Der Vortrag mit Diskussion fand anlässlich des internationalen „Transgender Day of Remembrance“ (TDoR) fand im Rathaus statt. Der TDoR ist ein internationaler Gedenktag im November. An diesem Tag wird an Menschen erinnert, die durch transfeindliche Gewalt starben. Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies begrüßte Lois Stettler und alle Anwesenden im Historischen Saal, der „guten Stube hier im Rathaus“. Er dankte dem Gleichberechtigungsreferat und dem Autonomen InterTrans*-Referat dafür, dass sie die Veranstaltung und das Thema ins Rathaus geholt hatten. „Es passt bestens zu unserer bunten, vielfältigen, weltoffenen und toleranten Stadt, in der wir dafür einstehen, dass alle Menschen glücklich leben können“, erklärte er.
Lois Stettler dankte seinerseits dem Oberbürgermeister und der Stadt, „hier im Rathaus sprechen zu können. Das ist alles andere als selbstverständlich“, so Stettler. Dabei sei es besonders wichtig, Raum und Gelegenheit für Informationen und für offene Diskussionen zu haben. Stettler macht Poetry Slam und Theater, singt und setzt sich für die queere Szene in der Schweiz und in Deutschland ein. „Trans* bedeutet, dass Menschen sich nicht mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, identifizieren“, erklärte Lois Stettler zunächst grundlegend. Im Laufe des Vortrages und der anschließenden regen Diskussion ging Stettler auf Fragen ein, die sich viele Menschen im Umgang mit trans*-Personen stellen. Stettler machte deutlich, dass inter und trans* unterschiedliche Bedeutungen haben und dass „trans* nichts mit der sexuellen Orientierung, einem Verkleiden oder einer Perversion zu tun hat“.
Lois Stettler nannte zudem einige Beispiele, die den Anwesenden einen Eindruck davon gaben, welche unangenehmen Situationen für trans*-Menschen entstehen können – etwa schon bei der Frage, auf welche Toilette eine trans*-Person geht. Wenn beispielsweise eine trans*-Frau auf eine Toilette gehe, die mit „Damen“ beschildert ist, aber die dort anwesenden Frauen meinen, dass die trans*-Person keine Frau sei, führe das im Alltag oft zu unangenehmen Situationen oder gar zu diskriminierenden und teilweise übergriffigen Vorfällen. „Die Geschlechtsidentität ist eine sehr private Angelegenheit, deshalb liegt es bei der trans*-Person selbst, ob und wann sie sich vor wem als trans* zu erkennen gibt“, betonte Stettler.
Auch die Bürokratie und die Medizin stellen trans*-Menschen vor eine große Hürde: „Es ist schwierig, eine Personenstandsänderung vornehmen zu lassen. Und trans*-Menschen, die medizinische Eingriffe vornehmen lassen wollen, müssen oft lange dafür kämpfen, diese bewilligt und finanziert zu bekommen.“
Während und nach dem Vortrag gab es reichlich Fragen und Diskussionen aus dem Publikum, unter anderem dazu, wie man sich selbst verhalten oder trans*-Personen begegnen soll. Einige berichteten von eigenen Erfahrungen aus dem eigenen Privatleben oder auch aus dem beruflichen Umfeld, in denen sie trans*-Personen beraten. Ein wichtiger Ratschlag von Stettler an alle, für die das Thema eher neu war: „Sich Wissen in Themenbereichen anzueignen, die bisher unbekannt sind, kann dazu beitragen, Ängste und Vorurteile abzubauen. Einander in Ruhe zuhören, offen dafür sein, die gewohnten Gedankengänge zu durchbrechen und jeden Menschen mit Respekt zu behandeln, kann trans*-Menschen schon ungemein helfen.“