© Patricia Grähling, Stadt Marburg
Die ersten Arbeiten in der Sudetenstraße 24 laufen bereits seit Oktober: Das Gebäude, in dem der Kinderhort bislang untergebracht war, ist schon weg, der Küchentrakt ist bereits entkernt und wird in den nächsten Tagen abgerissen. Dann folgt der schonende Abbau des achtstöckigen Gebäudes – es bildet ein Drittel des Altenzentrums – von oben herab. Mit dem Spatenstich haben alle am Projekt Beteiligten die beginnenden Bauarbeiten nun offiziell gestartet. Gemeinsam mit der GeWoBau und der Altenhilfe St. Jakob setzt die Stadt Marburg das Projekt um, in die Planungen in den vergangenen elf Jahren waren viele weitere Personen involviert.
„Die Marburger Altenhilfe setzt bereits jetzt Maßstäbe mit dem Niveau ihrer Arbeit. Wir wollen das weiter ausbauen, indem wir auch Räume auf höchstem Niveau bauen“, so Spies beim Spatenstich. Die Stadt Marburg möchte differenzierte Unterstützungsangebote für verschiedene Bedarfe älterer Menschen anbieten – dazu gehört das Wohnen in den eigenen vier Wänden mit individuell abgestimmten Betreuungs- und Unterstützungsangeboten ebenso, wie das geplante Altenhilfezentrum. „Wir wollen gemeinsam mit der GeWoBau hier in dem Neubau und den umliegenden bestehenden Gebäuden verschiedene Angebote für ein gutes Leben im Alter sicherstellen – von der eigenen Wohnung bis hin zum Wohnheim. Und wir wollen mit der Qualität Standards setzen“, sagte das Stadtoberhaupt.
„Der Neubau wird den Richtsberg bereichern und wir erfüllen damit den Bedarf an altersgerechten Wohnangeboten“, sagte Jürgen Rausch, Geschäftsführer der GeWoBau. Rund 14 Millionen Euro werde die städtische Wohnungsbaugesellschaft investieren. An die Stelle des alten Gebäudes auf sieben Stockwerken mit Sanierungsstau tritt der Neubau mit zwei Stockwerken. Die rund 80 Beschäftigten gewinnen damit auch Zeit für die künftigen Bewohner*innen. Hinzu kommen im Neubau der Zugang zum Garten für die Bewohner*innen sowie ein Begegnungszentrum mit Mittagstisch und Raum für Netzwerke, der offen zum Quartier und für alle Bürger*innen zugänglich ist.
Geplant ist laut Rausch, dass die bestehenden Gebäude bis Februar 2020 abgerissen sind. Bei optimalem Verlauf der Ausschreibungen und Arbeiten soll dann der Rohbau im September nächsten Jahres stehen. Dann folgt der Innenausbau. Die GeWoBau rechnet mit einer Eröffnung im zweiten Quartal 2021. Berücksichtigt werden beim Bau auch Elektro-Ladestationen, eine gute Fassadendämmung mit dreifach verglasten Fenstern, der Bau einer Photovoltaik-Anlage und der Anschluss an das Wärmenetz der Stadtwerke Marburg, für das die Wärme unter anderem mit Blockheizkraftwerken und Solarthermie erzeugt wird.
„Danke an alle, die geholfen haben, dieses Haus zu entwickeln“, sagte Jörg Kempf, Geschäftsführer der Marburger Altenhilfe. „Hier können wir bald schon sehen, wie die Zukunft der Marburger Altenhilfe wächst.“ Bereits auf die Altenhilfeeinrichtung in Cölbe gebe es positive Resonanz von Fachleuten aus ganz Deutschland. „Wir wollen uns mit der Qualität unseres Angebots vom Markt abheben. Das ist uns in Cölbe gelungen und das werden wir auch am Richtsberg umsetzen.“ Ein wichtiger Teil der Seniorenarbeit sei auch das Begegnungszentrum, das neue Möglichkeiten eröffnen werde – und das für den Richtsberg und die vorhandenen Initiativen ein Ort zum Netzwerken werden kann.
Auch Ortsvorsteherin Erika Lotz-Halilovic dankte den Beteiligten und dem Oberbürgermeister, der das Projekt mit begleitet und politisch auf den Weg gebracht habe. „Und ich freue mich, dass die GeWoBau neben der neuen Einrichtung auch plant, in den bestehenden Gebäuden Wohnangebote für Auszubildende zu schaffen.“ Jochen Wölk, Vorsitzender des Seniorenbeirats, lobte: „Wir sind begeistert, dass die Wünsche und Bedürfnisse älterer Menschen hier erfüllt werden. Das Altenhilfezentrum wird der Würde älterer Menschen gerecht.“
Im Altenzentrum entstehen 84 Plätze, aufgeteilt in sieben Wohnbereiche, in denen jeweils zwölf Menschen in einer Art Hausgemeinschaft leben. Alle Bewohner*innen haben ihre Privatsphäre mit eigenem Zimmer und Bad.
Der Kinderhort hat bereits im August schönere, neu hergestellte Räume im verbleibenden Gebäudeteil in der Sudetenstraße bezogen. Die Bewohner*innen des Altenzentrums leben ebenfalls im verbleibenden Gebäudeteil. Die Zimmer wurden in den vergangenen beiden Jahren bereits Schritt für Schritt so belegt, dass nun vor den beginnenden Abrissarbeiten niemand mehr umziehen musste. Die Bewohner*innen des Altenzentrums am Richtsberg bleiben so in ihrer gewohnten Umgebung und leben dabei weder auf einer Baustelle, noch mussten sie umziehen.
Dem Altenhilfekonzept von OB Spies für den Richtsberg hat die Stadtverordnetenversammlung 2017 zugestimmt. Mit der GeWoBau als Bauherr und Projektsteuerer haben Stadt und Altenhilfe dann einen erfahrenen Partner gewonnen, die praktischen Voraussetzungen geschaffen und die Planungen konkretisiert. Später – wenn der Neubau steht – werden die Arbeiten für die GeWoBau weitergehen. Sie wird im verbleibenden Gebäudealtbestand verschiedene Wohnformen entwickeln, damit auch diese Räume weiter sinnvoll genutzt werden und als Wohnformen zur Verfügung stehen.
Die GeWoBau hat aktuell rund 1200 Wohnungen in mehr als 100 Gebäuden am Richtsberg. „2500 bis 3000 Menschen leben in diesem Stadtteil in unseren Wohnungen. Das ist eine große Verantwortung, der wir gerecht werden wollen. Im Gespräch mit den Bewohner*innen werden wir daher weiterhin den bestehenden Wohnraum modernisieren und mehr als sechs Millionen Euro investieren“, kündigte Rausch zudem an. Gelungen sei es bereits in der Sudetenstraße 40/42 den Energiestandard KfW 55 zu erreichen. „Außerdem werden wir am Richtsberg eine Filiale einrichten, in der unsere Hausmeister und Bauleiter zwei Mal in der Woche eine Sprechstunde direkt vor Ort anbieten.“