© Nadja Schwarzwäller i.A.d. Stadt Marburg
„Es ist ein ganz wichtiger zentraler Ort für die Universitätsstadt Marburg“, sagte Stadträtin Kirsten Dinnebier während der Jahrespressekonferenz der Stadtbücherei, die mit ihren Medien- und Dienstleistungsangeboten ein wichtiger Baustein sei, „der zur Steigerung der Lebensqualität, der kulturellen Attraktivität, der Integration, der Bildung und der Freizeitgestaltung beiträgt“. Die Bücherei sei sowohl ein Lebensraum wie ein auch Lernort, und das schon für die Kleinsten, betonte die Bildungsdezernentin. Sie freute sich gemeinsam mit Bibliotheksleiter Jürgen Hölzer und seinem Team über die große Beliebtheit der Einrichtung.
Und es ist noch mehr geplant: „Wir haben viel vor“, kündigte Hölzer gemeinsam mit der stellvertretenden Leiterin Cornelia Wiegand an. Um den Ansprüchen einer modernen Bibliothek gerecht zu werden, wird die Stadtbücherei zur Verwaltung und Präsentation ihres Medienangebotes demnächst mit einer neuen Bibliothekssoftware, neuer Technik für die Selbstverbuchung und einem neuen Online-Katalog an den Start gehen. Der Wechsel des Bibliothekssystems stelle „eine echte Herausforderung“ dar: „Es müssen neue Hardware und Software installiert, hunderttausende Datensätze ins neue System übertragen werden“, erklärte Hölzer.
Dafür ist von Montag, 24. Februar, bis Sonntag, 9. März, eine komplette Schließung der Stadtbücherei nötig. Auch der Online-Katalog und das Telefonnetz sind in dieser Zeit nicht erreichbar. Bei der „Onleihe“ kann es zu Einschränkungen kommen und mit dem Neustart des Systems werden auch die alten Konten zurückgesetzt. Alle näheren Informationen dazu finden Nutzer*innen auf der Homepage der Stadtbücherei. Unter www.marburg.de/stadtbuecherei ist auch der neue Online-Katalog zugänglich, der unter anderem eine Online-Anmeldung ermöglicht und ein „E-Payment“-Verfahren, worüber Gebühren von zuhause aus bezahlt werden können.
Ein Plus an Aufenthaltsqualität und Arbeitsmöglichkeiten
Mehr Komfort für Besucher*innen der Stadtbücherei wird es aber auch vor Ort geben. Bereits im vergangenen Jahr wurden im zweiten Stock neue Arbeitsplätze eingerichtet. Größere Tische, Strom- und USB-Anschluss an jedem Platz und individuelle Beleuchtung sorgen für bessere Voraussetzungen für alle, die die Bücherei zum Arbeiten nutzen. Zudem sind in diesem Bereich zusätzliche Türen eingebaut für noch mehr Ruhe bei Bedarf. In der Roman-Abteilung laden bequeme rote Lounge-Sessel zum Schmökern ein. Und ab dem zweiten Halbjahr 2020 sollen Besucher*innen eine neue kleine Terrasse mit Liegestühlen und Sonnenschirmen nutzen können.
Bildung für jedes Alter
Die Stadtbücherei bietet aber nicht nur Aufenthaltsqualität und Arbeitsmöglichkeiten, sondern auch kompetente Ansprechpartner*innen im Bereich Leseförderung und Lesemotivation für Kindergärten und Schulen. Im vergangenen Jahr fanden außerhalb der Öffnungszeiten zahlreiche erlebnisorientierte Bibliotheksbesuche statt: 11 Kindergartengruppen, 42 Schulklassen sowie vier Erwachsenen-Gruppen – annähernd 1000 Teilnehmer*innen waren 2019 Jahr bei Führungen zu Gast. Dabei setzt das Team auf neue Wege der Vermittlung. Aktuell wird ein Konzept getestet, bei dem Kinder und Jugendliche mit Tablets auf eine „digitale Schnitzeljagd“ durch die Stadtbücherei geschickt werden. An verschiedenen Stellen sind Hinweise versteckt, die das Passwort ergeben, womit das im Planspiel „lahmgelegte“ Computernetz wieder zum Laufen gebracht werden kann.
