© Patricia Grähling, Stadt Marburg
Wer noch keine Gesichtsmaske hat oder wer sich – vielleicht wegen eines nur geringen Einkommens – keine zweite Maske zum Ersatz leisten kann, kann sich ab sofort im Jugend- und Sozialamt in der Friedrichstraße 36 eine selbstgenähte Mund-Nasen-Maske abholen. „Das Tragen solcher Masken oder anderer Mund-Nase-Bedeckungen aus Stoff ist in vielen öffentlichen Bereichen zur Pflicht geworden, nicht nur beim Einkauf, sondern beispielsweise auch bei Besuchen unserer Stadtverwaltung. Deswegen ist es wichtig, dass auch alle Menschen eine solche Bedeckung zur Verfügung haben“, so Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies.
Das Tragen eines Tuchs oder Schals vor Mund und Nase reicht aus. Zu sehen sind derzeit aber vor allem viele selbstgenähte Masken in bunten Farben und unterschiedlichsten Mustern. Die Stadt Marburg hat nun zunächst 250 solcher Stoffmasken bei der Praxis GmbH gekauft, um sie bedürftigen Menschen zur Verfügung stellen zu können. Wer keine Maske hat oder eine zweite Maske zum Ersatz benötigt, kann sich eine solche Maske in der Friedrichstraße 36 holen. Sie sind genäht, hygienisch verpackt und sofort einsatzbereit – etwa auch direkt für Termine im Jugend- und Sozialamt, wo Maskenpflicht herrscht.
„Die Nachfrage nach selbstgenähten Masken ist derzeit hoch. Deswegen sind wir sehr froh, dass wir über das Projekt ,Nahtstelle‘ der Praxis GmbH zunächst 250 Gesichtsmasken kaufen konnten“, so Spies, der sich bei Geschäftsführerin Gerlind Jäckle, Daniela Theiß (Anleiterin im Projekt „Nahtstelle“) und Teilnehmerin Mona Saffaf für die genähten Masken in verschiedensten Farben bedankte. „Das Kontingent ist jedoch begrenzt. Deswegen möchten wir darum bitten, dass Interessierte nur nach einer Maske fragen, wenn sie diese auch wirklich brauchen“, erklärt Peter Schmidt, Fachbereichsleiter Arbeit, Soziales und Wohnen.
Frauen mit Migrationshintergrund haben die Masken genäht
Das Projekt „Nahtstelle“ mit Sitz in Stadtallendorf ist eine Qualifizierungsmaßnahme für Näher*innen mit Migrationshintergrund. Die Praxis GmbH leitet die Nähgruppe in Stadtallendorf an, gefördert wird das Projekt vom Kreis Job Center. Hauptsächlich sind geflüchtete Frauen in dem Projekt beschäftigt. „Es ist eine besondere Kombination aus Anleitung zum Nähen, dem Lernen von arbeitsbezogener Sprache, einer sozialpädagogischen Betreuung und einer Arbeitsvermittlung“, erklärt Jäckle. Es ist das Ziel, dass die Teilnehmer*innen ihre Sprache verbessern, Kontakte knüpfen und Arbeit finden.
Durch die Corona-Krise ist in den vergangenen Wochen auch die „Nahtstelle“ in Heimarbeit gegangen. Wie Anleiterin Theiß erläutert, haben die Teilnehmer*innen die Masken von zuhause aus vorbereitet, betreut wurden sie telefonisch und per Video, die Betreuerinnen haben dann schließlich auch die Masken bei den Mitarbeiter*innen kontaktfrei abgeholt. Ab 18. Mai öffnet die „Nahtstelle“ schließlich auch wieder ihre Räume, damit die Teilnehmer*innen dort unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln ihre Qualifizierung vor Ort weitermachen können. Einige Frauen, die beispielsweise derzeit keine Kinderbetreuung haben oder einer Risikogruppe angehören, arbeiten weiter im Homeoffice an den Masken und anderen Nähprojekten
„Die Arbeit bei dem Projekt macht sehr viel Spaß“, berichtet Mona Saffaf. Sie ist Teilnehmerin des Projektes, konnte bisher nicht nähen. „Ich habe es dort gelernt und jetzt in den vergangenen Wochen viele Masken genäht.“ Rund 20 Minuten dauere die Herstellung einer Gesichtsmaske in etwa. Und die Frauen nähen weiter daran. „Wir arbeiten derzeit einige Aufträge ab, nehmen aber auch weitere Anfragen von Kommunen und Gemeinnützigen entgegen“, so Jäckle. Die Stoffe für die Masken stammen aus der Kleiderkammer, die die Praxis GmbH in Marburg betreut.