Die Sammelbezeichnung „Wildbienen“ steht für eine Vielzahl unterschiedlicher Bienenarten, die, anders als die Honigbiene, nicht vom Menschen als Nutztiere gehalten werden. Die Bezeichnung sagt aber nichts über ihren „Charakter“ aus: Wildbienen sind sehr friedliche Tiere, die nur im äußersten Notfall stechen.
Manche Wildbienen sehen der bekannten Honigbiene ähnlich, sind aber in der Regel deutlich kleiner. Eine Ausnahme stellen die recht großen ebenfalls zu den Bienen gehörenden Hummeln dar.
Wildbienen sind enorm wichtig für die Bestäubung von Blüten!
Mit ihren Blütenbesuchen leisten die Wildbienen einen erheblichen Beitrag zur Bestäubung von Blütenpflanzen. Damit erfüllen sie eine wichtige Funktion beim Erhalt der Artenvielfalt (Biodiversität). Zudem haben sie einen großen wirtschaftlichen Nutzen, da sie zu den wichtigsten Bestäubern unserer Nutzpflanzen gehören und damit Erträge z.B. beim Obstanbau erst möglich machen.
Wildbienen sind Individualisten
Wildbienen bilden keine Staaten und bauen somit auch keine Gemeinschaftsnester (eine Ausnahme stellen auch hier die Hummeln dar). Vielmehr legt jede einzelne weibliche Wildbiene eine oder mehrere Brutröhren an, in die sie Futter einträgt und darauf jeweils ein Ei ablegt. Man spricht hier von Solitärbienen. Die sich aus dem Ei entwickelnde Larve ernährt sich dann von den Futtervorräten. Die Röhre wird schließlich mit geeignetem Material verschlossen. Manche Wildbienenarten legen auch in einer Brutröhre mehrere Brutzellen hintereinander an. Jede einzelne davon wird mit Futter und einem Ei bestückt und dann verschlossen.
Danach kümmern sich nicht mehr um Ihre Nachkommenschaft!
Je nach dem, um welche Wildbienenart es sich handelt, werden die Brutröhren in unterschiedlichem Material angelegt: Die einen nutzen hohle Pflanzenstängel, andere bevorzugen morsches Holz. Wieder andere graben ihre Brutröhren in den Boden.
Da manche Arten bei den Brutröhren im Boden sandiges Substrat bevorzugen, gibt es gelegentlich Berührungspunkte zwischen Mensch und Wildbiene. Nämlich dann, wenn sich die Tiere einen Sandkasten auf einem Kinderspielplatz für die Anlage ihrer Brutröhren ausgesucht haben. Einzelne Tiere würden da kaum auffallen, aber einige Wildbienenarten lieben es, in enger Nachbarschaft mit Artgenossen zu leben. Sie bilden sogenannte Kolonien: Jede für sich, aber doch in einer Gemeinschaft. Und dann sieht man an sonnigen Tagen auf einmal zahlreiche Bienen, die dicht über den Sand fliegen, sich niederlassen und anfangen zu graben, wo doch eigentlich die Kinder spielen sollen.
Kein Grund zur Panik!
Erwachsene sehen dann oft die Gefahr, dass die Kinder von aggressiven Bienen angegriffen und gestochen werden.
Hier können wir Entwarnung geben:
Wildbienen verteidigen ihre Brut nicht!
Dies ist ein Unterschied zu den Honigbienen und manchen Wespenarten, die in Staaten leben und in konzertierten Aktionen echte oder vermeintliche Bedrohungen für ihr Volk angreifen.
Viele Wildbienen können zwar stechen, tun dies aber nur, wenn sie selbst bedrängt werden, etwa, wenn man sie fängt und zwischen den Fingern drückt, wenn man darauf tritt oder wenn sie zwischen Kleidung und Haut geraten.
Gut zu wissen, wenn es doch einmal zu einem Stich kommt:
- Der Stich einer Wildbiene ist viel harmloser als der einer Honigbiene.
- Der Stich einer Wildbiene löst nur einen leichten Schmerz aus, der nach wenigen Minuten wieder verschwindet. (Die Wirkung von Brennnesseln ist deutlich unangenehmer).
- Der Stachel einer Wildbiene bleibt nicht in der Haut stecken, wie es bei der Honigbiene der Fall ist. Bei vielen Arten ist er sogar zu schwach, um überhaupt in die Haut einzudringen.
Übrigens:
- Nach der Eiablage und dem Verschließen der Brutröhren kümmern sich die Wildbienen nicht mehr um ihre Nachkommenschaft.
- Aus den Eiern entwickeln sich Larven, die später im Jahr oder im nächsten Frühjahr als voll entwickelte Bienen ihre Brutröhren verlassen. Diese paaren sich und suchen dann geeignete Plätze, wo sie ihrerseits Brutröhren anlegen können. Das Ganze beginnt von vorn.
- Die Brutröhren der Wildbienen reichen so tief in den Boden, dass spielende Kinder nicht mit den Eiern und Larven in Kontakt kommen. Also für beide Seiten kein Problem!
Dass sich in manchen Jahren das Auftreten von Wildbienen häuft, wie im Frühjahr 2019, hängt möglicherweise mit günstigen Witterungsbedingungen im Vorjahr zusammen.
Wie Sie etwas für die Wildbienen tun können, erfahren zu z.B. in dem Faltblatt "Ein Platz für Wildbienen und Co." des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH).
Weitergehende Informationen erhalten Sie auf der Homepage des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH).
Haben Sie weitere Fragen, können Sie sich gern an die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Marburg unter der Telefonnummer 06421/201-1708 wenden. Oder Sie schreiben uns eine E-Mail an: naturschutz@marburg-stadt.de.