende aus verschiedenen Stadtteilen und dem Kreisgebiet miteinander vermischt. Denn: Ziel des Workshops war es, dass sich Bürger*innen mit unterschiedlichen Perspektiven und Bedürfnissen zusammensetzen, um gemeinsam zu überlegen, wie sich eben diese unter einem bestmöglichen Kompromiss zusammenbringen lassen. Und das ist bei so vielen verschiedenen Punkten, die es zu berücksichtigen gibt, gar nicht mal so einfach. Das bemerkten auch die Bürger*innen und berichteten in der Feedback-Runde von ihren Gesprächen.
Unterschiedliche Ansichten – Viele Ideen
© Stefanie Ingwersen, Stadt Marburg Beim Zusammentragen der Ergebnisse zeigte sich schnell, dass manche Gruppen trotz verschiedener Ansichten dennoch viele Kompromisse und gemeinsame Vorschläge erarbeitet haben. So waren sich mehrere Gruppen bei bestimmten Ideen relativ einig: beispielsweise wünschen sich einige eine engere Taktung des ÖPNV und das Einführen von Schnellbussen sowie einen Ausbau der Radwegenetze. An anderen Tischen erlebten die Beteiligten es wiederum als schwieriger, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. So sprachen sich manche dafür aus, die Parkplätze im Innenstadtbereich zu reduzieren und stattdessen Shuttleservices, zum Beispiel von Bahnhöfen aus, einzuführen und die Parkflächen entsprechend dort zu vergrößern. Anderen ging dies nicht weit genug und sie wünschten sich einen kompletten Umstieg vom motorisierten Individualverkehr auf ÖPNV und Alternativen wie das Fahrrad. Dies kritisierten wiederum andere Bürger*innen als „nicht lebensnah“, wenn beispielsweise ein Elternteil mit mehreren Kindern den Großeinkauf tätigt. In dieser Gruppe sprachen sich die Marburger*innen daher beispielsweise für den Umstieg auf Elektromobilität als Alternative aus sowie für eine App, auf der nach Mitfahrgelegenheiten für bestimmte Punkte in Marburg und Umgebung gesucht werden kann. Fahrgemeinschaften sollten so gestärkt und zumindest das Zweitauto oder ein selten genutztes Erstauto ersetzt werden. Insgesamt trugen die Bürger*innen zahlreiche Ideen vor, die sie auf Plakaten festhielten. Die Vorschläge der Teilnehmenden werden nun ausgewertet und in den weiteren Prozess miteingebunden. Die erarbeiteten Maßnahmenvorschläge werden dann noch einmal mit der projektbegleitenden AG MoVe 35 sowie mit den Ortsvorsteher*innen besprochen. Die finale Festlegung der Maßnahmen erfolgt in der Stadtverordnetenversammlung.
Breite Beteiligung für eine Mobilität für alle
© Stefanie Ingwersen, Stadt Marburg Im Vorfeld zum bereits zweiten Bürger*innen-Workshop haben sich die Besucher*innen im EPH an den Infoständen zu den Maßnahmevorschlägen und dem Prozess informiert sowie Fragen gestellt. Zudem hatte die Stadt bereits im Südviertel und am Georg-Gaßmann-Stadion zu Infoständen eingeladen, um über das Konzept zu informieren und Anregungen der Bürger*innen zu speziellen Mobilitätsfragen im Südviertel und in Ockershausen mit aufzunehmen. Des Weiteren steht eine virtuelle Infomesse unter www.marburgmachtmit.de/page/infomesse mit allen Informationen und Veranstaltungsankündigungen zum Verkehrs- und Mobilitätskonzept MoVe 35 zur Verfügung.
© Stefanie Ingwersen, Stadt Marburg Neben den Bürger*innen-Workshops und den Infomessen startete die Stadt Marburg 2020 zudem eine Online-Befragung zu Mobilität und Verkehr in Marburg. Mehr als 3.700 Marburger*innen nahmen an der Umfrage teil. Zudem sind die Ortsvorsteher*innen in den Prozess mit eingebunden, ebenso wie die Mitglieder der AG MoVe 35, die den Prozess zur Entwicklung des Konzeptes begleiten. In der AG Move 35 sind alle wichtigen Interessengruppen vertreten, von den großen Arbeitgeber*innen und Wirtschaftsverbänden der Stadt über den Behindertenbeirat bis hin zu Radverkehrs- und Mobilitätsinitiativen sowie dem Landkreis und den Umlandgemeinden.
MoVe 35 geht auf einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zurück. Danach soll das Verkehrsgeschehen im gesamten Stadtgebiet überprüft und daraus eine ganzheitliche Strategie für die Verkehrs- und Mobilitätsentwicklung bis 2035 aufgestellt werden.