© Heiko Krause, Stadt MarburgAm 19. September 2015 wurde die bisherige Einbahnstraßenregelung im Straßenzug Robert-Koch-Straße/Bunsenstraße zu einem Zwei-Richtungs-Verkehr umgeändert. Ziel dieser Maßnahme ist es, die Elisabethstraße vom Verkehr zu entlasten, um den Straßenraum dort aufwerten zu können. Außerdem ist mit der Aufhebung der Einbahnstraßenregelung verbunden, dass kürzere Wege zu Zielen in der Innenstadt möglich sind. Darüber hinaus wurden in der Robert-Koch-Straße und Bunsenstraße Schutzstreifen für den Radverkehr markiert und sowohl in der Bahnhofstraße als auch in der Robert-Koch-Straße und Bunsenstraße Querungsmöglichkeiten für Fußgänger eingerichtet.
Nach der Verkehrsumstellung wurde der Verkehrsversuch sehr eng durch die zuständigen städtischen Fachdienste begleitet und beobachtet. Im Zuge dieser Beobachtungen wurden Verbesserungspotenziale ermittelt, umgesetzt und wieder überprüft. Die Entwicklung der Verkehrssituation und Ergebnisse der eingeleiteten Verbesserungsmaßnahmen werden hier dargestellt.
Da der vorweihnachtliche Einkaufsverkehr, der traditionell nach Marburg b(u)y Night einsetzt, die gesamte Innenstadt verkehrlich deutlich spürbar mehr belastet und nicht repräsentativ für den durchschnittlichen Marburger Berufsverkehr ist, wurden alle Erhebungen bis zum 25. November 2015 abgeschlossen.
Nach der Verkehrsumstellung am 19. September 2015 wurden in einer mehrwöchigen Eingewöhnungsphase erste Erfahrungen, Informationen und Beschwerden im Zusammenhang mit der Verkehrsumstellung gesammelt und in der AG Verkehr, in der unter anderem die Straßenverkehrsbehörde, der Fachdienst Tiefbau, der Regionale Verkehrsdienst der Polizei Marburg und die Stadtwerke Marburg vertreten sind, erörtert. Hier wurde auch festgelegt, die neue Verkehrssituation am 14. Oktober 2015 über einen gesamten Tag hinweg durchgehend zu beobachten und zu dokumentieren.
Im Zuge dieser ganztägigen Verkehrsbeobachtung wurden
- Im 15 Minutentakt Staulängenmessungen auf der B3-Abfahrt, der Ernst-Giller-Straße und der Robert-Koch-Straße,
- Reisezeitmessungen abwechselnd von der B3-Abfahrt, ab der Ortstafel und der Schlosserstraße bis über die Kreuzung Bahnhofstraße/Robert-Koch-Straße und
- Allgemeine Verkehrsbeobachtungen durchgeführt.
Diese erste umfassende Verkehrsbeobachtung hat ergeben, dass
- durch den Rückstau in der Bahnhofstraße erhebliche Verspätungen im Busverkehr aufgetreten waren,
- Rückstaus an diesem Tag auf der B3-Abfahrt max. bis zur Parkplatzzufahrt im Afföller bzw. zur Kreuzung Neue Kasseler Straße/Mauerstraße (jeweils circa 500 Meter von der Ampel Bahnhofstraße/Robert-Koch-Straße) aufgetreten sind,
- die maximale Reisezeit von der Kreuzung Neue Kasseler Straße/Schlosserstraße bis über die Kreuzung Bahnhofstraße/Robert-Koch-Straße maximal 8.22 Minuten betrug,
- die maximale Reisezeit von der Ortstafel auf der B3-Abfahrt bis über die Kreuzung Bahnhofstraße/Robert-Koch-Straße maximal 6.02 Minuten betrug,
Nach der Auswertung dieser ersten umfassenden Verkehrserhebung wurde zur Reduzierung der ÖPNV-Verspätungen auf der Elisabethbrücke versuchsweise eine Einfädelungsspur für Busse vom Bahnhofsvorplatz angeordnet, die Koordinierung zwischen den Ampelanlagen an der B3-Abfahrt und der Kreuzung Bahnhofstraße/Robert-Koch-Straße angepasst, die Grünzeit stadteinwärts erhöht, eine Aufstellfläche für Rechtsabbieger vor der Fußgängerfurt in der Rosenstraße geschaffen und die provisorische Wegweisung in Richtung Stadtmitte verdeutlicht.
