Damit Marburg bis 2030 klimaneutral sein kann, sind unter anderem der Ausbau erneuerbarer Energien und eine veränderte Mobilität wichtige Stellschrauben. Aber auch der Verbrauch von Wärme und Strom muss sinken. Das kann nur gelingen, wenn die Gebäude energetisch modernisiert werden – und dafür die jeweiligen Eigentümer*innen mitmachen beim klimaneutralen Marburg 2030. Die Stadt bietet diesen dafür vielfältige Fördermöglichkeiten. Denn: „Klimaschutz darf keine soziale Frage werden“, betont Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies.
„Gemeinsam mit der gesamten Stadtgesellschaft können wir gerade im Wärmebereich relevante Beiträge zum Klimaschutz leisten, die den Menschen eine gute Zukunft sichern“, so Bürgermeisterin Nadine Bernshausen. Das bringt aber auch finanzielle Herausforderungen mit sich – insbesondere bei der Sanierung und Modernisierung von Bestandsgebäuden. „Gebäude müssen saniert und auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Das muss aber sozialverträglich erfolgen“, sagt Spies. „Es darf nicht sein, dass Menschen sich ihre Wohnung nicht mehr leisten können, weil die Mieten nach der Sanierung erheblich steigen.“
Die Stadt selbst geht dabei mit gutem Beispiel voran und zeigt, wie das gehen kann: Die städtische Wohnungsbaugesellschaft GeWoBau wird ihre Mietwohnungen weiterhin Zug um Zug energetisch sanieren – ohne danach die gesamte Miete zu erhöhen. Das bedeutet: Die Sanierungskosten werden nur zu einem geringen Teil auf die Kaltmiete umgelegt, während die Nebenkosten für die Mieter*innen sinken werden. Die Wohnungen werden also warmmietenneutral saniert. „Außerdem profitieren die Mieter*innen durch die Sanierung von einem verbesserten Wohngefühl und einer modernen Haustechnik. Und das Klima profitiert von den gesunkenen CO2-Emissionen“, erklärt Bernshausen.
Wer trägt dabei die Sanierungskosten, die demnach zu einem großen Teil nicht auf die Mieter*innen umgelegt werden? „Die Stadt Marburg erhöht das Eigenkapital der GeWoBau“, kündigt Kämmerer Spies an. „Wir stellen der GeWoBau weitere 10 Millionen Euro zur Verfügung, damit die Wohnungen ohne eine Steigerung der Warmmiete energetisch saniert werden können – denn das ist sozial gerechter Klimaschutz.“ Bei der Modernisierung von Gebäuden der städtischen GeWoBau erfolgt der energetische Anteil der Modernisierung warmmietenneutral.
Voraussichtlich abgeschlossen werden in den nächsten zwei Jahren die Arbeiten zur Vollmodernisierung der Sudetenstraße 19 bis 33 und der Potsdamer Straße 10/12/14 im Stadtteil Richtsberg sowie des Försterwegs 6 im Stadtteil Waldtal. In der Sudetenstraße werden die Gebäude aufgestockt, um neuen Wohnraum zu schaffen, es werden Aufzüge installiert und die Gebäude an Fernwärme angeschlossen. In der Potsdamer Straße werden 72 Wohnungen für rund 6 Mio. Euro modernisiert und dabei auf Energieversorgung über Wärmepumpentechnik umgestellt. „Weitere Modernisierungsmaßnahmen werden derzeit geplant und mit den von der Stadtverordnetenversammlung beschlossenen Klimafahrplänen im Frühjahr vorgestellt“, kündigt die Bürgermeisterin an.