„Die Kinderbetreuung und damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben für uns höchste Priorität“, hebt Dinnebier hervor. „Wir können den Eltern guten Gewissens signalisieren, wir sind dran“, so die Stadträtin. Die Planungen der Stadt seien bereits konkret und in der Umsetzung. Zum hohen Niveau der Marburger Kindertagesbetreuung gehöre dabei sowohl der zeitliche Umfang des Angebots als auch die pädagogische Qualität, wie auch die Magistratsvorlage betont. „Dabei will die Universitätsstadt zukünftig eine stärkere Differenzierung im Hinblick auf den quartiersbezogenen Bedarf vornehmen, also unter anderem soziale Aspekte bei der Struktur der Kindertagesbetreuung stärken gewichtigen“, erklärte die für die Kinderbetreuung zuständige Stadträtin. Auch bei den Freien Trägern bestehe eine hohe Bereitschaft, einen gemeinsamen Weg für die Kitas zu gehen.
Mit den steigenden Geburtenzahlen wächst in Marburg der Betreuungsbedarf der Eltern für ihre Kinder nach Krippen- und Ganztagsplätzen. Deshalb ist auch eine Umwandlung bestehender Plätze in Ganztagsplätze vorgesehen.
Bereits für die kurz- und mittelfristigen Maßnahmen auf der Basis der aktuell verfügbaren Geburtenzahlen werden Bestandsgebäude der Universitätsstadt in die Planungen für weitere Kita-Plätze einbezogen. „Bei etwaigen Um- und Neubauten geht es nicht um teure Prestigebauten, sondern um ein bedarfsgerechtes und flexibles Angebot in der Kinderbetreuung“, betont Stadträtin Kirsten Dinnebier. „Mit Blick auf die längerfristige Zukunft für die Kinder wird schon bei den kurz- und mittelfristigen Schritten auch die Betreuung der Grundschulkinder berücksichtigt“, macht sie zugleich deutlich. Voraussetzung für die Umsetzung der Bedarfsentwicklung sei aber auch die Personalgewinnung. Denn auch in den Kitas mache sich der Fachkräftemangel immer stärker bemerkbar. Deshalb richtet sich ein Augenmerk des Magistrats zugleich darauf, welche Optionen zur Fachkräftesicherung bestehen.
Unter der Voraussetzung, dass das Land mindestens seine Ankündigung zur Finanzierung der Kindertagesbetreuung voll umsetzt, bekräftigt der Magistrat in seiner aktuellen Vorlage, den Besuch der Kinderbetreuungseinrichtungen gebührenfrei zu stellen. Über die vom Magistrat vorgeschlagenen Schritte wird nach Vorlage letztlich die Stadtverordnetenversammlung entscheiden.
Bereits in den vergangenen Jahren wurde in der Universitätsstadt Marburg mit großer Anstrengung der Ausbau der Kinderbetreuung vorangetrieben. So wurden neue Plätze in den Krippen und der Kindertagespflege geschaffen und Ausweitungen bei den Betreuungszeiten und Erweiterungen der Öffnungszeiten in den Kindertagesstätten umgesetzt.
Die Betreuungsquote in Marburg für Kinder unter drei Jahren liegt im landesweiten Vergleich unter Einbeziehung der Kindertagespflege in Marburg überdurchschnittlich hoch bei etwa 45 Prozent. Für Kinder von 1 bis 3 Jahren, die seit 2013 einen Rechtsanspruch auf Betreuung haben, liegt sie noch deutlich höher, nämlich bei etwa 65 Prozent (Sonderstatusstädte im Landesschnitt: 44 Prozent).
Der aktuell erheblichen Zunahme an Nachfragen liegen nun folgende Geburtenzahlen der Einwohnerstatistik vom Juni 2017 zugrunde:
Kinder U3 aktuell |
Marburg insgesamt |
Kernstadt |
Außenstadtteile |
Geb.jahr 2016 |
675 |
416 |
259 |
Geb.jahr 2015 |
625 |
367 |
258 |
Geb.jahr 2014 |
571 |
340 |
231 |
„Neben den deutlich gestiegenen Geburten und dem daraus entstehenden Platzbedarf zeigt sich, dass die Betreuung von Kindern unter 3 Jahren mehr und mehr Normalität und von Eltern entsprechend verstärkt nachgefragt wird“, so Stefanie Lambrecht, Fachbereichsleiterin Kinder, Jugend, Familie der Stadt Marburg. Eine verstärkte Nachfrage gebe es in der Kernstadt inklusive den Stadtteilen Cappel, Richtsberg und Wehrda. In zwei Jahren würden deshalb selbst bei zurückgehenden Geburtenjahrgängen mehr Krippenplätze als bisher erforderlich sein, da dann die geburtenstarke Jahrgänge 2015/2016 mit 2- bis unter 3-jährigen Kindern Betreuungsplätze benötigen.