Eine weitere umfassende Verkehrsbeobachtung am 25. November 2015 zeigte, dass die eingeleiteten Maßnahmen deutliche Verbesserungen hervorgebracht haben. So reduzierte sich im Tagesdurchschnitt die durchschnittliche Rückstaulänge spürbar, obwohl auch an diesem Tag das Rückstaumaximum bei rund 500 Metern lag.
Die Verspätung der Busse vom Bahnhofsvorplatz in Richtung Bahnhofstraße wurde deutlich reduziert. Weiterhin haben sich die Reisezeiten stadteinwärts in den Spitzenzeiten zum Teil deutlich reduziert.
Entwicklung der maximalen Reisezeit [Min.] von der Schlosserstraße zur Rosenstraße© Universitätsstadt Marburg
Entwicklung der maximalen Reisezeit [Min.] von der Ortstafel auf der B3-Abfahrt zur Rosenstraße© Universitätsstadt Marburg
Die Auswertung einer automatisierten Verkehrszählung, die parallel zur zweiten Verkehrsbeobachtung am 25. November 2015 in der Elisabethstraße und der Robert-Koch-Straße durchgeführt wurde hat gezeigt, dass die Robert-Koch-Straße stadteinwärts derzeit tatsächlich nur von circa 10 Prozent der motorisierten Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer genutzt wird.
Weiterhin zeigt der Vergleich mit Verkehrszählungen aus der Vergangenheit, dass die stadteinwärts fließende Verkehrsmenge nahezu identisch, beziehungsweise nach der Verkehrsumstellung am 19. September 2015 sogar minimal gestiegen ist.
Stadteinwärts fließende Verkehrsmenge in 24 Stunden (Messpunkte Elisabethstraße und am 25.11.2015 in der Robert-Koch-Straße)© Universitätsstadt Marburg
Weitere Auswertungen lassen darauf schließen, dass eine Verkehrsverdrängung auf andere Stadtzufahrten bisher nicht erfolgt ist. Vielmehr gibt es eine bessere zeitliche Verteilung des starken Berufsverkehrsaufkommens in den Spitzenzeiten.
Der Verkehrsversuch in der Nordstadt ist ein laufender Prozess, der permanent weiter beobachtet und verbessert wird. Es ist vorgesehen, die Koordinierung zwischen den Ampelanlagen an der B3-Abfahrt und der Kreuzung Bahnhofstraße/Robert-Koch-Straße noch etwas weiter zu optimieren. Hierbei ist jedoch Vorsicht geboten, dass der stadtauswärts fließende Berufsverkehr hierdurch nicht so stark behindert wird, dass große Rückstaus in der Robert-Koch-Straße und Bunsenstraße entstehen. Die Umsetzung dieser verbesserten Koordinierung soll nach Möglichkeit bereits im Januar 2016 erfolgen. Die Vorbereitung hierfür sind nahezu abgeschlossen.
Durch eine veränderte Beschilderung sollen die Nutzung von Robert-Koch-Straße und Bunsenstraße und die Entlastung der Elisabethstraße gefördert werden.
Auf Grund der genannten Optimierungsmaßnahmen, mit der Beseitigung vieler kleiner Baustellen, die im Zusammenhang mit der Erneuerung der Versorgungsinfrastruktur zuletzt im Stadtgebiet vorhanden waren und durch die Eingewöhnungseffekte bei den Verkehrsteilnehmern ist zu erwarten, dass der Trend zur Verbesserung der Verkehrsabläufe im Rahmen der neuen Verkehrsführung weiter ausgebaut werden kann.