© Thomas Steinforth, Stadt Marburg
Wie werden die Wände im neuen Nachbarschaftszentrum gestaltet? Welche Fußböden werden verlegt? Und wie wird ein Gebäude trotz Stahlbeton modern und ansprechend gestaltet? Die Menschen aus dem Waldtal haben sich genau darüber bei der Stadt und dem beauftragten Architekturbüro informiert. Sie verfolgten den Vortrag, schauten sich mitgebrachte Materialmuster und Farben an und stellten den Planer*innen viele Fragen rund um ihr neues Stadtteilzentrum. Stadträtin Kirsten Dinnebier und Oliver Kutsch, Fachdienstleiter Hochbau, führten in das Thema ein. „Wir freuen uns, dass Sie so zahlreich erschienen sind, um mehr über das neue Nachbarschaftszentrum zu erfahren", sagte Stadträtin Dinnebier. „Die Architekten stellen Ihnen die Bauweise sowie das Farb- und Materialkonzept des zukünftigen Gebäudes heute genauer vor." Auch typisches Herbstwetter mit andauerndem Regen hat das Interesse der Stadtteilbewohner*innen nicht getrübt – sie saßen mit Abstand in einem Zelt auf der Lowkaschen Wiese zusammen. Das hatte Uli Severin vom Verein „Väteraufbruch“ aufstellen lassen.
© Thomas Steinforth, Stadt Marburg
Architekt Thomas Becker startete seine Präsentation mit einem Lageplan. Das Gebäude verteilt sich auf drei Ebenen, die dem Gefälle des Geländes von etwa acht Metern angepasst sind. Jede Ebene hat einen eigenen Eingang. Der Hauptzugang wird wie auch beim alten St.-Martin-Haus über den Waidmannsweg erreicht. Im Untergeschoss werden sich unter anderem der Jugendraum, eine Werkstatt und eine Küche befinden. Das Erdgeschoss ist das „Herzstück" des Hauses, mit großem Foyer, einem Sakralraum mit abtrennbarem zusätzlichen Veranstaltungsraum, einem Café, Besprechungsräumen und großer Terrasse. Im oberen Geschoss sind der Arbeitskreis Soziale Brennpunkte (AKSB), die Kinderbetreuung und das Gesundheitszentrum untergebracht.
Je nach Nutzung werden die Räume mit verschiedenen Böden ausgestattet. So erhalten die obere Etage und der Jugendraum grünes Linoleum und die mittlere Etage einen Spachtelboden. Im großen Saal wird Parkett verlegt werden. Hier wird sich auch ein edler Tresen finden, verkündete der Architekt. Für die Barrierefreiheit wird ein Aufzug eingerichtet. Das Gebäude wird zu großen Teilen aus Stahlbeton bestehen. Dieser wird mit anderen Materialien gestalterisch kombiniert, „damit man nicht vom Beton erschlagen wird", so Becker. Dabei werden im Inneren unter anderem farblich gemusterte Holzwolle-Platten zum Einsatz kommen, da diese neben dem gestalterischen Element auch den Schall im Gebäude verringern. Als sich einige Bürger*innen wenig begeistert von Beton zeigten, schaltete sich Hochbau-Fachdienstleiter Kutsch ein und erklärte: „Stahlbeton ist bei dieser Baukonstruktion unerlässlich, allein aus statischen Gründen." Es werde im Inneren Sichtbeton verwendet, da dieser robust ist und die Flächen würdevoll altern. „Und neben allen praktischen Aspekten darf dieses Gebäude auch ruhig etwas über sich erzählen", merkte Kutsch an. Es werde ein helles und modernes Zentrum sein mit schönen Ausblicken in das grüne Waldtal. Außen werde die Fassade mit Klinkerelementen und im oberen Bereich mit Aluminium-Blechen verziert.
© Thomas Steinforth, Stadt Marburg
Im Anschluss gab Landschaftsarchitektin Stefanie Wendel einen Einblick in die Gestaltung des Außengeländes. So werde es einen großzügigen Vorplatz mit Sitzblöcken, Schaukasten, Fahrradabstellern und neuen Bäumen geben sowie einem barrierefreien Weg zum Gebäude. Der Jugendraum im unteren Bereich werde ein „Innenhöfchen" bekommen, das von hohen Wänden umgeben ist. Für diese haben sich die Landschaftsarchitekt*innen bereits Verwendungsmöglichkeiten einfallen lassen, etwa eine Kletterwand oder einen Basketballkorb. Der obere Bereich der Kinderbetreuung soll allerhand Spielmöglichkeiten bieten, etwa eine Nestschaukel und eine Rutsche, die ein Stockwerk tiefer führt. Über eine Kletterwand können die Kinder dann wieder nach oben gelangen. Die Müllplätze werden sich eingehaust im oberen Geländeteil befinden. Die Geothermiearbeiten für das neue Zentrum sollen im November 2020 beginnen, die Rohbauarbeiten im Februar 2021.
Bei der Veranstaltung haben die Anwesenden auch die neue Jury für das Stadtteilbudget gewählt. Das Stadtteilbudget ermöglicht es Bürger*innen, kleine Projekte für die Gemeinschaft im Stadtteil einfach und unbürokratisch zu realisieren. Dafür steht ein jährliches Budget von bis zu insgesamt 3000 Euro zur Verfügung.