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Schulcampus Leopold-Lucas-Straße sicher und klimafreundlich gestalten
Mehr Sicherheit durch drei Meter breite Gehwege, aufgewertete Radverbindungen, flächige Überwege, mehr Platz für Bushaltestellen, die Aufgabe von Parkplätzen vor den Schulen, eine bessere Abstimmung zwischen Schulzeiten sowie Bus- und Regionalbahnverbindungen - das sind nur einige Beispiele eines ganzes Pakets von Lösungsvorschlägen im Klimaschutz-Teilkonzept für die Leopold-Lucas-Straße.
Vorgelegt wurden sie jetzt vom Büro Stete Planung. Denn im Auftrag der Universitätsstadt Marburg haben die Experten eine Verkehrskonfliktanalyse für das Schulzentrum erstellt. Wie Bürgermeister Dr. Franz Kahle bei der Vorstellung der Ergebnisse während einer öffentlichen Informationsveranstaltung im Gymnasium Philippinum erklärte, dienen die Anregungen nun als Grundlage für eine breite Diskussion mit allen Beteiligten.
"Kurz vor Schulbeginn geht hier gar nichts mehr. Da wird die Verkehrssituation am pädagogischen Zentrum in Marburg zur Frankfurter Miguelallee - eine Stunde später ist alles wieder normal. Zum Schulschluss wiederholt sich das ganze Schauspiel", betonte Kahle vor rund 50 Teilnehmenden - darunter die Leiter aller drei Schulen, dass "objektiv Handlungsbedarf" besteht.
"Es geht darum, eine für Stadt und Schulen verträgliche Lösung zu finden. Ich bin sicher, dass sich der Aufwand dafür lohnt", so der Bürgermeister zum Ziel von mehr Sicherheit durch klimafreundlichere Mobilität. Zudem sei die Erfahrung, dass Mobilität nicht nur mit dem eigenen Pkw möglich ist, in der Kindheit und Jugend besonders prägend.
Rund 4000 Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer steuern täglich das Schulzentrum an. Es soll mit einer Umgestaltung zum Schulcampus von Philippinum, Elisabethschule und Kaufmännischen Schulen weiter entwickelt werden. Eine komplette Sperrung der Leopold-Lucas-Straße sieht Stete Planung dafür nicht vor. Stattdessen wird zu Stoßzeiten die temporäre Sperrung und/oder Lenkung des Verkehrs in eine Richtung favorisiert.
Alle Schulen wurden in die Untersuchungen vorab eingebunden. Für die Verkehrskonfliktanalyse haben die Planer um Diplom-Ingenieurin Gisela Stete exemplarisch die rund 1200 Mitglieder der Schulgemeinde des Philippinums befragt und die Verkehrssituation zudem mit Videokameras erfasst. Insbesondere die Rücklaufquote der an die Jugendlichen ausgegebenen Fragebögen war mit 80 Prozent außerordentlich hoch.
Das Ergebnis für die Ist-Situation: "Es besteht ein hohes Verkehrsrisiko für alle Verkehrsteilnehmenden." Deshalb sieht Stete Planung u.a. breitere oder längere Warteplätze an den Bushaltestellen, Ampelschaltungen wie Rundum-Grün für den Fußgängerverkehr sowie an Engstellen auch die Entzerrung von Fuß- und Radverkehrsströmen vor. Für eine verbesserte ÖPNV-Abwicklung seien auch gestaffelte Schulanfangs- und -endzeiten sowie die Verlagerung von Buslinien an die Haltestelle Bachweg und die Durchbindung von Regionalbahnen bis zum Südbahnhof zu prüfen.
Den Bring- und Holverkehr mit motorisiertem Individualverkehr - kurz mit Autos - möchten die Stete-Planer auf den Parkplatz am Georg-Gaßmann-Stadion verlagern und künftig aus der Leopold-Lucas-Straße heraushalten. Die Lehrerparkplätze blieben davon unberührt.
Zudem schlägt die Verkehrskonfliktanalyse vor, auf Tempo 30 auch im süd-westlichen Abschnitt zu setzen und zugleich die städtische Radverkehrsachse zu stärken. Als Eingangstore von beiden Seiten sollen darüber hinaus begrünte Multifunktionsstreifen als Mittelinseln signalisieren, dass in diesem Bereich der verkehrsberuhigte Schulcampus beginnt. Ermöglicht werden sollen so aber auch barrierefreie vom Auto unabhängige Bewegung und das sichere Überqueren der Straße.
Eine Skizze von Ideen liege nun vor. Jetzt gelte es einen tragfähigen Kompromiss auch mit den weiteren Anliegern zu finden und die Verkehrsströme genauer zu untersuchen, so der Bürgermeister. Sollte das Stadtparlament dann einen entsprechenden Auftrag zur Umgestaltung erteilen, rechnet Kahle mit einer Umsetzungszeit von drei bis vier Jahren.