In der Folge erreichen die starken Jahrgänge den Ü3-Bereich. Für die Kita bedeuten diese beiden Jahrgänge ab dem Kita-Jahr 2018/19 und dann verstärkt ab 2019/20 eine erhebliche Zunahme des Bedarfs. Insgesamt hält Marburg rund 2.050 Kita-Plätze vor. Der Bedarf wächst hier laut Prognose am stärksten in der Kernstadt, am Richtsberg sowie in Cappel.
Ausbau der Kinderbetreuung 2015 und 2016:
Die Universitätsstadt Marburg hat in den letzten Jahren fortlaufend in den Ausbau der Kinderbetreuung investiert. Im Folgenden ist der Ausbau für die Jahre 2015 und 2016 dargestellt; es handelt sich sowohl um die Schaffung von neuen Betreuungsplätzen als auch um die Umwandlung von 12 Uhr-Plätzen in Ganztagesplätze (GTP). Weiterhin wurden vor allem in den Einrichtungen der Außenstadtteile die Öffnungszeiten erweitert mit dem Ziel, den Kernstadtbereich zu entlasten.
Jahr |
Einrichtung |
U3/Ü3 od. altersgemischt |
Maßnahme |
2015 |
Kita Friedrich-Fröbel-Str. |
U3 ab 2. Jahre |
10 Plätze, neu |
Kita Zur Aue |
Ü3 |
Umwandlung GTP Erweiterung Betreuungszeiten |
|
Kita Höhenweg |
Ü3 |
Umwandlung GTP |
|
Kita Am Teich |
Ü3 |
Umwandlung GTP Erweiterung Betreuungszeiten |
|
Kita Liebfrauen |
U3/Ü3 |
Erweiterung Öffnungszeiten Umwandlung GTP Krippe/Kita |
|
Krippe Cappeler Str. (Neubau) |
U3 |
5 Gruppen (50 Plätze) neu |
|
Kita Moischt |
Ü3 |
Erweiterung Öffnungszeiten |
|
Kita Gisselberg |
Ü3 |
Erweiterung Öffnungszeiten |
|
Tagespflege |
U3 |
Grundqualifikation, 5 Plätze neu |
|
2016 |
Kita Ockershausen (Anbau) |
Ü3 |
Umwandlung GTP |
Kita Philippshaus (Sanierung, Erweiterung) |
Ü3 |
Umwandlung GTP |
|
Kita Karlsbader Weg (Neubau) |
U3/Ü3/Schulbetreuung |
10 Plätze Krippe neu 40 Plätze Kita neu 40 Plätze Schulbetreuung neu |
|
Baderhaus (neue Einrichtung inkl. Plätze Siemens) |
U3 |
20 Plätze neu |
|
Tagespflege |
U3 |
Grundqualifikation, 3 Plätze neu |
Perspektive 2018 und Bedarfsplanung:
Für 2018 sind weitere Maßnahmen geplant und beantragt sowie Ausbauoptionen in der Prüfung.
Jahr |
Einrichtung |
U3/Ü3 od. altersgemischt |
Maßnahme |
2018 |
Kita Auf der Weide |
Ü3 |
Umwandlung GTP (1.2.18) |
Kita A.-Pohl, Lahnberge |
Ü3 |
Erweiterung 10 Kita-Plätze neu (1.2.18) |
|
Weißer Stein |
U3 |
Krippengruppe 10 Plätze neu (1.3.18) |
|
Kita Am Teich (Neubau) |
Ü3 |
Umzug 1.9.18, 3. Gruppe ggf. bereits ab 1.2./1.3. |
|
Kita Ockershausen |
Ü3 |
Umwandlung GTP (1.2.18) |
|
Tagespflege |
U3 |
Ca. 20 Plätze neu |
Zusätzliche Optionen für 2018 sind aktuell in der Prüfung:
Jahr |
Stadtteil |
U3/Ü3 od. altersgemischt |
Maßnahme |
2018 |
Wehrda |
Ü3 |
Neue Einrichtung, 40 Plätze neu |
Cappel, Altes Rathaus |
U3/Ü3 |
Mögliche Neubelegung ab 1.10.18 |
|
Tagespflege |
U3 |
Verstärkte Werbung |
|
Innenstadt |
U3/Ü3 |
Neue Einrichtung, |
Für den Haushalt 2018 sind Mittel für die Sanierung der Gebäude Geschwister-Scholl-Straße und Familienzentrum Gedankenspiel beantragt. Im Rahmen der Sozialen Stadt wird perspektivisch ein sechsgruppiger Neubau im Stadtwald errichtet. Dort gibt es bereits 60 Betreuungsplätze, voraussichtlich 30 weitere werden entstehen.
Um die Bedarfe in Zukunft zentral besser zu erfassen, plant der Magistrat eine internetgestützte Bedarfserfassung von Betreuungsplätzen.