Rund eineinhalb Jahre Bauzeit, tonnenweise Sandstein, Stahl, Beton und Asphalt und tausende Arbeitsstunden in liebevoller Handarbeit hat es gebraucht – nun ist die Weidenhäuser Brücke fast fertig und sieht wieder nahezu so aus, wie auf Postkartenmotiven vergangener Zeiten. Am 10. August soll das Bauwerk wieder für den Verkehr freigegeben werden. „Wir freuen uns sehr, dass wir die Bauzeit verkürzen und die Brücke früher als geplant wiedereröffnen können“, sagt Bürgermeister und Baudezernent Wieland Stötzel. „Die Weidenhäuser Brücke erstrahlt nun bald wieder in frisch saniertem Glanz und wird dann ohne Baugerüste wieder die Marburger Stadtansicht zieren. Das wollen wir natürlich mit allen Interessierten bei einem Brückenfest feiern. Am 10. August werden wir gemeinsam die Weidenhäuser Brücke wieder für den Verkehr freigeben.“
Bis zur Wiedereröffnung hat sich auf der Brücke einiges bewegt – vor allem an Masse: Auf der Brücke haben die Baufirmen zunächst Geländer, Gesimse und Sandsteine abgebaut und in Werkstätten zur Restaurierung abtransportiert. Unter der Brücke wurden die Pfeiler trockengelegt, um dort Traggerüste zur Entlastung der Brückenbögen einbauen zu können. Um beispielsweise einen Pfeiler trocken zu legen, hat der DBM 20 Kubikmeter Holz und 300 Tonnen Stampflehm verbaut. Ein Fischereiökologe hat dann noch die Fische, Muscheln und Schnecken, die sich in den trockengelegten Bereichen um die Pfeiler befanden, eingesammelt und in die fließende Lahn gesetzt.
Es folgte der Einbau der Traggerüste – jeder Bogen wurde dabei jeweils von rund 110 Tonnen Stahl gehalten – bevor die Füllung der Brücke ausgeräumt werden konnte. Der Stahl stützte die historischen Brückenbögen. Als die Bögen freigelegt waren, ging es mit dem Neuaufbau der Brücke los: Stahlgeflecht kam auf die Bögen, verfüllt mit Beton, um so die Statik der Brücke zu verbessern. Die Steine wurden wieder eingebaut, ein Fußgängersteg angebaut, Leitungen verlegt. In der nächsten Woche werden die historischen Geländer wieder eingebaut. Diese befanden sich zur Aufarbeitung in einer Werkstatt, die sich der schmiedeeisernen Geländer angenommen hatte.
Aktuell wird außerdem der Kreuzungsbereich Weidenhäuser Straße erneuert, ebenso wie der Kreuzungsbereich am Rudolphsplatz. „Beide Maßnahmen waren in der ursprünglichen Planung zur denkmalgerechten Sanierung der Weidenhäuser Brücke nicht enthalten“, so Stötzel. Die Bereiche werden nun zusätzlich während der Bauarbeiten an der Brücke saniert. „Wir nutzen die bestehende Sperrung aus und die Tatsache, dass am Rudolphsplatz derzeit weniger Verkehr fließt und machen diese Arbeiten in einem Zuge mit. So wollen wir vermeiden, dass wir die Brücke oder die beiden Kreuzungsbereiche in der nächsten Zeit nochmal sperren müssten“, führt der Baudezernent aus.
Wenn der Verkehr ab dem 11. August abends wieder rollt, sind die Bauarbeiten noch nicht ganz abgeschlossen: Die letzten Sanierungsarbeiten unter der Brücke werden dann noch fertiggestellt, damit das Bauwerk aus dem 19. Jahrhundert auch in Zukunft Marburgs Stadtansicht zieren und als wichtige Verkehrsader zur Überquerung der Lahn dienen kann. Die Rad- und Gehwege unter dem Bauwerk werden dann noch hergestellt und Sandsteine unterhalb der Brücke saniert, entsalzt und gegebenenfalls ausgetauscht. Auf den Verkehr auf der Brücke wird dies keine Auswirkungen mehr haben.