© Patricia Grähling, Stadt Marburg
„Wir wollen, dass mehr Jahre auch mehr gute Jahre für alle Menschen in Marburg sind“, sagt Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies bei der Vorstellung des Konzept III kommunaler Altenplanung. Die Altenhilfe und Altenplanung hat in Marburg daher einen hohen Stellenwert – eine freiwillige Leistung, die die Stadt aber zu ihren wichtigen kommunalen Aufgaben zählt. Im Konzept „Gut Älterwerden in Marburg“ fasst die Stadt daher Vorhandenes – auch aus der langjährigen bewährten Praxis der Engagierten, Vereine, Verbände und Sozialträger – zusammen, benennt Ziele, Handlungsfelder und Strategien und gibt der Alternsplanung und -politik einen längerfristigen Rahmen.
„Das Konzept ist für uns der nächste Baustein in einem kontinuierlichen Prozess, in dem wir das gute Leben für alle gestalten wollen. Wichtigster Impuls dieser neuen Alternsplanung ist dabei die zunehmende Diversität des Älterwerdens“, so Spies. Es gebe alternde Babyboomer, Patchwork-Großeltern, unterschiedliche kulturelle Lebensformen, Wunsch nach ehrenamtlichem Engagement in der zweiten Lebenshälfte und innovative Wohnwünsche aber auch gesundheitliche Belastungen und Altersarmut.
Im Konzept ist erfasst, was die Stadt im Bereich der Alternsplanung erreichen will, was es bereits gibt und wo vorhandene Strukturen ausgebaut oder vernetzt werden können. „Zu dem Konzept gehört etwa, dass wir Begegnungsorte haben wollen – denn niemand soll im Alter vereinsamen“, so OB Spies. Teil des Konzeptes ist auch die „Gemeindeschwester 2.0“, die seit Frühjahr 2019 in den westlichen Stadtteilen Ansprechpartnerin für ältere Menschen ist. Sie sucht die Menschen zuhause auf, kommt mit ihnen ins Gespräch und möchte sie zurück in die Gemeinschaft holen.
Wichtige Themen sind im Konzept „Gut Älterwerden in Marburg“ beispielsweise auch Mobilität und Bewegung – vorgesehen ist es daher Bewegungsangebote für ältere Menschen auszubauen und weitere zu schaffen. Auch das Wohnen ist ein zentrales Thema. So unterstützt die Stadt etwa die Pläne der BI Sozialpsychiatrie für ein Pilot-Projekt „ambulant betreute Wohngemeinschaft für Ältere mit psychischen Erkrankungen, den Ausbau von bezahlbaren, barrierefreien Wohnungen oder sieht im Konzept selbstbestimmtes Wohnen Zuhause mit Service-Möglichkeiten vor. Ambulante Hilfe, häusliche Pflege, spezielle Wohn- und Betreuungsangebote, altersgerechter Wohnraum und verlässliche Kurzzeitpflege sind weitere Kernpunkte des Konzepts. „Wir wollen damit erreichen, dass die Menschen auch im Alter weiter in ihrem Zuhause wohnen können, wenn sie das möchten“, sagt Spies.
„Vor 35 Jahren haben wir den ersten Marburger Altenplan erstellt“, erklärt Dr. Petra Engel, Fachdienstleitung Altenplanung. „Damals ging es vor allem um Pflegeplanung. Heute geht es um die Gestaltung der Zweiten Lebenshälfte – einer langen und vielfältigen Lebensphase.“
Im Magistratsauftrag erarbeitet haben das Konzept der Seniorenbeirat und der Fachbeirat Altenplanung – Expert*innen der Seniorenangebote, Vertreter*innen aller Marburger Fraktionen sowie planenden Verwaltungsbereiche. Die Politik setzt dabei die Ziele und Schwerpunkte – die Verwaltung, Fachleute und die Stadtgesellschaft entwickeln Wege und füllen das Programm mit Leben. „Das Konzept ist unterfüttert mit einem Zeitplan, benennt benötigte Ressourcen und Verantwortlichkeiten“, hebt Peter Schmidt, Fachbereichsleiter Arbeit, Soziales und Wohnen, hervor.
Mitgewirkt an dem Prozess der Konzeptentwicklung hat unter anderem Heinz Wahlers, Vorsitzender des Vereins „Aktive Bürger/innen Cappel (ABC)“. Unter dem Dach von ABC haben sich mehrere Gruppen gegründet, in denen Menschen sich begegnen und gemeinsam etwas unternehmen – etwa im Repair-Café, beim Singkreis oder beim gemeinsamen Mittagessen. „Wir müssen der Gefahr der Vereinsamung im Alter entgegenwirken. Dafür schaffen wir Treffpunkte, an denen die Menschen wieder neue Beziehungen knüpfen können“, erklärt Wahlers. Der Verein habe mittlerweile mehr als 200 Mitglieder und nochmal rund 200 weitere Menschen, die die Angebote nutzen. Seine Erfahrungen hat Wahlers bei „Gut Älterwerden in Marburg“ eingebracht. „Wir ehrenamtlich Aktiven wurden in dem Prozess genauso angehört, wie die Fachleute und die Verwaltung“, lobte er die Zusammenarbeit, an deren Ende das nun vorliegende Konzept steht. Dieses wird im nächsten Schritt der Stadtverordnetenversammlung zum Beschluss vorgelegt.