© Thomas Steinforth, Stadt Marburg
„Gute Sozialpolitik nützt allen Bewohner*innen von Marburg, auch wenn sie nicht explizit Zielgruppe einer bestimmten sozialpolitischen Maßnahme sind. Soziale Leistungen in der Kommune sind ein Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität für alle“, sagte Stadträtin Kirsten Dinnebier bei der Begrüßung im Erwin-Pisactor-Haus und dankte den Teilnehmenden für ihr Kommen. Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies war wegen eines zeitgleichen Termins in Berlins verhindert, wandte sich aber per Video an die Teilnehmer*innen. „Leitbilder funktionieren nur, wenn sie breit getragen werden. Nur wenn alle Ideen, Vorschläge und Anregungen eingeflossen sind, dann kann ein Leitbild eine tragfähige Grundlage sein. Deshalb wollen wir heute die Leitsätze für dieses Leitbild zusammentragen. Jetzt sind Sie gefordert, Ihre Ideen, Ansprüche, Anforderungen, Beiträge dazu zu liefern. Danke, dass Sie hier sind.“, so das Stadtoberhaupt.
Mit dem Prozess der Kooperativen Sozialplanung will die Universitätsstadt Marburg die sozialen Dienstleistungen und Infrastruktur gemeinsam und an den Bedarfen der Menschen orientiert weiterentwickeln. Damit soll allen Marburger Bürger*innen die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht und die Lebenslagen benachteiligter Bevölkerungsgruppen verbessert werden. Den Rahmen hierfür bilden sozialpolitische Vorgaben und Ziele der Kommune auf der Grundlage von Leitlinien kommunaler Sozialpolitik.
Der Workshop „Leitlinien kommunaler Sozialpolitik“ der Universitätsstadt Marburg wurde maßgeblich von der Sozialplanerin Monique Meier vorbereitet und organisiert. Es waren 70 Teilnehmer*innen gekommen, darunter Vertreter*innen aus Verwaltung, Politik, von sozialen Trägern und Bürger*innen. Einen großen Anteil machten Teilnehmende von den Trägern aus. Moderiert wurde der Workshop von Dr. Andrea Soboth vom Institut für Regionalmanagement in Gießen. Ziel war es, gemeinsam Vorschläge für Leitlinien zu erarbeiten.
Nach der Begrüßung wurden die Mitglieder der 2018 gegründeten Steuerungsgruppe „Kooperative Sozialplanung“ vorgestellt und Iris Demel gab als Mitglied der Gruppe Einblick in den Sachstand der Kooperativen Sozialplanung in Marburg. Im Anschluss stellte Anna Kaczmarek-Kolb von der Statistik-Stelle eine aktuell laufende Befragung der Träger sozialer Angebote zwecks Bestandaufnahme vor und warb für die weitere Teilnahme.
Danach folge der aktive Teil. An neun Thementischen kamen die Teilnehmenden zusammen, um sich zu folgenden Handlungsfeldern auszutauschen: Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, Familien, ältere Menschen, von Armut bedrohte Menschen, Wohnungssuchende, Wohnungslose und Menschen in prekären Wohnungssituationen, Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen mit Fluchterfahrung, Menschen mit Beeinträchtigung/Behinderung, arbeitslose Menschen, Arbeitssuchende und nichterwerbsfähige Menschen, Ehrenamtliche, Initiativen und Nachbarschaftsnetzwerke.
© Thomas Steinforth, Stadt Marburg
Es wurde darauf geachtet, dass eine ausreichende Durchmischung von Vertreter*innen der verschiedenen Bezugsgruppen an den Tischen saßen. Die Diskussionen verliefen in zwei Abschnitten, in der Pause wechselten die Teilnehmer*innen den Tisch. Eine*r blieb am jeweiligen Tisch, in der „gastgebenden“ Rolle. Die Aufgabe dieser Person bestand darin, die Diskussionen zu strukturieren und protokollieren und die neuen Teilnehmer*innen der zweiten Tischrunde über den vorigen Stand zu informieren. Bürger*innen, Anbieter-, Politik- und Verwaltungsvertreter*innen arbeiteten konstruktiv zusammen und zeigten viel gemeinsame Entwicklungsbereitschaft.
An manchen Tischen wurden bereits konkrete Leitsätze verfasst, so zum Beispiel beim Schwerpunkt Wohnungslose: „Jeder Mensch soll in Marburg eine Wohnform finden, die ihm entspricht". „Nicht nur Tätigkeiten im Sinne der Erwerbsarbeit sollen als Arbeit gewürdigt werden“, bei dem Thema Arbeitslosigkeit. Tischübergreifend äußerten die Teilnehmer*innen vor allem die Notwendigkeit von niedrigschwelligen Angeboten und Beratungsstrukturen, Barrierefreiheit und die Ermöglichung von Teilhabe für alle. Auch der Wunsch nach mehr innovativen Ideen wurde häufiger geäußert, zum Beispiel in Bezug auf Bildungsangebote. Einigkeit herrschte darüber, dass Empathie und Wertschätzung in der Kommunikation elementar sind, um Menschen zu erreichen.
Moderatorin Dr. Andrea Soboth resümierte, dass auf jeden Fall ein sich schließender Kreis über die Tische hinweg erkennbar sei und viele Einzelpunkte miteinander in Verbindung stehen. Auch Stadträtin Kirsten Dinnebier zog eine positive Bilanz: „In einem guten konstruktiven Austausch und Zusammenwirken der verschiedenen Kompetenzen wurden heute viele Leitideen, Ziele und auch konkrete Maßnahmen zusammengetragen“. Die Ergebnisse des Workshops werden im Anschluss von der Steuerungsgruppe und der Verwaltung zu einer Vorlage zusammengefasst. Ziel der Arbeitsschritte ist der Beschluss eines „Leitbildes kommunaler Sozialpolitik“ durch das Stadtparlament. Die Unterlagen stehen online zur Verfügung: www.marburg.de/kooperativesozialplanung.