© Simone Schwalm, Stadt Marburg
Sie kamen als Bewohner*innen aus Stadtwald/Ockershausen, aber auch aus der restlichen Stadt, als Vertreter*innen sozialer Einrichtungen und als Magistratsmitglieder – und schnell wurde klar, dass sie sich alle im Prinzip das Gleiche wünschen: Ein Miteinander und Begegnung. Mehr noch: Dass Stadtwald, Ockershausen und das entstehende Wohnquartier am Hasenkopf zusammenwachsen und sich gegenseitig ergänzen.
Beim zweiten von insgesamt vier Workshops zur gemeinsamen Vorbereitung eines Städtebaulichen Wettbewerbes für die Entwicklung des neuen Wohnquartiers am Hasenkopf ging es um das Thema „Infrastruktur und Soziales“. In vier Arbeitsgruppen tauschten sich die Teilnehmenden darüber aus, welche Nahversorgungen, Einrichtungen und Begegnungsstätten es bereits im Stadtwald gibt, in welchen Bereichen noch Ergänzungen erforderlich sind und wie das neue mit dem bestehenden Wohnquartier vernetzt werden könnte. Reinhold Kulle, Leiter des Fachdienstes Stadtplanung und Denkmalschutz, verband seine Begrüßung daher mit einer Bitte: „Wir wollen zwar ein neues Wohnquartier, aber denken Sie auch das Bestehende mit.“
© Simone Schwalm, Stadt Marburg
So stellten die rund 35 Teilnehmenden während der rund einstündigen Kleingruppen-Arbeitsphase schnell fest, dass es für die etwa 1500 Einwohner*innen des Stadtwalds bereits einige wichtige Begegnungsräume gibt, etwa bei der Initiative für Kinder, Jugend- und Gemeinwesenarbeit (IKJG), im Bistro „A Capella“ der Jugendkonflikthilfe (Juko) oder im Gemeindezentrum der Christengemeinschaft. Ergänzend zu den bestehenden Räumen wünschten sich die Workshop-Teilnehmer*innen Begegnungsplätze im Freien – barrierefrei, im Grünen und geeignet für alle Generationen, etwa gemeinsam nutzbare Grillplätze.
Ergänzungswünsche gab es auch rund um das Thema „Nahversorgung“. So schlugen gleich mehrere Kleingruppen als weiteres Angebot zum bestehenden Lebensmittelmarkt einen Wochenmarkt vor. Auch die Idee von institutionsübergreifenden Multifunktionshäusern beziehungsweise -räumen tauchte wiederholt auf. So könnten diese von mehreren Dienstleistern und auch Ärzten genutzt werden. Als erst einmal die ersten Anregungen, was noch gebraucht werden könnte, ausgesprochen waren, kamen schnell weitere hinzu: etwa Car-Sharing, ein Waschsalon mit Café, eine Pilgerherberge, Betreutes Wohnen, ein Indoor-Spielplatz oder eine besonders gestaltete Bushaltestelle. „Sie bereiten uns einen Strauß von Ideen“, würdigte Kulle die durchdachten Beiträge.
Beim Thema „Einrichtungen“ wurde unter anderem die Frage besprochen, ob die Plätze in den bestehenden Kindergärten und Schulen ausreichen könnten – denn es wird davon ausgegangen, dass unter den rund 900 neuen Bewohner*innen des Quartiers am Hasenkopf auch viele Familien mit Kindern sein werden. In Bezug auf die jungen Neubürger*innen trugen die Teilnehmenden aus den Arbeitsgruppen außerdem vor, dass sie sich kinderfreundliche Spiel- und Begegnungsstätten wünschen, die genauso für ältere Bewohner*innen ein Anziehungspunkt sein sollten.
© Simone Schwalm, Stadt Marburg
Abschließend machten sich die Workshop-Teilnehmer*innen Gedanken darüber, wie Hasenkopf und Stadtwald vernetzt werden könnten, auch durch Verbindungswege. Gewissermaßen als Inspiration für Ideen zeigte Monika Brüning vom Fachdienst Stadtplanung und Denkmalschutz ein Bild von einem Rankbogen in den Interkulturellen Gärten mit Blick auf das noch unbebaute Wohnquartier – als „Tor zum Hasenkopf“. Neben verschiedenen Anregungen zu Verbindungswegen tauchte auch die Idee einer Brücke als Vernetzung von altem und neuem Quartier auf. „Sie möchten Brücken bauen im Wort- und übertragenen Sinne“, fasste Dr. Griet Newiger-Addy, Leiterin der städtischen Koordinierungsstelle für Bürger*innenbeteiligung, zusammen und dieses Bild verdeutlichte noch einmal den Wunsch der Beteiligten nach einem Miteinander und Begegnung.
© Simone Schwalm, Stadt Marburg
Monika Brüning, Manuela Klug, Rose Michelsen und Jürgen Kaiser vom Fachdienst Stadtplanung und Denkmalschutz organisieren auch die nächsten beiden Workshops in Zusammenarbeit mit der Koordinierungsstelle für Bürger*innenbeteiligung der Stadt unter der Leitung von Dr. Griet Newiger-Addy und stehen weiterhin für fachliche Rückfragen zur Verfügung. Die Themen der einzelnen Workshops hängen zusammen und bauen aufeinander auf, sagte Newiger-Addy, interessierte Bürger*innen können aber auch an folgenden Workshops teilnehmen, wenn sie die vorherigen nicht besucht haben. Der Beteiligungsprozess an der Entwicklung eines neuen Wohnquartiers im Marburger Westen hat im März begonnen, eine Abschlussveranstaltung ist für Herbst geplant. Etwa in fünf bis sechs Jahren könne laut Klug mit dem Beginn der Bauphase gerechnet werden. Die Ideen der Workshop-Teilnehmer*innen werden als Fotodokumentation festgehalten (im Internet unter www.marburg.de/wohnenimwesten). Zusätzlich gibt es eine im Verlauf der Veranstaltung von einem Designer angefertigte Zeichnung („Graphic Recording“).
Der nächste Workshop zum Thema „Erschließung“ findet am Freitag, 14. Juni, von 18 Uhr bis 21 Uhr erneut in den Räumen der IKJG, Dietrich-Bonhoeffer-Straße 16, statt.