Die Zusammenstellung von Medienkisten zu besonderen Kindergarten- und Unterrichtsthemen bildet einen zusätzlichen Schwerpunkt in der Leseförderung. 105 Medienkisten zu speziellen Kindergarten- und Unterrichtsthemen wurden 2019 gepackt und ausgeliehen. Erstmals gab es in diesem Bereich auch spezielle Angebote für lokale Altenhilfeeinrichtungen – zum Beispiel eine Kiste mit Medien und Spielen, die ältere Menschen gezielt aktivieren sollen, Fachliteratur für die Pflegenden inklusive. Die drei Kisten waren sofort stark nachgefragt, so dass das Angebot noch erweitert werden soll, sagt Cornelia Wiegand. Außerdem haben sich die Spiele, die im vergangenen Jahr komplett neu ins Angebot der Stadtbücherei gekommen waren, sofort als „der Renner“ erwiesen. Sie belegen Platz eins unter den Medien, was den Umsatz angeht, gefolgt von den weiterhin sehr beliebten Hörbüchern.
Ab dem Frühjahr / Sommer können sich vor allem jüngere Nutzer*innen auf etwas Neues im Bestand freuen, nämlich die so genannten „Tonies“. Dabei handelt es sich um kleine Figuren, die als Datenträger fungieren. Sie werden auf eine „Tonie“-Box gestellt, die zuvor aufgeladen wird, und erzählen eine Geschichte. Buchstäblich kinderleicht bekommen junge Menschen im Kindergarten- und frühen Grundschulalter so Zugang zu Büchern und Geschichten. Eigentlich sei der Name „Stadtbücherei“ angesichts so vieler verschiedener Medien und Gattungen von Literatur über Musik, Konsolenspielen und Zeitschriften bis hin zu digitalen E-Books und E-Papern irreführend, stellte Hölzer fest: „Wir sind ein Medienmarkt.“
Zahlen und Fakten
Diesen „Medienmarkt“ besuchten im vergangenen Jahr drei Prozent mehr Menschen als im Vorjahr: 2019 waren es 93.096 statt 90.377 im Jahr 2018. Gleich geblieben ist die Zahl der so genannten aktiven Nutzer*innen. 27 Prozent der Nutzer*innen stammen aus dem Marburger Umland. 9.459 Besucher*innen haben mindestens einmal ein Medium aus der Stadtbücherei ausgeliehen. Die Gesamtausleihe der Stadtbücherei Marburg ist gegenüber dem Vorjahr um 4,5 Prozent auf 506.619 Ausleihen gestiegen, die Zahl der Medienentleihungen vor Ort mit 351.770 Medien konstant geblieben.
Die Nutzung der digitalen Onleihe-Ausleihen über das Internet hat mit einem Plus von 16,1 Prozent auf 154.849 Ausleihen erneut sehr deutlich zugelegt. An der Onleihe des Onleiheverbundes Hessen (www.onleiheverbundhessen.de) nehmen 108 hessische Bibliotheken teil. Damit ist die Stadtbücherei Marburg auf Platz drei – nur Frankfurt und Wiesbaden liegen weiter vorn.
Die Bibliothek selbst bietet mehr als 98.000 Medien auf einer Fläche von 1000 Quadratmetern und stellt ihren Kund*innen über das Internet zusätzlich 230.000 E-Medien als Lizenzen per Onleihe zur Verfügung. Die Medienangebote umfassen unter anderem Sachliteratur, Sprach- und Lernkurse, Belletristik, Kinder- und Jugendliteratur, fremdsprachige Literatur, Musik, Spielfilme, Hörbücher, Konsolenspiele, Gesellschaftsspiele, Zeitungen, Zeitschriften sowie digitale E-Books, E-Audios, E-Paper und E-Magazine. 8.913 neue Titel fanden im vergangenen Jahr ihren Weg in die Regale der Stadtbücherei.
Treffpunkt für Menschen aller Generationen
Regelmäßige Ausstellungen, Vorträge, Lesefeste, Krimifestivals, Spieleabende und häufig ausgebuchte Kinderveranstaltungen dokumentieren den hohen Stellenwert der Stadtbücherei als kulturellem Treffpunkt für Menschen aller Generationen. In diesem Jahr gibt es beispielsweise wieder ein Kinderprogramm. Für Mittwoch, 5. Februar, etwa ist eine Gruselnacht geplant.
Öffnungszeiten sind dienstags, donnerstags und freitags von 12 bis 18.30 Uhr sowie mittwochs und samstags von 10 bis 14 Uhr. Die einmalige Anmeldegebühr für Personen bis 18 Jahren beträgt 2,50 Euro, bei Personen, die älter als 18 sind, fünf Euro. Für Inhaber der Ehrenamtscard ist die Anmeldung kostenlos. Weitere Informationen gibt es auch online unter www.marburg.de/stadtbuecherei.