© Patricia Grähling, Stadt Marburg
Mitten im Stadtteil, zentral gelegen an einer Bushaltestelle, umgeben von Wohnhäusern und Wohnungen und doch ist der Wald in unmittelbarer Nähe. Aber auch Bagger, Zäune und Baucontainer bestimmen derzeit das Bild. Bis ins vergangene Jahr war dieser Ort Mittelpunkt für viele Aktivitäten im idyllischen Waldtal. Und sie wird wieder Mittelpunkt für das Leben im Stadtteil. Das St.-Martin-Haus stand hier bis zu seinem Abriss – nun haben Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies, Bürgermeister Wieland Stötzel und Stadträtin Kirsten Dinnebier gemeinsam mit Vertreter*innen der beteiligten Initiativen und Institutionen im Waldtal den Spatenstich für das neue Nachbarschaftszentrum gesetzt.
„Intensiv haben wir gemeinsam mit Ihnen allen dieses Gebäude geplant und durchdacht. Denn Sie alle müssen das Nachbarschaftszentrum schließlich mit Leben füllen“, sagte Spies. „Der funktionale und moderne Bau wird dazu optimale Voraussetzungen bieten und viel Raum geben für soziale, gesellschaftliche, kirchliche und gesundheitliche Arbeit im Waldtal.“ Eröffnung des Nachbarschaftszentrums im Waldtal soll in der zweiten Jahreshälfte 2022 sein.
Das Nachbarschaftszentrum Waldtal wird ein Ort der Begegnung mit Angeboten für Freizeitaktivitäten und Erholung, mit Beratungsangeboten, Unterstützungsmöglichkeiten für verschiedenste Lebenslagen und einem Betreuungsangebot für Schulkinder. Kirchliche Veranstaltungen werden hier stattfinden. Ein Betreuungsangebot für Grundschüler*innen gibt es im Kinderhaus. Und auch ein Modellprojekt findet Platz: „Mit dem Gesundheitszentrum wollen wir die gesundheitliche Versorgung, die Vorsorge und die Information stärker direkt im Stadtteil verankern“, sagt OB Spies.
Nutzer*innen des Nachbarschaftszentrums werden der Arbeitskreis Soziale Brennpunkte (AKSB), die Caritas, die evangelische Kirche und die Waldtalgemeinde mit ihren vielfältigen Angeboten. „Viele der sozialen Angebote im Waldtal betreffen die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Gerade auch Kinder und Jugendliche sollen sich im Nachbarschaftszentrum treffen, hier ihre Freizeit verbringen und Unterstützung bekommen, wo sie Unterstützung benötigen. Ich freue mich sehr, dass es hier ein Kinderhaus mit Betreuungsangeboten für Schüler*innen geben wird“, sagt Jugenddezernentin Stadträtin Kirsten Dinnebier.
Das geplante, barrierefreie Gebäude:
Das Nachbarschaftszentrum wird aus drei Geschossen bestehen, die zueinander verschachtelt werden. Dadurch wir die Fassade aufgelockert, das Gebäude wirkt weniger voluminös und gliedert sich geschickt an die Hanglage im Grundstück an – und an den Baumbestand, der dadurch erhalten werden kann. Die Bäume stammen teilweise aus der Zeit um 1800 und haben weit auslaufende Wurzelwerke. Standort und Architektur des Nachbarschaftszentrums wurden aber sorgfältig darauf abgestimmt. „Räume für den Menschen in Einklang bringen mit der Natur, den vorhandenen alten Bäumen und den geografischen Gegebenheiten – das war eine große Herausforderung. Und ich glaube, gemeinsam haben wir ein Gebäude entworfen, das unsere Ansprüche an den Klimaschutz, an moderne Räume und die Bedürfnisse der Menschen miteinander in Einklang bringt“, so Bürgermeister und Baudezernent Wieland Stötzel.
Barrierefreiheit spielt bei den Planungen der Stadt eine große Rolle: Durch die Hanglage mit einem Höhenunterschied von acht Metern können alle drei Stockwerke barrierefrei an die Straße angebunden werden. Außerdem wird es einen zentral gelegenen Aufzug im Gebäude geben.
Die Haupttüren werden elektrisch zu öffnen sein. Jedes Geschoss erhält behindertengerechte WC-Anlagen, Bodenindikatoren in den Außenanlagen und den zentralen Bereichen im Gebäude. Die Farb- und Kontrastgestaltung soll der Orientierung von sehbehinderten Bürger*innen helfen. Die Farbwahl an den Außenwänden des Gebäudes orientiert sich an natürlichen Farbtönen. Ein begrüntes Flachdach schließt den Baukörper nach oben ab.
Für die Wärme im Gebäude sorgt hauptsächlich eine Sole-Wasserwärmepumpe. Für die Spitzenlast wird ein Gas-Brennwertkessel vorgesehen. Die Wasserwärmepumpe kann außerdem im Sommer eingesetzt werden, um die Luft zu kühlen. Die geplante Lüftungsanlage hat einen Wärmerückgewinnungsgrad von mehr als 80 Prozent. Das Nachbarschaftszentrum soll im Niedrig-Energiestandard KfW-55 gebaut werden.
Die Gesamtkosten liegen nach der Feinplanung mit Kostenvoranschlägen und ersten Ausschreibungsergebnissen voraussichtlich bei rund 9 Millionen Euro. Gefördert wird das Gesundheitszentrum mit rund 5,15 Millionen Euro aus den Förderprogrammen „Investitionspakt soziale Integration im Quartier“ und „Sozialer Zusammenhalt.