© Stefanie Ingwersen, Stadt Marburg
„Es ist unglaublich schön zu sehen, wie sehr die Kinder aufblühen, wenn sie die Musik hören“, sagt Bürgermeisterin Nadine Bernshausen. „Musik ist eine Sprache, die alle verstehen und die alle berührt, sodass sie auch über kulturelle Grenzen hinweg verbindet“, so Kinder- und Jugenddezernentin Bernshausen. Zudem übten sich die Kinder durch die Kombination aus Hören, Sprechen und Bewegung in vernetztem Lernen.
Das Projekt „Sprache in Musik entdecken“ wird gefördert durch das Programm „Kultur macht stark“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Es ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem städtischen Fachdienst Kinderbetreuung, der Fachberatung für das Marburger Sprachförderkonzept, der Musikschule Marburg als Projektträger sowie den städtischen Kindertagesstätten Erfurter Straße und Karlsbader Weg auf dem Richtsberg. Der besondere Musikunterricht findet in den beiden Kitas bereits seit November 2019 zweimal pro Woche statt.
© Stefanie Ingwersen, Stadt Marburg
Cornelia Felden, Fachkraft für sprachliche Bildung in der Kita Erfurter Straße, kam die Idee, dass es ein Angebot braucht, dass sich an den Bedürfnissen der Kinder orientiert und sie dort abholt, wo sie sich sprachlich gerade befinden. Sie wendete sich an die Musikschule Marburg und gemeinsam entwickelten sie das Format „Sprache in Musik entdecken“. Die Musikstunden leitet Heyson Vargas. Er ist Lehrer für musikalische Früherziehung an der Musikschule Marburg. Eine Unterrichtsstunde umfasst Einheiten zu Gehörschulung, Rhythmik und Gesang. Die Kinder sollen durch die Übungen im musikalischen Kontext in ihrer Sprachfähigkeit gefördert werden. Sie erfahren hier ein Gefühl von Zugehörigkeit über alle kulturellen und sprachlichen Barrieren hinaus. Felden begleitet den Unterricht kontinuierlich und erzählt: „Ein Kind, das im Alltag sonst kaum spricht, war nachmittags nach dem Unterricht sehr gelöst und hat viel mehr gesprochen und gelacht.“ Besonders schüchterne oder ängstliche Kinder, Kinder mit Flucht- oder Migrationshintergrund oder Kinder mit großen Sprachbarrieren sollen lernen, dass es sich lohnen kann, die Scheu zu überwinden. „Durch das niedrigschwellige Angebot, das eng auf die Möglichkeiten und Bedürfnisse der Kinder zugeschnitten ist, wird Vertrauen aufgebaut. Die Kinder legen ihre Hemmungen mit der Zeit ab und wirken befreit und gelöst.“
Deshalb spielt auch die Wertschätzung der verschiedenen Sprachen der Kinder eine große Rolle. Vargas selbst lässt sie an seiner Mehrsprachigkeit teilhaben, indem er spanischsprachige Elemente in seinen Unterricht einbaut. Zudem können die verschiedenen Muttersprachen der Kinder zur Geltung kommen. Die Kinder hören fasziniert und aufmerksam zu. „Insgesamt wird eine wichtige Basisfähigkeit für den Spracherwerb geschult – das aufmerksame und genaue Zuhören“, sagt Carla Sack, die als Fachberatung der Stadt für das Marburger Sprachförderkonzept das Projekt von Beginn an fachlich begleitet und berät.
Insgesamt haben in den zwei Unterrichtseinheiten pro Woche innerhalb der Projektlaufzeit von drei Jahren 85 Kinder aus den beiden Kindertagesstätten von dem Angebot profitiert. Überzeugt von den positiven Auswirkungen des Angebots haben die Stadt Marburg, Stefan Lempa (Kita-Leitung Karlsbader Weg), Carla Agel (Kita-Leitung Erfurter Straße) und Eugen Anderer (Leiter der Musikschule Marburg) bereits versichert, dass sie das Projekt fortführen möchten. Anderer sagt: „Es freut uns sehr, dass dieses Projekt so außerordentlich erfolgreich war und wir durch die Anschubfinanzierung des Programms ‚Kultur macht stark‘ eine nachhaltige Kooperation aufgebaut haben.“