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Renaturierungsmaßnahme "Altarm Cappel"
Spätestens seit dem Einzug der Wasserbüffel im Mai 2022 ist das Renaturierungsprojekt “Gisselberger Spannweite“ an der Lahn bei allen Marburger:innen bekannt.
Doch auch in der Vergangenheit wurden schon verschiedene Renaturierungsmaßnahmen an der Lahn in Marburg durchgeführt.
Einen Baustein für die natürliche Entwicklung an der Lahn stellt die Rekonstruktion des Lahnaltwassers an der Cappeler „Fischerwiese“ dar.
Bis in die 30er Jahre war dieser Altarm der Lahn ein durchströmter Flussabschnitt, der schließlich auf natürliche Weise vom Hauptstrom der Lahn abgetrennt wurde. Zum Teil wurde das verbleibende Gewässer verfüllt, bis schließlich auch die verbliebenen Altwasserreste, nur noch als Tümpel erkennbar, zu verlanden drohten.
Altgewässer sind wichtige Bestandteile natürlicher Flussauen, welche durch die Dynamik der Fließgewässer entstehen. Sie sind eigenständige Lebensraumtypen mit einer speziellen Tier- und Pflanzenwelt, aber auch Teillebensraum für zahlreiche Arten des Ökosystems Flussaue.
In der heutigen Kulturlandschaft, die noch geprägt ist durch vergangene künstliche Flussbegradigungen, können Altgewässer auf natürlichem Wege häufig nicht mehr entstehen.
So befinden sich in Deutschland 78 Prozent der Auen- und Gewässerbiotope in einer gefährdeten Lage (BUND e.V. o.J.). Durch Wiederherstellungsmaßnahmen kann die Lebensraumfunktion von (Alt)gewässern stark aufgewertet werden und leistet zudem noch einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz.
Vor diesem Hintergrund wurde 1997 eine Rekonstruktion des ehemaligen Lahn-Altarms, auf der Grundlage von historischen Karten, durchgeführt. Hierbei sollte eine größtmögliche Vielfalt an auetypischen Strukturen wiederhergestellt werden: Flachwasserbereiche, tiefe Rinnen, Kiesbänke, Steilhänge, Flutmulde, Einbringen von Totholz etc. Nur punktuell wurden Baum- und Strauchpflanzungen vorgenommen, um der natürlichen Entwicklung größtmöglich Raum zu bieten (Sukzession).
Entstanden ist so ein etwa 600 Meter langer, einseitig an der Lahn angebundener Seitenarm, der sich schnell als hervorragendes Laichgewässer für Fische entwickelt hat. Von den charakteristischen Vogelarten haben sich bereits im Jahr der Fertigstellung (1998) Flussuferläufer, Trauerseeschwalbe, Weißstorch und Eisvogel als Nahrungsgäste eingefunden. Flussregenpfeifer und Braunkehlchen haben den neunen Lebensraum erschlossen und erfolgreich gebrütet.
2005 konnte der Bereich dann durch eine weitere Ausgleichsmaßnahme, die sogenannte „Anbindung Nord“ als oberstromige Anbindung des Altgewässers an die Lahn, erweitert werden. So konnten die natürlichen Verlandungsprozesse weiter verlangsamt und eine noch größere Strukturvielfalt hergestellt werden. Bei höheren Wasserständen kann nun das Lahnwasser den gesamten Altarmbereich durchströmen.
Auch die extensiv bewirtschafteten Grünlandflächen östlich des Altwassers bis zum Sommerdeich gehören zum renaturierten Auenbereich.
Wenn Sie der Cappeler „Fischwiese“ einen Besuch abstatten möchten, um zu schauen, wie sich das Gebiet mittlerweile entwickelt hat, geben Sie bitte Acht auf die Flora und Fauna! Lange Verweildauern können das Brutgeschehen beeinträchtigen, in der angrenzenden Aue sind bodenbrütende Vögel durch freilaufende Hunde gefährdet. Deshalb: Bitte Hunde anleinen, nicht angeln!
Mit ein bisschen Glück können Sie vielleicht eine der dort vorkommenden Arten entdecken:
- Kleinspecht
- Ufer-Wolfstrapp
- Wasser-Schwertlilie
- Gemeines Schilf
- Gelbe Teichrose
- Barsch
- Hecht
- Haubentaucher
- Glänzende Smaragdlibelle
- Teichfrosch
- Kiebitz
- Flussregenpfeifer
- Große Königslibelle
- Violetter Perlmuttfalter
- Stockente
- Blauschwarzer Moorbläuling
Ansprechpartner/in
Herr Jörg Malkus | |
Amt / Bereich Fachdienst 69 - Untere Naturschutzbehörde Stadtverwaltung - Software-Center 3, Zimmer 401 // 4. OG Software-Center 3 35037 Marburg Telefon: 06421 201-6969 E-Mail: Naturschutz@marburg-stadt.deE-Mail: Joerg.Malkus@marburg-stadt.de | |
Frau Ortrud Simon | |
Amt / Bereich Fachdienst 69 - Untere Naturschutzbehörde Stadtverwaltung - Software-Center 3, Zimmer 408 // 4. OG Software-Center 3 35037 Marburg Telefon: 06421 201-6971 E-Mail: Naturschutz@marburg-stadt.deE-Mail: Ortrud.Simon@marburg-stadt.de | |
Herr Klaus Bork | |
Amt / Bereich Fachdienst 69 - Untere Naturschutzbehörde Stadtverwaltung - Software-Center 3, Zimmer 409 // 4. OG Software-Center 3 35037 Marburg Telefon: 06421 201-6966 E-Mail: Naturschutz@marburg-stadt.deE-Mail: Klaus.Bork@marburg-stadt.de |