© Thomas Steinforth, Stadt Marburg
„Wir müssen die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger ernstnehmen. Wenn Menschen sich fürchten und bestimmte Orte meiden, können diese Orte durch nachlassende Belebung dann tatsächlich unsicherer werden“, sagte Bürgermeister Wieland Stötzel bei der ersten Marburger Sicherheitskonferenz des KOMPASS-Programms im November 2019. Zum Start der repräsentativen Befragung führt der Ordnungsdezernent nun aus: „Unser Einsatz für die Sicherheit und für ein gutes Sicherheitsempfinden der Marburgerinnen und Marburger wirkt. Das zeigen sowohl aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen, die im Rahmen des Projekts „Einsicht – Marburg gegen Gewalt“ vom Ordnungsamt und der Arbeitseinheit Sozialpsychologie der Philipps-Universität durchgeführt wurden, als auch die jüngst veröffentlichte Polizeiliche Kriminalstatistik für das Stadtgebiet. Die Gesamtkriminalität in Marburg ist von 5.013 Straftaten in 2018 auf 4.837 gesunken. Besonders freut mich, dass im Vorjahr die Körperverletzungen von 594 auf 530 in 2019 zurückgegangen sind.“
Seit Mai 2019 ist die Universitätsstadt Marburg Teil der KOMPASS-Kooperation mit dem Polizeipräsidium Mittelhessen und baut damit ihr bestehendes Engagement im Bereich Prävention weiter aus. Ein wichtiger Baustein dafür ist eine Befragung der Bevölkerung zur Lebensqualität und zur Sicherheit in Marburg.
Die Befragung ist für die kommenden Wochen angesetzt. Rund 4000 nach einem Zufallsverfahren ausgewählte Menschen ab 14 Jahren mit Erst- oder Zweitwohnsitz in Marburg werden dafür zu Sicherheitsthemen, eigenen Erlebnissen und Verbesserungswünschen befragt. Die Stichprobe ist repräsentativ zur Wohnbevölkerung in allen Marburger Stadtteilen. Alle Ausgewählten werden persönlich angeschrieben und darum gebeten, einen Online-Fragebogen auszufüllen. Sie bekommen einen Code zugeschickt und können sich damit auf der im Anschreiben genannten Homepage einloggen. Wer keinen Internetzugang hat oder den Fragebogen nicht online ausfüllen will, kann ihn sich in Papierform zuschicken lassen. Das Porto trägt die Stadt. Die Teilnahme an der Befragung ist anonym und freiwillig.
Der Fragebogen wurde unter Einbindung der Sozialpsychologen Prof. Dr. Ulrich Wagner, wissenschaftlicher Leiter des Projekts „Einsicht“, und Johannes Maaser, Koordinator von „Einsicht“ im städtischen Fachbereich Öffentliche Sicherheit, Ordnung und Brandschutz, auf die Situation in Marburg angepasst. Die Vergleichsbarkeit mit den anderen KOMPASS-Kommunen bleibt dabei erhalten. Prof. Dr. Britta Bannenberg, Professorin für Kriminologie der Justus-Liebig-Universität Gießen, hat das Konzept für die Befragung und den Fragebogen entwickelt. Das Team um sie und ihren wissenschaftlichen Mitarbeiter Tim Pfeiffer stellt auch die Unabhängigkeit der Befragung sowie die Anonymisierung sicher, ist für die Auswertung der erhobenen Daten zuständig und analysiert hessenweit die KOMPASS-Ergebnisse.
Im Herbst 2020 sollen die Ergebnisse der Befragung vorliegen. Diese werden dann bei weiteren Sicherheitskonferenzen diskutiert. Dabei sollen Expert*innen aber auch Befragungsteilnehmer*innen und zufällig ausgewählte Bürger*innen eingebunden werden.
Informationen zu KOMPASS und „Einsicht – Marburg gegen Gewalt“
KOMPASS ist ein Angebot des Hessischen Innenministeriums an die Städte und Gemeinden. KOMPASS steht für das KOMmunalProgrAmm SicherheitsSiegel und startete 2017. Das Ziel des Programms ist es, die Sicherheitsarchitektur in den Kommunen individuell weiterzuentwickeln und passgenaue Lösungen für Probleme vor Ort zu entwickeln. Hauptanliegen ist dabei die enge Verzahnung der Zusammenarbeit zwischen Bürger*innen, Polizei und der örtlichen Verwaltung. Kommunen arbeiten dazu direkt mit den KOMPASS-Berater*innen der Polizeipräsidien zusammen. Der Schwerpunkt liegt auf der Präventionsarbeit.
Seit Mai 2019 ist die Universitätsstadt Marburg Teil der KOMPASS-Kooperation und ergänzt damit ihr bereits bestehendes Engagement: In Marburg wird KOMPASS insbesondere dazu genutzt, mit Präventionsmaßnahmen und der zugehörigen Forschung im Rahmen des Projekts „Einsicht – Marburg gegen Gewalt“ noch stärker auf Expert*innen der Zivilgesellschaft sowie Bürger*innen zuzugehen. Im Projekt „Einsicht“ arbeiten Polizei, Staatsanwaltschaft, die Fachbereiche Ordnung, Jugend, Zivilgesellschaft, Stadtentwicklung, Migration und Kultur, das Referat für die Gleichberechtigung von Frau und Mann der Stadtverwaltung sowie die Philipps-Universität, das Staatliche Schulamt Marburg-Biedenkopf und das Hessische Netzwerk gegen Gewalt bereits seit 2013 zusammen, um Problemanalysen und Präventionsmaßnahmen für Marburg abzustimmen.