„Marburg ist eine sichere Stadt“, wiederholt auch Bürgermeister und Ordnungsdezernent Wieland Stötzel beim Pressetermin zur Vorstellung der integrierten Gesamtstrategie von Stadt und Polizei für mehr Sicherheit und vor allem mehr Sicherheitsgefühl und Aufenthaltsqualität in den Bereichen Marktdreieck, Oberstadt und rund um den Hauptbahnhof. „Damit das so bleibt und sich alle Bürgerinnen und Bürger an den beliebten Treffpunkten auch sicher fühlen und sicher sind, verstärken wir unsere Anstrengungen und arbeiten gleichzeitig in einer abgestimmten Gesamtstrategie noch enger mit der Polizei zusammen“.
„Die schon gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt Marburg und der Polizei soll durch das Projekt noch weiter verbessert und intensiviert werden“, erklärt der Präsident des Polizeipräsidiums Mittelhessen, Bernd Paul. Gemeinsam könnten Stadt und Polizei die Situation und die Wahrnehmung der Menschen, die sich in ihrer Aufenthaltsqualität gestört fühlten, mit passgenauen Maßnahmen verbessern. „Ich bin gespannt, was sich aus unserer Zusammenarbeit für Marburg entwickelt“.
Neben Bürgermeister Stötzel und Polizeipräsident Paul unterzeichneten auch Regina Lang, Leiterin des Fachbereichs Öffentliche Sicherheit, Ordnung und Brandschutz der Stadt, sowie Bodo Koch, Leiter der Polizeidirektion Marburg-Biedenkopf, die Vereinbarung. Beim Termin war außerdem für die Stadt Christian Prölß, Leiter des Fachdienstes Sicherheit und Ordnung. Für die Polizei nahm zudem der Leiter der Polizeistation Marburg, Heinz Frank, teil. Auch Prof. Dr. Ulrich Wagner, wissenschaftlicher Leiter des Projekts „Einsicht – Marburg gegen Gewalt“, das maßgeblich an der Gesamtstrategie mitgearbeitet hat, war mit an den Lahnterrassen.
© Stadt Marburg, Birgit Heimrich
Dort gibt es zum einen eine Kriminalitätsfurcht, berichtete Prof. Wagner, der aktuelle Ergebnisse einer Befragung vor Ort dabeihatte. Diese Furcht speise sich aus einer Mischung von objektiver Lage, „Außendarstellung“ des Platzes „und dem, wie wir darüber sprechen oder die Medien darüber berichten“. So könne allein die Tatsache, dass sich an einem Ort regelmäßig hunderte junge Leute, darunter viele junge Männer, aufhalten, bei manchen schon Kriminalitätsfurcht verursachen. Auf der anderen Seite bewerteten rund 93 Prozent der jungen Menschen, die die Lahnterrassen selbst nutzen, den Ort generell als positiv und attraktiv. Nur auf konkrete Nachfrage hätten sie vereinzelt Probleme wie Gewalt, mangelnde Sauberkeit, Taschendiebstahl oder auch Drogenkriminalität genannt.
Das deckt sich mit den Erfahrungen von Stadt und Polizei. „Es gibt vermehrt Straftaten am Erlenring und am Bahnhof“, so Bürgermeister Stötzel und Kriminaldirektor Koch übereinstimmend, „deshalb gehen wir auch gemeinsam frühzeitig verstärkt hier herein“.
Die nun unterzeichnete Vereinbarung von Stadt und Polizei fasst bereits begonnene und geplante Maßnahmen von Seiten der Stadt und Polizei zusammen. Als gemeinsame Ziele ist die nachhaltige Erhöhung des Sicherheitsgefühls der Menschen an den beliebten Treffpunkten der Stadt aufgeführt. Außerdem sollen die Gelegenheiten für Kriminalität verringert sowie Straftaten, Ordnungswidrigkeiten und -verstöße „beweissichernd“ verfolgt werden. Nicht zuletzt soll die zielgruppenorientierte Präventionsarbeit gestärkt werden.
© Stadt Marburg, Birgit Heimrich
Auf einen ganzen Katalog von Maßnahmen zum Erreichen dieser Ziele verpflichten sich Stadt und Polizei – teils gemeinsam, teils in Einzelzuständigkeit. Sie reichen unter anderem von mehr Präsenz von städtischer Ordnungspolizei und Polizei vor Ort über Aufenthaltsverbote für Mehrfachtäter, stärkere Präventionsarbeit, mehr Jugendschutzkontrollen, mehr Sauberkeit und Beleuchtung bis zur Einbindung der Anlieger wie Kino, Studentenwerk sowie der Bevölkerung oder der Prüfung einer zusätzlichen Videoüberwachung.
Ein Teil dieser Maßnahmen wird bereits seit Wochen, manche seit Monaten umgesetzt – wie die verstärkte Präsenz von Sicherheitskräften samt zeitlich ausgedehnter Streifen, mehr Kontrollen, konsequente Platzverweise und Strafverfolgung, dazu hellere Lampen und mehr Sauberkeit. Andere – wie die Prüfung zusätzlicher Videoüberwachung, eine Befragung und Untersuchung zu Sicherheitsempfinden und Kriminalitätsfurcht sowie die Ausdehnung der Prävention und die Einbeziehung der Stadtgesellschaft in die gemeinsame Strategie für mehr Attraktivität und Aufenthaltsqualität in Marburg-Mitte – sind aktuell in Arbeit oder Planung.