© Nadja Schwarzwäller, i.A. d. Stadt Marburg
Die Themen, die den Menschen in Michelbach sprichwörtlich unter den Nägeln brennen, sind vor allem der Bau einer neuen Sporthalle und der eines Radwegs nach Marburg. Beides wurde mehrfach in die Diskussion im Bürgerhaus eingebracht. Was eine Radwegverbindung angeht, habe diese oberste Priorität, betonte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. Er warb aber um Verständnis dafür, dass bis dahin noch zwei Jahre vergehen werden. „Wir sind mit großem Nachdruck dran, aber es ist ein aufwändiges Verfahren“, so Spies.
Unter anderem muss für den möglichen Bau eines Radwegs ein Naturschutzgutachten erstellt werden, das eine so genannte „Vegetationsperiode“ umfasst und damit bereits ein Jahr in Anspruch nimmt. Es habe auch einen Moment gedauert, bis alle Beteiligten an einem Tisch saßen – die Straßen, die von Michelbach in die Marbach führen, gehören nur zum Teil der Universitätsstadt und zum Teil auch dem Land und dem Landkreis. Da der Wald zudem ein FFH-Gebiet ist, also speziellen Schutzbestimmungen unterliegt, müssen zusätzliche Dinge beachtet werden.
Hinweise von den Bürger*innen, wie zum Beispiel darauf, dass im Bereich der Weinstraße, die von vielen Menschen mit dem Fahrrad genutzt wird, der Schotter zu grob und damit gefährlich sei, nahm der Oberbürgermeister aus der Diskussion mit und versprach, diese mit dem Tiefbauamt zu besprechen. An mehreren Stellen im Stadtgebiet sei es durch ähnliche Hinweise bereits dazu gekommen, dass Strecken mit „wassergebundenen Decken“ versehen wurden und nun komfortabler von Radfahrer*innen und Menschen mit Rollatoren oder Kinderwagen genutzt werden können.
Beim Thema „Neubau einer Sporthalle“ zeigte Spies Verständnis für die Erwartungshaltung in Michelbach. Allerdings verwies er auf den Sportentwicklungsplan der Stadt aus dem Jahr 2010, den er als „außerordentlich ambitioniert“ bezeichnete – selbst in dem sei eine Sporthalle für den Stadtteil noch nicht vorgesehen gewesen. Der Plan werde aber derzeit überarbeitet und Spies erklärte, es sei sein Wunsch, dass Planungsmittel in den kommenden Haushalt aufgenommen werden.
Außerdem sei es sinnvoll, im Zuge der für die nächsten Jahre geplanten Sanierungen der Bürgerhäuser in den Stadtteilen zu überlegen, inwieweit das Bürgerhaus multifunktional genutzt werden könne. Allerdings stehen an der Stelle andere Bürgerhäuser wegen eines deutlich höheren Sanierungsbedarfs vorne an. Für Ortsvorsteher Peter Aab ist die Sporthalle das Thema mit höchster Priorität für Michelbach.
Ein Mitglied des Ortsbeirats sprach das Thema Windräder beim Vorortdialog an und fragte den Oberbürgermeister nach dessen Einstellung zur Windkraft. „In der Klimakrise ist es bereits später als fünf vor zwölf“, stellte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies zunächst fest. Regenerative Energien zu nutzen, müsse deshalb künftig dazugehören. Was die Frage, ob Windräder gebaut werden sollten und was mögliche Standorte von Windrädern im Stadtgebiet Marburg angeht, betonte das Stadtoberhaupt, dass es für die Stadt keine Handhabe bei der Festlegung der Orte gebe und bei der Frage, ob gebaut werden dürfe. „Wir sind an den Teilregionalplan gebunden, der diese möglichen Standorte bereits festgelegt hat“. Einfluss nehmen könne die Stadt nur bei der Frage, wie der Bau umgesetzt werde und ob die Bürger*innen einen Anteil vom Ertrag erhalten - was möglich sei, wenn man Windkraft-Projekte mit den Marburger Stadtwerken umsetzt und nicht darauf warte, ob ein privater Investor die Windräder baut. Das Thema müsse allerdings „offen und in Ruhe“ besprochen werden, so Spies.
Auch Umwelt und Kultur gehörten zu den Themen, zu denen Fragen an Oberbürgermeister und Ortsvorsteher gestellt wurden. Wie man der weiteren Reduzierung von Kalt- und Frischluft für den Stadtteil entgegenwirken wolle, sollte es zu einer weiteren Bebauung durch die Behring-Nachfolgefirmen in Görtzhausen kommen, lautete eine Frage. Dr. Thomas Spies antwortete, es werde ein Klimagutachten erstellt, das genau diese Problematik untersuche. Und das nicht nur den Ist-Zustand angesichts der bereits erfolgten Bebauung berücksichtige, sondern auch den „Null-Zustand“ zuvor.
Auch die hohen Nitratwerte im Michelbacher Trinkwasser kamen zur Sprache. Hier wurde unter anderem vorgeschlagen, das Wasser durch den Zufluss aus anderen Quellen zu durchmischen. Ortsvorsteher Peter Aab erklärte, dass auch im Ortsbeirat eine mögliche Zufuhr nach Michelbach von den neuen Sammelbehältern, die wegen des erhöhten Wasserbedarfs in Görtzhausen entstehen sollen, Thema im Ortsbeirat gewesen ist. Dieser Vorschlag werde geprüft.
Was die Unterstützung von Kulturprojekten angeht, wurde der Wunsch nach einem „Kultur-Kümmerer“ an den Oberbürgermeister herangetragen. Wenn man für ein Projekt mehrere städtische Fachdienste benötige, wäre es sinnvoll, einen Ansprechpartner zu haben, der die Wege in die Verwaltung dann gebündelt suchen könne. Dr. Thomas Spies wies darauf hin, dass im Kulturamt nur ein vergleichsweise kleines Team arbeite, aber er versprach, sich um den Wunsch zu kümmern.