© Patricia Grähling, Stadt Marburg
„Heute reden wir über Unternehmensnachfolge: wir als Stadt schaffen mit der Wirtschaftsförderung die Rahmenbedingungen für die Unternehmen, aber dass die Wirtschaft funktioniert, dafür sorgen Sie“, eröffnete Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies das 5. Wirtschaftsforum im Cineplex. „Eine Unternehmensübergabe bietet Chancen, Herausforderungen, Konflikte und Möglichkeiten – ich bin gespannt, was Sie aus der Wirtschaft heute Abend berichten.“
Die Herausforderung interner und externer Unternehmensübergaben und -übernahmen sowie das Leben und Arbeiten in traditionellen Familienbetrieben - damit haben sich die Vertreter*innen der Firmen und Institutionen beim 5. Marburger Wirtschaftsforum im Cineplex beschäftigt. Unter Moderation von Daniel Mauke gab es dazu spannende Gespräche. Auf dem Podium saßen Thomas Hilberg (Marburger Gartencenter), Annette Klingelhöfer (Konditorei Café Klingelhöfer), Michaela Richter (Hotel Marburger Hof), Nikola Rust (Handwerkskammer Kassel) und Fabian Schmidt (Nachfolgekontor).
© Patricia Grähling, Stadt MarburgUnter dem Titel „(M)eine mögliche Zukunft?“ sprachen die Beteiligten über eigene Erfahrungen der Unternehmensübernahme und gaben Tipps aus Sicht der Praxis und der Unternehmensberatung. Michaela Richter erbte das Hotel Marburger Hof von ihrer verstorbenen Mutter und sah sich ohne intensive Vorbereitung der Übergabe mit mehreren Krisen konfrontiert. Sie berichtete davon, wie sie die Krisen meisterte und das Hotel nun seit 17 Jahren führt. Annette Klingelhöfer ist ebenfalls in einen Familienbetrieb eingestiegen – aktuell arbeitet sie gemeinsam mit ihrem Vater in der Führung der Konditorei und die Übergabe ist bereits seit längerer Zeit geplant. Sie übernimmt im Oktober dieses Jahres den Betrieb vollständig. Für sie sind Transparenz und Ehrlichkeit bei der Nachfolge und bei gemeinsamer Arbeit im Familienbetrieb besonders wichtig. Thomas Hilberg hat seinen Betrieb im Gegensatz zu Richter und Klingelhöfer nicht als Familienbetrieb übernommen, sondern ist ein sogenannter externer Nachfolger. Er übernahm 2019 das Marburger Gartencenter (früher: Gartencenter Pötschke), nachdem er zuvor als Head of Finance bei einem internationalen Konzern angestellt war. Die Entscheidung für das Gartencenter war eher zufällig und kam durch die Beratung der Industrie- und Handelskammer (IHK) zustande.
Nikola Rust von der Handwerkskammer Kassel berät Betriebe und Unternehmen, ebenso wie Fabian Schmidt vom Nachfolgekontor. Beide brachten ihre Sicht aus der Berater*innenperspektive ein. Sie gaben Tipps für die Unternehmensnachfolge: eine Nachfolge sollte möglichst frühzeitig geplant werden – das Stichwort ist hier „agieren statt reagieren“, es sollte vorab diskutiert werden, ob die Nachfolge intern im (Familien-)Betrieb oder extern erfolgen soll und gegebenenfalls ist eine externe Beratung hinzuzuziehen. Zudem ist es für die*den Geschäftsführer*in wichtig, darüber nachzudenken, ob sie*er bereit ist, emotional loszulassen und darüber, was mit der neu gewonnenen Freizeit gemacht wird. Zuletzt ein Tipp für die Nachfolger*innen: Vor einer Übernahme, besonders bei einer internen, sollte sich die Frage gestellt werden, ob sie wirklich Unternehmer*innen sein möchten und diese Rolle ausgefüllt werden kann. In einer abschließenden Fragerunde kamen Publikum und die Gäste der Gesprächsrunde miteinander in den Austausch. Die Veranstaltung wurde durch ein Beisammensein im Foyer vor dem Kinosaal beendet.
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