© Heiko Krause i.A.d. Stadt Marburg
„Die Natur bietet alles, was Kinder zum Spielen brauchen: Dort fühlen sie sich frei und können sich ausprobieren beim Klettern, Balancieren, Schnitzen. Dabei werden unter anderem Einfühlungsvermögen, Selbständigkeit und Lebensfreude gefördert“, sagte Stadträtin und Jugenddezernentin Kirsten Dinnebier während des Spaziergangs von der Kita in der Sankt-Martin-Straße zum Tipi der neuen Waldgruppe des AKSB. „Mit Naturmaterialien können sich die Kinder lange beschäftigen, sie bieten ihnen Raum für Kreativität und Phantasie. Ihre Sinne sowie die Grob- und Feinmotorik werden geschult. Auch die Bewegung an der Luft ist wichtig für ihre Entwicklung. Viele von Ihnen fühlen sich hier sicher an ihre eigene Kindheit erinnert“, so Dinnebier zu den zahlreich zur Eröffnung erschienenen Eltern und an Planung und Umsetzung Beteiligten, „denn Spielen im Wald war früher selbstverständlich und Sie wissen alle, wie schön es ist, im Matsch zu spielen“.
Mit der Waldgruppe der Kindertagesstätte „Die kleinen Strolche“ im Waldtal gebe es nun eine „sehr gelungene Kombination aus Kontakt mit der Natur und Unterstützung bei der Bereitstellung von Betreuungsplätzen“. Darüber freuen sich vor allem auch die AKSB-Geschäftsführerin Christina Hey, Einrichtungsleiterin Rebecca Koch und die ehemalige Leiterin Hildegard Fries-Kopper, die Kirsten Dinnebier beim Waldspaziergang begleitete. Die Stadträtin hob das Engagement der AKSB-Mitarbeitenden hervor, die auf die weiterhin hohe Nachfrage nach Betreuungsplätzen mit der Idee reagiert haben, eine Waldgruppe für 15 Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren anzubieten. Lobende Worte fand auch Ortsvorsteher Gerhard Dziehel. „Das Spielen im Wald ist gesund und härtet ab“, betonte er.
Hildegard Fries-Kopper bedankte sich insbesondere bei den Eltern, die sich auf dieses für sie neue Angebot eingelassen haben, und betonte: „Wir sind froh, dass wir nun gerade auch vielen Kindern aus geflüchteten Familien einen Kita-Platz anbieten und ihnen damit den Erwerb der deutschen Sprache und die Begegnung mit anderen Kulturen erleichtern können.“ Von der Idee im Januar 2019 bis zur Umsetzung dauerte es nicht lang: Bereits im Herbst vergangenen Jahres wurden die ersten Kinder in der Waldgruppe aufgenommen. „Die Stadt hat uns schnell grünes Licht gegeben“, freute sie sich, „deshalb konnten wir so zügig loslegen“.
Inzwischen treffen sich täglich elf Kinder, um am Vormittag das Tipi im Wald aufzusuchen. Bis zum Sommer soll die Gruppe auf 15 Kinder anwachsen. Am Nachmittag besuchen die Kinder die offenen Angebote in den Räumen der Kita und können so Kontakt zu allen Kindern der Einrichtung knüpfen und an den weiteren Bildungsangeboten der Kita teilhaben. Mit diesem Konzept erleben die Kinder die Vorzüge der Natur und die Gemeinschaft mit den anderen Kita-Kindern gleichermaßen.
Der schnelle Planungs- und Umsetzungsprozess verdeutliche laut Dinnebier die Stärken des AKSB: „Gerade im Stadtteil Waldtal ist das Zusammenspiel zwischen der Gemeinwesenarbeit und der Kinderbetreuung besonders wichtig und gelingt hier ausnehmend gut. Die Arbeit des AKSB wirkt gemeinschafts- und identitätsbildend und trägt zur Solidarität untereinander bei.“ Die Stadträtin bedankte sich beim Träger und bei den Eltern für die Flexibilität und die Bereitschaft, etwas Neues auszuprobieren und das somit entstandene zusätzliche Platzangebot, das auf die hohen Geburtenzahlen in den vergangenen Jahren in Marburg reagiere.
Die Stadt Marburg hat aufgrund dieser Entwicklung während der vergangenen Jahre den Ausbau weiterer Kinderbetreuungsplätze rasch vorangetrieben. So wurden allein 2019 für Kinder ab drei Jahren insgesamt 92 zusätzliche Plätze geschaffen, 20 davon beispielsweise im Waldkindergarten in Cappel. Für Kinder unter drei Jahren gab es 20 weitere Plätze. 2020 werde sich die Stadt gezielt auf die Stadtteile mit dem höchsten Betreuungsbedarf konzentrieren. So habe es etwa große Priorität, ein weiteres Platzangebot auf dem Richtsberg zu schaffen, wie die Stadträtin erläuterte.
Die neuen Plätze im Wald läuten den Reigen ein für die Schaffung weiterer Plätze. Die bisher dreigruppige Kindertagesstätte „Die kleinen Strolche“ ist nun um eine Gruppe reicher. Daneben bietet der Träger zwei Krippengruppen an – eine davon mit modellhaftem Ansatz –, sodass Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und sechs Jahren betreut und gefördert werden können. Finanziert wird der gemeinnützige Verein von der Stadt Marburg sowie dem Land Hessen.