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Ludwig-Schüler-Park
Dieser Park befindet sich in Marburgs zentralem Stadtteil Ortenberg und liegt zwischen der Bahntrasse und der Bundesstraße 3 am östlichen Ufer der Lahn. Die Anlage wurde von dem bekannten Kölner Gartenbaudirektor Fritz Encke geplant und 1915 zu Ehren des Oberbürgermeisters Ludwig Schüler eingeweiht.
Damals war der von Fritz Encke entworfene Volkspark mit seiner linearen Wegeführung sehr modern. Das Volksparkkonzept an sich war neu: In diesem Park war es den Bürgerinnen und Bürgern erlaubt, sich frei in der Natur zu bewegen, Sport zu treiben und sich aktiv im öffentlichen Raum zu betätigen. Vor dieser Zeit war dagegen der Besuch eines Parks eine ruhige, kontemplative Tätigkeit. Der Park bestand ursprünglich aus drei geometrisch gehaltenen Hauptteilen, die voneinander durch hohe Hainbuchenhecken getrennt waren. Die Bepflanzung zeigte ein breites Spektrum an blühenden Pflanzen. Es wurden mehr als 7.500 Gehölze und ca. 2.000 Stauden gepflanzt. Der Park wurde daher zeitweise auch „Blumenpark-Ludwig-Schüler“ genannt. Die großen Wiesen, für sportliche Zwecke bestimmt, zum Teil umrahmt von Linden-Alleen, sind noch zu erkennen und auch heute noch werden sie für sportliche Zwecke benutzt. Während des 1. und 2. Weltkriegs wurden in dem Park Getreide und Kartoffeln für die Ernährung der Bevölkerung angebaut. Heute können im Park verschiedene Beerenobstsorten und Kräuter geerntet werden.
Im Laufe der Jahre hat sich das Gesicht des Parks stark verändert. Seine Fläche hat sich in den 40er Jahren durch die Erweiterung der Reichsbahn und in den 60er Jahren durch die Verlegung des Lahnbettes und den Bau der B 3 reduziert. Auch die 70er Jahre haben Veränderungen mit sich gebracht: Der mittlere Teil des Parks hat geschwungene Wege erhalten, Raum für einen großen Spielplatz wurde geschaffen.
Auf dem Spielplatz fällt ein Sandsteinsockel auf, bei dem es sich um den Überrest eines temporären Denkmals handelt. Während des 1. Weltkriegs wurde in Marburg ein sogenanntes „Nageldenkmal“ errichtet. Marburger Bürgerinnen und Bürger konnten kupferne, silberne oder goldene Nägel erwerben und sie auf einen dafür vorgesehenen Holzpfosten hämmern. Das damit eingenommene Geld war für die Unterstützung der Soldaten an der Front vorgesehen. Das Denkmal wurde nach dem Krieg eine Weile auf dem Sockel im Schülerpark aufgestellt und dann entfernt, wobei aber der Sockel erhalten blieb und in die Spielplatzgestaltung integriert wurde.
Seit einigen Jahren ist der Fachdienst Stadtgrün, Klima- und Naturschutz daran, die Attraktivität des Ludwig-Schüler-Parks zu steigern. Auf Anregung der Ortenberggemeinde wurde z. B. ein Bouleplatz gebaut und der zentral gelegene Spielplatz wurde mit einer zusätzlichen Holzeisenbahn ergänzt. Ganz in Enckes Sinn wurden in den letzten Jahren viele blühende Bäume und Sträucher neu gepflanzt sowie Blumenwiesen und Blühstreifen angelegt. Im Frühjahr 2015 wurde ein Insektenhotel aufgestellt, das Lebensraum für Insekten wie z. B. Wildwespen und Wildbienen bietet. Nahrung finden die Insekten u. a. in dem in der Nähe angelegten blütenreichen Blumenwiesenstreifen. Im Park sind kürzlich ca. 6.000 Blumenzwiebeln gesetzt worden. Auch diese Frühlingsblüher bieten eine Nahrungsquelle für Insekten und tragen zur ästhetischen Aufwertung des Parks bei.