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Renaturierungsmaßnahme "Gisselberger Spannweite"
Ein neuer Raum für die Natur und für die Erholung des Menschen wird geschaffen.
Derzeit findet an der Lahn zwischen Steinmühle und Ronhausen der Umbau von einem naturfernen Gewässer hin zu einem naturnahen Lebensraum statt.
Von der ersten Idee bis zur aktuellen Baustelle hat es fast 20 Jahre gedauert. Bereits in den 1990er Jahren wurde ein wesentlicher Grundstein für die Umsetzung der Renaturierung mit der Flurbereinigung im Zusammenhang mit dem Ausbau der B3a gelegt. Damals wurden die städtischen Flächen beiderseits der Lahn zusammengelegt und mit dem Ziel an Landwirte verpachtet, blütenreiches, weniger intensiv genutztes Grünland zu entwickeln.
Der Renaturierungsbereich vor ...© RP Gießen ... und während Umsetzung der Maßnahme© RP Gießen
In diesem Flussabschnitt ist die Lahn stark eingetieft – sie liegt fast 2 Meter tiefer als das umgebende Grünland - und die Ufer sind mit Steinen befestigt, so dass die Lahn hier mehr einem Kanal ähnelt als einem natürlichen Mittelgebirgsfluss. Die Idee, hier auf etwa 1,5 km Flusslänge die Ufer partiell aufzubrechen und die typischen Verzweigungen, Umlagerungsstrecken, Tümpel und Kiesbänke wiederherzustellen, war bei der Unteren Naturschutzbehörde schnell geboren. Allerdings war ebenso offensichtlich, dass eine sinnvolle Maßnahme zur Renaturierung des Gewässers mit großen Erdbewegungen und damit einhergehend, mit hohen Kosten verbunden sein würde.
Im Zusammenwirken mit dem Regierungspräsidium Gießen, bei dem die Marburger Idee starke Fürsprecher fand, wurden Möglichkeiten zur Finanzierung ausgelotet. Inzwischen wird das Projekt mit Landesmitteln aus der Fischereiabgabe sowie dem Integrierten Klimaschutzplan und mit EU-Fördermitteln finanziert.
Baustelleneröffnung am 07.08.2019 (Im Vordergrund Bürgermeister Stötzel und Regierungspräsident Dr. Ullrich)© Universitätsstadt Marburg
Beim Tag der offenen Baustelle am 18.10.2019 konnten sich interessierte Bürgerinnen und Bürger über die Renaturierung informieren und sich vor Ort ein Bild von den Fortschritten bei der Umsetzung der Maßnahmen machen. Zum Beispiel konnte man sich die bereits fertig gestellten Nebengerinne ansehen, die für Fische strömungsberuhigte Bereiche bereitstellen, Watvögeln die Nahrungsaufnahme ermöglichen und Raum für flusstypische Pflanzen- und Insektenarten bieten. Vögel wie der Flussregenpfeifer können hier Brutplätze anlegen und Eisvögel profitieren von den Steilwänden für ihre Brutröhren und Ufergehölzen als Sitzwarte.
Informationstafel© Universitätsstadt Marburg
Auch Amphibien, wie die Kreuzkröte, sollen im Renaturierungsbereich wieder einen Lebensraum finden: Sie benötigen kleine, unbewachsene Tümpel, die im Sommer austrocknen können. Höher gelegene, kiesige Bereiche, die sogenannten Brennen, dienen ebenfalls als Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.
Bei Hochwasser können sich nach Abschluss der Maßnahmen die Wassermassen besser in der Aue verteilen. Eingebaute Totholzstämme und Kiesinseln sowie der Wechsel zwischen Flach- und Tiefwasserbereichen sorgen für eine abwechslungsreiche Strömungslenkung mit unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten. Hierbei kann – und soll – es immer wieder zu Umlagerungen von Kies- und Sandbänken sowie Uferabbrüchen kommen. Durch diese Dynamik entstehen immer wieder neue Biotope, von denen die Tier- und Pflanzenarten des Fließgewässers profitieren.
Für interessierte Bürgerinnen und Bürger lohnt sich ein Spaziergang auf dem Damm, der die Lahn zwischen Gisselberg und dem Kieswerk begleitet. Im Zuge der Baumaßnahmen soll hier auch noch eine Beobachtungsplattform mit Informationen zum Gebiet angelegt werden. Auch vom Radweg zwischen der Steinmühle und Ronhausen hat man gute Ausblicke auf die Baustelle.
Weitere Informationen finden Sie unter folgenden Links:
Podcast auf Hör mal Marburg (28.06.2021)
Sonntagmorgen Magazin (13.10.2019)
Homepage Regierungspräsidium Gießen
"Lahn-Idyll: Renaturierung geht in die Endphase" (April 2020)
Ansprechpartner/in
Frau Ortrud Simon | |
Amt / Bereich Fachdienst 69 - Untere Naturschutzbehörde Stadtverwaltung - Software-Center 3, Zimmer 408 // 4. OG Software-Center 3 35037 Marburg Telefon: 06421 201-6971 E-Mail: Naturschutz@marburg-stadt.deE-Mail: Ortrud.Simon@marburg-stadt.de |