© Thomas Steinforth, Stadt Marburg
„Die Oberstadt ist das Herz von Marburg und für die Attraktivität und das Lebensgefühl unserer Stadt völlig unverzichtbar“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies bei der Begrüßung der rund 50 Gäste zum Business-Treff. „Mit dem laufenden Prozess wollen wir die Lebendigkeit des Quartiers zukunftsfähig machen. Der Sinn der heutigen Veranstaltung ist es, Sie als Gewerbetreibende und kreativ Schaffende zusammenzubringen, um Synergien und gute Ideen zu entwickeln“, so das Stadtoberhaupt. Nachdem die Aktivitäten des Zukunftskonzepts Oberstadt wegen Corona zeitweise ins Netz verlegt wurden, lädt die Stadt nun auch wieder zu Präsenz-Veranstaltungen ein, die unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln stattfinden.
Ergebnisse der Befragung
„Sie als Gewerbetreibende und Kreative sind unsere Expert*innen vor Ort“, bekräftigte auch Sabine Herz vom Stadtplanungsbüro, das die Entwicklung des Oberstadt-Konzepts begleitet. Ihre Kollegin Alena Röhrich stellte die Ergebnisse der Befragung der Oberstadt-Gewerbetreibenden vor. 310 Gewerbetreibende hat die Stadt angeschrieben: 70 Prozent gehören zum Einzelhandel, von denen zwei Drittel ausschließlich von ihren lokalen Läden leben. Etwa die Hälfte der Betriebe hat mehr als sechs Mitarbeiter*innen, nur ein Drittel besitzt die eigene Geschäftsimmobilie, die anderen mieten ihre Räume. 55 Gewerbetreibende haben an der Umfrage teilgenommen und sich zurückgemeldet.
© Thomas Steinforth, Stadt Marburg
Die meisten der teilnehmenden Geschäftsleute haben einen bestehenden Betrieb übernommen. Die Attraktivität des Standortes ist für viele ein Grund, ihr Geschäft in der Oberstadt zu betreiben. Am zufriedensten sind sie mit Lage und Größe ihrer Räumlichkeiten und dem Miteinander in der Oberstadt. Weniger gut bewertet wurden die Parkplatzsituation und Themen wie Lärm und Sauberkeit. Am wichtigsten ist den Gewerbetreibenden, dass Leerstände zwischengenutzt werden und dass es ein gemeinsames Standortmarketing für die Oberstadt geben soll.
Der Business-Treff
In vier Arbeitsgruppen diskutierten die 50 Gewerbetreibenden beim Business-Treff:
- Ladenflächen, Leerstand, Gewerbe
- Sauberkeit in der Oberstadt
- ÖPNV, Erreichbarkeit, Parkraum und Anlieferung
- Angebotsvielfalt
Die Gruppenarbeit lief nach der World-Café-Methode ab: pro Tisch eine fixe Person, die moderiert, nach 25 Minuten Austausch der Gruppen, insgesamt zwei Wechsel. Ihre Ideen schrieben die Teilnehmer*innen direkt auf große Papiertischdecken.
© Thomas Steinforth, Stadt Marburg
Das große Plus und Alleinstellungsmerkmal der Oberstadt sei die Angebotsvielfalt der vielen inhabergeführten Geschäfte in der mittelalterlichen Oberstadt, lautet ein Ergebnis der Diskussion. Damit hebe sich Marburg vom „Mainstream-Shopping“ ab. Was noch fehlt, sei mehr Werbung genau dafür, so die Meinung der Teilnehmer*innen. Durch die Verbindung von Einkauf mit Kultur könnte ein Erlebnischarakter geschaffen werden, zum Beispiel mit Schaufensterkonzerten oder Kunst in Geschäften. Gegen Leerstand könnte eine eventuell eine Vermittlungsbörse oder ein Dialogforum helfen, in dem sich Immobilienbesitzer*innen und potentielle Mieter*innen finden und austauschen können, lautete ein weiterer Vorschlag. Auch eine zentrale Online-Plattform, die alle Angebote der Marburger Oberstadt präsentiert, war eine Anregung, die vielen Anwesenden zusagte. Lob gab es allenthalben für den Stadt-Geld-Gutschein der Stadt, der als sehr gelungene Aktion wahrgenommen wird.
© Thomas Steinforth, Stadt Marburg
OB Spies dankte allen Beteiligten für ihr Kommen und ihre Vorschläge. Der städtische Projektkoordinator des Zukunftskonzepts Oberstadt, Stefan Blümling, wies zum Abschluss auf die Perspektivenwerkstatt am 23. August im Erwin-Piscator-Haus (11 bis 17 Uhr) hin. Bei der öffentlichen Veranstaltung, zu der voraussichtlich rund 100 Teilnehmer*innen zugelassen werden können, sollen aus den gesammelten Vorschlägen gemeinsam konkrete Visionen und Projektideen entwickelt werden, die in das Zukunftskonzept einfließen.
Das Beteiligungsprojekt „Zukunftskonzept Oberstadt“ hat im Sommer 2019 mit den Rote-Sofa-Aktionen auf öffentlichen Plätzen begonnen. Begleitet wird der Beteiligungsprozess „Zukunftskonzept Oberstadt“ von einer Koordinierungsgruppe, in der alle wichtigen Gruppen und Akteur*innen der Oberstadt vertreten sind und von dem externen Stadtplanungsbüro FIRU. Die Projektleitung liegt beim Fachdienst für Stadt-, Regional- und Wirtschaftsentwicklung der Universitätsstadt Marburg. Ende dieses Jahres soll das Konzept fertig sein.