© Heiko Krause i. A. Stadt Marburg
„Es ist schön zu sehen, dass das Angebot des Stadtteilbudgets von den Bewohnerinnen und Bewohnern im Waldtal gut angenommen wird und vor allem, was damit bereits geschaffen wurde“, sagte Stadträtin Kirsten Dinnebier. „Aus den nachbarschaftlichen Begegnungen, die mit dem Budget ermöglicht werden, können Freundschaften und gegenseitige Hilfsbereitschaft entstehen, die ein Stadtteilleben ausmachen.“
Im März vergangenen Jahres fand für alle Bewohner*innen des Programmgebiets Soziale Stadt Waldtal eine Informationsveranstaltung über die Einrichtung des Stadtteilbudgets im St. Martin-Haus statt. Es wurde eine Jury gewählt, die über die Verwendung der bereitgestellten Mittel von bis zu 3000 Euro jährlich entscheidet. Über das Stadtteilbudget können Ideen und kleine Projekte finanziert werden, die Aktionen des freiwilligen Engagements unterstützen, Bewohner*innen und lokale Initiativen aktivieren sowie die nachbarschaftliche Gemeinschaft stärken oder den Stadtteil verschönern.
Sieben Bewohner*innen unterschiedlichen Alters aus den verschiedenen Bereichen des Fördergebiets wirken in der Stadtteiljury ehrenamtlich mit. Bisher hat sich die Jury zu sechs Sitzungen getroffen, in denen insbesondere über jeweils vorliegende Projektförderanträge entschieden wurde. „Wir haben uns in der Zeit bereits viel besser kennengelernt“, berichtete Jurysprecherin Angela Schmidt. Und genau das sei das Ziel der Sozialen Stadt, betonte Peter Schmittdiel vom Fachbereich Kinder, Jugend und Familie, deshalb unterstütze die Stadt das bürgerschaftliche Engagement auch gerne.
Gemeinsam mit der Jury stellte die Stadträtin die bisher umgesetzten Projekte vor. „Wir haben mit den 3000 Euro viel bewegt und zwar aus dem Stadtteil für den Stadtteil“, betonte Schmidt. So habe es etwa ein offenes Bewegungsangebot für Frauen gegeben, die bei zehn Treffen Gelegenheit zur Begegnung und zum Trainieren hatten. Aktive Bewohner*innen hätten einen Halloween-Gruselspaß organisiert. Offen für alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsene wurde mit dem Ziel, nachbarschaftliche Begegnung zu fördern, ein Gruselhaus gestaltet.
Aktive Eltern errichteten in der St.-Martin-Straße einen Sandkasten für die Kleinsten. Wie Jury-Mitglied Janina Timpert berichtete, habe die Gemeinnützige Wohnungsbau GmbH (GeWoBau) den Spielort dankenswerterweise noch mit einem Wipptier und einer kleinen Rutsche ergänzt. Darüber hinaus sei in der Weihnachtszeit ein Lichterfest organisiert worden und für ältere bedürftige Menschen ein Weihnachtsessen mit Drei-Gänge-Menü. Auch das sei außerordentlich gut angenommen worden. „Es wurden die eigenen Ideen der Bewohner*innen umgesetzt, das stärkt besonders die Gemeinschaft“, lobte Dinnebier.
Gefördert werde jedes Projekt nur einmal, so Schmittdiel. „Aber es regt natürlich etwas an.“ Und der Gemeinschaft bleiben laut Britta Stadlmann-Golega vom Arbeitskreis Soziale Brennpunkte (AKSB) auch brauchbare Dinge dauerhaft erhalten, die von allen genutzt werden können, unter anderem Warmhaltekannen, die für das Weihnachtsessen angeschafft wurden, oder ein Pavillon, der bei Garten- und Straßenfesten aufgestellt werden kann.
Die Jury hat zudem Flyer und Beachflags erstellt, die über das Stadtteilbudget informieren und auf Projekte hinweisen. Die Anträge können beim AKSB abgeholt werden, der darüber hinaus auch eine Hilfestellung bei der Beantragung anbietet und die Mittel des Stadtteilbudgets verwaltet.
Bereits seit dem Jahr 2015 wird das Waldtal über das Bund-Länder-Programm Soziale Stadt gefördert, worüber eine infrastrukturelle Aufwertung des Stadtteils – unter aktiver Beteiligung der Bewohner*innen – erreicht werden soll. Unter anderem sind der Bau eines Nachbarschaftszentrums und die Gestaltung von Plätzen und Wegen vorgesehen. Einige Projekte wurden bereits verwirklicht.