„Es geht um die Zukunft der Stadt und wer wir sein wollen – und das ist keineswegs trivial“, erläuterte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies in Bezug auf die dritte Arbeitsgruppe „Marburg erfinden“. Diese soll die bereits bestehenden Arbeitsgruppen „Marburg erinnern“ zur Historie der Stadt und „Marburg erleben“ zu Festivitäten und Events ergänzen, die in Vorbereitung auf das Stadtjubiläum „Marburg800“ ins Leben gerufen wurden. Denn: „Das 800-jährige Stadtjubiläum soll nicht nur ein Rückblick mit großer Party sein“, betonte das Stadtoberhaupt während der Eröffnung der ersten öffentlichen Veranstaltung zu „Marburg800“. „Wir wollen auch den Blick in die Zukunft versuchen“, sagte Spies und verdeutlichte, dass dies „ein spannendes und anspruchsvolles Unterfangen“ sei – besonders dann, wenn die Stadtgesellschaft in all ihrer Vielfalt dabei mitwirke: „Und das ist unser Anspruch!“
Bereits in den ersten beiden Arbeitsgruppen haben neben städtischen Fachdiensten hoch motivierte Akteur*innen etwa aus Kultur, Sport, Universität und Tourismus vielversprechende Ideen entwickelt. Während des öffentlichen Impulsvortrags von Prof. Martina Löw erhielten 60 höchst aufmerksame Zuhörer*innen im Rathaus nun weitere Anregungen für die dritte Arbeitsgruppe „Marburg erfinden“. Dabei formulierte die Stadtsoziologin und ehemalige Marburger Studentin drei Ziele, die mit einer gründlichen „Phase der Erkundung“ einhergingen: Erstens solle nicht nur die Geschichte, sondern auch die alltäglichen Routinen der Stadt thematisiert werden; zweitens solle Eigenes bewahrt und Hemmendes beseitigt werden; drittens solle erkundet werden, was die Stadt an Gemeinsamkeiten eint. Dabei sollen auch diejenigen zu Wort kommen, die sich öffentlich nicht artikulieren.
Löw zitierte die Autoren Boris Pasternak und Harry Rowohlt, die die Universitätsstadt als schön und unvollendet, provinziell und akademisch beschrieben. Solche Ambivalenzen erörterten die Zuhörer*innen auch in der anschließenden lebhaften Diskussion. Zwiespältigkeit zwischen den beiden scheinbar gegenläufigen Trends von Globalisierung und lokaler Profilierung („Glokalisierung“) kennzeichnet der renommierten Stadtsoziologin zufolge Städte. Was kann ein Stadtjubiläum in diesem Zusammenhang leisten? So schloss die Berliner Professorin mit einer anregenden Frage zur Inspiration für weitere Ideen: „Wie kochen Sie ein schmackhaftes Marburger Menü – und wollen Sie weiter wie bisher kochen?“
Weitere Infos zu Marburg800 unter gibt es unter www.marburg.de/mr800.