„Aktuell haben sich schon mehr als 750 Menschen aus der Ukraine bei der Stadt Marburg registriert“, erklärt Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. 225 Personen hat die Stadt Marburg bereits in verschiedenen Unterkünften und Wohnungen untergebracht. Die Zahlen zeigen aber auch: „Wir brauchen dringend weiteren Wohnraum, um alle Menschen, die zu uns kommen und Schutz suchen, gut unterbringen zu können.“
Mindestens 500 bereits in Marburg registrierte Personen leben derzeit noch bei Freunden oder Verwandten. „Wir wissen, dass hier und da ganze Familien in der WG oder in anderen Wohnsituationen mit untergebracht sind, die auf Dauer zu eng sind – gerade mit kleinen Kindern. Viele hoffen darauf, dass wir ihnen bald Wohnraum zur Verfügung stellen können“, erklärt Regina Lang, Fachbereichsleiterin öffentliche Sicherheit und Ordnung. Finden sich keine Wohnungen und können die Geflüchteten nicht mehr dauerhaft in den bisherigen Unterkünften bei Angehörigen bleiben, müssten sie in einer Gemeinschaftsunterkunft wie Sporthalle oder Bürgerhaus untergebracht werden.
„Wir versuchen alles Mögliche, um zu verhindern, dass Geflüchtete von hier nach dort und wieder zurückziehen müssen. Deswegen bitten wir alle, die zusätzlichen Wohnraum vermieten können, uns zu kontaktieren“, so Spies. Beispielsweise gibt es viele Mehrfamilienhäuser oder Einfamilienhäuser mit Einliegerwohnung und nicht alle seien vermietet. „Wenn es Ihnen möglich ist – bitte melden Sie Wohnraum bei der Stadt und helfen Sie uns, gemeinsam den Geflüchteten einen Ort zu geben, an dem sie ankommen können“, so das Stadtoberhaupt.
Die Wohnungen müssen nicht voll ausgestattet sein. Wichtig ist zunächst, dass sie eine kleine Küche und ein Bad enthalten – und dass sie möglichst abgeschlossen sind sowie mindestens sechs Monate zur Verfügung stehen. Optimal wäre es, wenn in den Wohnungen zumindest Betten zur Verfügung stünden. Wer entsprechenden Wohnraum zur Verfügung stellen kann, kann diesen bei der Ukraine-Hilfe der Stadt melden unter www.marburg.de/ukrainehilfe. Mitarbeiter*innen der Stadt Marburg nehmen dann Kontakt auf, schauen sich den angebotenen Wohnraum an, sorgen gegebenenfalls für Betten und sprechen individuelle Bedingungen ab. Beispielsweise ob die Wohnung mit Haustieren bezogen werden kann oder ob sie barrierefrei ist.
Viele weitere Wohnungen werden in dieser Woche bezogen
Neben Unterbringungen im Stadtwald, in der Sudetenstraße, im Hostel am Bahnhof und im Hotel Fasanerie hat die Stadt Marburg bereits 45 Personen in private Unterkünfte vermittelt. Viele weitere Familien können in dieser Woche in ihre Unterkunft ziehen – hierfür hat das Bauamt der Stadt Marburg unter anderem Hausmeisterwohnungen der Stadt einzugsbereit gemacht, ausgestattet mit Hilfe der Ukraine-Hilfe und der Praxis GmbH, die etwa für eine Erstausstattung gesorgt haben. In der Bahnhofstraße können in einer Unterkunft diese Woche noch 17 Betten bereitgestellt werden.
„Ein herzlicher Dank gilt den vielen Beteiligten – den Ehrenamtlichen aber vor allem auch den Mitarbeiter*innen der Stadt Marburg, die aktuell mehr als 750 zusätzliche Personen in verschiedenen Bereichen betreuen und es ihnen so leicht wie möglich zu gestalten versuchen“, betont OB Spies. Rund zehn studentische Hilfskräfte, die zum größten Teil auch mit ukrainischen oder russischen Sprachkenntnissen unterstützen können, helfen der Stadt dabei.
Viele Schicksale und Besonderheiten
„Es gibt eine große Zahl von Besonderheiten und Schicksalen hinter den einzelnen Fällen“, so Regina Lang. „Hier helfen alle mit viel Engagement und finden Lösungen.“ So musste eine alleinstehende ältere Frau einen Platz in einem Pflegeheim finden, Eltern, die ihre Chemotherapie in der Ukraine abgebrochen haben, müssen neue medizinische Betreuung erhalten, Kinder mit Behinderungen und Krankheiten benötigen ein besonderes Wohnumfeld.
Insgesamt betreut die Stadt derzeit mehr als 750 registrierte Geflüchtete, darunter rund 280 Kinder und Jugendliche. Die Erwachsenen sind zu 82 Prozent Frauen. 3,6 Prozent der Geflüchteten sind nicht ukrainisch, aber mit Aufenthaltserlaubnis in der Ukraine – vor allem Ehepartner*innen aus Nachbarländern oder ausländische Studierende.
Parallel zu der Unterbringung arbeitet die Stadtverwaltung zusammen mit vielen weiteren Beteiligten schon an weiteren Angeboten und Strukturen in der Flüchtlingshilfe – beispielsweise für Kinderbetreuung und Sprachkurse.