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NICOLE REUTHER. SUMI-E – DIE GESTE IN DER JAPANISCHEN TUSCHMALEREI
SUMI-E – DIE GESTE IN DER JAPANISCHEN TUSCHMALEREI
Sumi-e steht für Malen mit schwarzer Tusche und ist japanische Malerei in der Tradition Zen-buddhistischer Mönche. Die Pinselstriche im Sumi-e werden in der Art des tanzenden Pinsels mit schwarzer Tusche blitzartig zu Papier gebracht. Das Flüchtige des Augenblicks schreibt sich in den Strich mit ein. Ausgehend von reduzierten Linien und kleinen Flächen entsteht so durch bewusste Bewegungsgesten ein Bild als Choreographie einzelner Striche. Der Fokus auf Achtsamkeit und Atmung bildet einen wesentlichen Unterschied zur westlichen Malerei, so wie die beim Malen gleichzeitige Einübung der taoistischen und Zen-buddhistischen Grundlagen. Leitgedanken sind die Begriffe der wirkenden Leere sowie das Verständnis von wu-wei, ein im westlichen Kontext ungewöhnlicher Begriff für den Weg des Nichthandelns. Besser übersetzt mit notwendig handeln und im Fluss sein. Die Dozentin führt mit sehr vielen Beispielen der Pinselführung in das besondere Wesen der asiatischen Malerei ein und erläutert in Kurzvorträgen die Philosophie. Sie unterstützt individuell die jeweiligen Anliegen der Teilnehmenden: von der Ausführung klassisch japanischer Motive – wie die der Bambus-, Blumen- und Landschaftsmalerei – bis hin zu expressiven abstrakten Arbeiten. Der Kurs ist für Anfänger*innen und Fortgeschrittene gleichermaßen geeignet.
BITTE MITBRINGEN: eine Rolle Chinapapier Wenzhou als Übungspapier. Spezielle Asia-Papiere (auch handgeschöpfte) sind je nach Bedarf in Höhe von 20–50 € im Kurs erhältlich, ein Spezialpinsel kann im Kurs geliehen werden.
TERMIN: einwöchig vom 14. bis 18. August 2023
MAXIMALE GRUPPENGRÖßE: 12 Personen
UNTERRICHTSSPRACHE: Deutsch (Englisch möglich)
NICOLE REUTHER
Sumi-e zählt zu den japanischen Wegekünsten, wie auch das Bogenschießen, der Weg des Tees, das Noh-Theater. Die japanischen Wegekünste werden traditionell von einer Meisterin oder einem Meister an die Lernenden weitergegeben. Ich wurde von 2009–2014 bei der Tuschemeisterin Rita Böhm in Berlin ausgebildet. Danach habe ich mich in der chinesischen Literatenmalerei weitergebildet.
Aktuell beschäftige ich mich intensiv mit zwei speziellen Aspekten der Tuschmalerei: mit ihrer Verbindung zur westlichen gestischen Informel-Malerei (abstrakter Expressionismus) und mit ihrem performativen Charakter. Bei der performativen Tuschmalerei, die vor Publikum ausgeführt wird, steht nicht das Ergebnis, sondern die Bewegung im Vordergrund. Sie verweist auf den Augenblick und seine Vergänglichkeit. Die Flüchtigkeit des Moments und das Vergängliche sind in Japan ästhetische Konzepte mit langer Tradition. Tuschmalerei als Aufführungspraxis hat ihren Ursprung im 16. Jahrhundert als Malerei am Hofe.
Seit 2011 stelle ich meine Arbeiten in Deutschland und Österreich aus und führe performative Tuscheveranstaltungen durch, so wie bei den Kulturtagen in Koblenz, auf der Landesgartenschau in Lahr, beim TANZPAKT Stadt-Land-Bund in Freiburg u. a. Ich arbeite im Rahmen eines Philosophiestudiums (M. A.) am Masterthema Freie Bewegungsgeste in der Malerei.
Nicole Reuther lebt und arbeitet in Baden-Baden.
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