Im Frühjahr dieses Jahres hat das Stadtparlament beschlossen, das Marburg Blue Community wird und sich damit selbstverpflichtend zu den Grundsätzen der Blue Community bekannt. Die beinhalten, dass Wasser als Menschenrecht anerkannt wird, Wasserdienstleistungen in der öffentlichen Hand bleiben, Leitungswasser statt Flaschenwasser getrunken werden sollte und Partnerschaften mit internationalen Partnern gepflegt werden.
Anfang Juli hat Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies gemeinsam mit Stadtwerke Geschäftsführer Dr. Bernhard Müller das Blue-Community-Zertifikat entgegengenommen. Überreicht hat es die Geschäftsführerin der Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft aus Berlin, Christa Hecht.
Im Gegensatz zum Genuss von Trinkwasser aus der Leitung werden durch den Konsum von abgepacktem Mineral- und Tafelwasser aus Plastik- oder Glasflaschen große Mengen an Ressourcen verbraucht und Kohlendioxid freigesetzt. Dabei werden nicht nur für die Herstellung der Mehrweg- und Einwegflaschen selbst Rohstoffe und Energie verbraucht. Auch deren Transport, die Reinigung und der anschließende Recycling- beziehungsweise Entsorgungsprozess belasten Umwelt und Klima.
Vor allem der Gebrauch von Plastikflaschen ist in Zeiten einer zunehmenden Belastung von Natur und Umwelt durch Kunststoffe unnötig. Denn in der Folge entstehen Probleme wie beispielsweise die Ausbreitung von Mikroplastik in den Weltmeeren, die nicht nur unser Ökosystem, sondern auch die Gesundheit der Menschen bedrohen.
Als nachhaltige, umwelt- und klimafreundliche Stadt möchte Marburg daher von den Vorteilen überzeugen, Leitungswasser statt abgepacktem Flaschenwasser zu trinken. Trinkwasser aus der Leitung ist in Deutschland eines der am besten kontrollierten Lebensmittel und von erstklassiger Qualität. Darüber hinaus ist es einfach unschlagbar günstig.
Dieses gute Wasser gibt es auch öffentlich an den Trinkwasserbrunnen in der Stadt. Von den knapp 70 öffentlichen Brunnen und Wasserspielen sind 16 für Trinkwasser ausgewiesen. Das heißt: Aus Bären-, Löwen- oder Wildschweinköpfen sowie mehr oder weniger kunstvoll gestalteten Hähnen fließt das gleiche Wasser, das auch zu Hause aus der Leitung kommt. Gleiches gilt für die Trinkwasserbrunnen in den Marburger Schulen. Neun von zehn Schulen in der Stadt haben einen solchen Brunnen, der Wasser zum Trinken bietet. Sie alle sind gekennzeichnet: Ein Schild mit einem Becher-Symbol weist auf die Trink-Qualität des Wassers hin. Ist der Becher durchgestrichen, ist das Brunnenwasser nicht zum Trinken geeignet.
Die Trinkbrunnen in Marburg sind:
- Markt 1 – Marburger Rathaus - Erdgeschoss (auf der rechten Seite im Eingangsbereich)
- Frankfurter Straße 21 – vor dem Haus der Jugend
- Schneidersberg/Ecke Barfüßerstraße 49 – Bärenbrunnen
- Heumarkt (unterhalb des Gebäudes Barfüßerstraße 50)
- Landgraf-Philipp-Straße – Saukopfbrunnen (auf dem Weg zum Marburger Landgrafenschloss)
- Steinweg 35 – Mönchsbrunnen (Unterer Steinweg)
- Reitgasse (gegenüber Café Vetter)
- Ritterstraße (oberhalb der Lutherkirche, gegenüber Haus Nr. 13)
- Am Plan 1 (Zapfstelle aus dem „Löwenkopf“ – unterhalb des großen Brunnens)
- Wettergasse (zwischen Haus Nummer 40 und 42)
- Weidenhäuser Straße 104 – Brunnen Weidenhausen
- Hirschberg (gegenüber Haus Nr. 8)
- Christa-Czempiel-Platz – Richtsberg
- Am Grün 16 – vor dem BiP (Unterführung Rudolphsplatz)
- Leopold-Lucas Straße 20 – Georg-Gaßmann-Stadion (vor der Großsporthalle der Kaufmännischen Schulen – derzeit in Reparatur)
- Elisabethstraße 3 – Elisabethkirche (rechts vor dem Haupteingang)
Auch die Stadtverwaltung selbst will ihre Getränkeversorgung auf Wasser aus der Leitung schrittweise umstellen. Immer häufiger kommen bei Besprechungsterminen in den Fachdiensten schon Karaffen mit Leitungswasser auf dem Tisch. Geplant ist, die Verwaltungsstellen mit Wasserspendern auszustatten, die das Wasser auch mit Kohlensäure anreichern können. Das trifft den Geschmack vieler Menschen. Aus diesen Wasserspendern oder direkt aus der Leitung können dann die Karaffen für den täglichen Bedarf als auch für größere Veranstaltungen befüllt werden.
Zum Hintergrund
Die Initiative Blue Community hat ihren Ursprung in Kanada. Gegründet wurde sie dort durch das „Council of Canadians“, der größten zivilgesellschaftlichen Vereinigung Kanadas, die sich für soziale Gerechtigkeit und Umweltgerechtigkeit einsetzt. 2011 wurde die Stadt Burnaby die erste Blue Community Kanadas, 2013 folgten die Stadt und die Universität Bern die ersten Blue Communities außerhalb Kanadas. Weitere Universitäten, Kirchen, Gewerkschaften, Institutionen sind seither in der Schweiz der Bewegung Blue Community beigetreten.
In der europäischen Union ist die Stadt Paris seit März 2016 größte Blue Community. In Deutschland machen bislang München, Berlin und Marburg in der Initiative Blue mit.
Als Blue Community legt eine Stadt oder Gemeinde die Selbstverpflichtung ab, sich für die Ziele der Blue Communitys einzusetzen. Um diese zu erreichen, arbeiten in den Blue Communities Stadtverwaltung, lokale Wasserversorger, Universitäten, Schulen, Politik und Zivilgesellschaft zusammen.
In Marburg gibt es einen eigenen Runden Tisch „Blue Community“, in dem die Stadtwerke Marburg, die Philipps-Universität, die Studierendeninitiative „Blue Community“ der Universität, Vertreterinnen und Vertreter der Stadtverordneten, das ehrenamtliche Projekt „Refill Marburg“, Unicef Maburg und das Gesundheitsamt Marburg vertreten sind.