© Patricia Grähling, Stadt Marburg
„Vielen Dank, dass Sie heute so zahlreich erschienen sind. Ich freue mich über Ihr Interesse an dem weiteren Bebauungsverfahren am Hasenkopf“, begrüßte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies rund 170 Bürger*innen zur Informationsveranstaltung der Stadt Marburg zum Wohnquartier Hasenkopf. „Ich freue mich sehr darüber, dass die Veranstaltung hier im Stadtwald stattfindet und die Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung uns an den Infoständen und bei der Präsentation mitnehmen sowie offene Fragen beantworten“, sagte Ludwig Schneider, Ortsvorsteher von Ockershausen. Die Informationsveranstaltung fand in den Räumen der IKJG am Stadtwald statt. Durch den Abend führte Moderatorin Sarah Albiez von „team ewen“.
Zukunftsquartier und Mobilität im Stadtteil
Der Hasenkopf soll als Vorzeigequartier für ein zukunftsfähiges, klimagerechtes und sozial durchmischtes Wohnen mit alternativen Mobilitätsangeboten entwickelt werden. Grundlage bildet der Siegerentwurf des Münchener Büro Lohrer-Hochrein im städtebaulichen Wettbewerb, der sich an den Ergebnissen der Bürger*innenbeteiligung orientiert. Dies hatte die Stadtverordnetenversammlung im Februar 2022 beschlossen. Geplant sind rund 330 Wohnungen – davon 30 Prozent geförderter Wohnungsbau – in drei- bis viergeschossigen Mehrfamilienhäusern, die sich um gemeinsame Höfe gruppieren. Neben Behindertenstellplätzen in Wohnungsnähe finden sich Parkmöglichkeiten für Bewohner*innen im Quartiersparkhaus am Eingang. Dort soll es auch eine Bushaltestelle geben, die von den Linien 5, 8 und 17 bedient werden soll. Zudem soll die Taktung – gerade abends und am Wochenende – erhöht werden, was den Bewohner*innen dort und in Alt-Ockershausen zu Gute käme. Verbunden werden soll dies mit weiteren Mobilitätsangeboten wie Carsharing, Fahrradsharing, Packstation und einem Radreparatur-Punkt. „Wir möchten die vorhandenen Feldwege nutzen und als Wegeverbindungen auch zum Quartier am Stadtwald für den Fuß- und Radverkehr mit einbinden“, erläutert Manuela Klug, Fachdienstleitung Stadtplanung und Denkmalschutz.
Was den Verkehr in Alt-Ockershausen betrifft, so soll dieser durch verschiedene Maßnahmen der Verkehrsberuhigung verringert werden. Zum einen wird geprüft, ob sich im Bereich Bachweg/Stiftstraße eine Verbreiterung des Gehwegs und damit Verengung der Fahrbahn umsetzen ließe. Das hatten sich ältere Bürger*innen im Stadtteil gewünscht, um mit Rollator oder Rollstuhl nicht mehr auf dem bisherigen schmalen Gehweg beziehungsweise der Straße fahren zu müssen. Dies soll auch zu einer Geschwindigkeitsreduzierung und so zu weniger Lärmbelästigung führen. Außerdem könnten Bachweg und Stiftstraße als Fahrradstraßen ausgewiesen werden mit Einbahnregelung für den Autoverkehr. Mittelfristig soll eine Angleichung des Höhenniveaus von Straße und Bürgersteig unter Berücksichtigung der Barrierefreiheit gerade für blinde und sehbehinderte Personen ebenfalls geprüft werden. Daneben gibt es weitere Maßnahmen. „Unsere Idee ist es, durch verschiedene Maßnahmen den Verkehr zu leiten und so dafür Sorge zu tragen, dass sich gerade der Pendlerverkehr zwischen Nord und Süd nicht in den Wohngebieten, sondern auf der B3 abspielt“, sagte OB Spies.
Nächste Schritte im Bauleitplanverfahren
Das Bauleitplanverfahren ist im Juni 2023 mit dem Aufstellungsbeschluss der Stadtverordnetenversammlung gestartet und beinhaltet die Neuaufstellung des Bebauungsplans und die Änderung des Flächennutzungsplans. Ein Flächennutzungsplan erfasst die gesamte Stadtgebietsfläche und setzt fest, welche Flächen als Wohnfläche, Gewerbefläche, Waldfläche, Mischnutzfläche oder landwirtschaftlich genutzt werden dürfen. Ein Flächennutzungsplan definiert die Grenze zwischen baulich und landwirtschaftlich nutzbaren Bereichen. Im Falle des Hasenkopfs geht es darum, die landwirtschaftliche Nutzung der Fläche in eine Nutzung als Wohnbaufläche umzuschreiben. Die Änderung des Flächennutzungsplans muss vom Regierungspräsidium in Gießen genehmigt werden. „Dies wird voraussichtlich 2026 der Fall sein und dann soll auch der Bebauungsplan in Kraft treten“, erläuterte Monika Brüning vom Fachdienst Stadtplanung und Denkmalschutz. Der Vorentwurf des Bebauungsplans befindet sich aktuell in der Bearbeitung. „Hier wird es auch noch einmal einen großen Beteiligungsschritt geben, der für Herbst dieses Jahres geplant ist“, so Brüning. Anschließend wird der Plan zum Entwurf ausgearbeitet und von der Stadtverordnetenversammlung zur Offenlage beschlossen – das bedeutet, dass der Entwurf der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, unter anderem online auf der Homepage der Stadt. Dann haben Bürger*innen und Behörden einen Monat lang die Möglichkeit, noch einmal Ideen/Anregungen mit einzubringen. Nach der Prüfung der eingegangenen Anregungen soll der Bebauungsplan zum Jahreswechsel von 2025 auf 2026 der Stadtverordnetenversammlung zum Beschluss vorgelegt werden. Über die Beteiligungsmöglichkeiten zum Bebauungsplan wird die Stadt Marburg die Bürger*innen zu gegebener Zeit informieren.
Umlegungsverfahren – Was ist das?
Die Stadt Marburg besitzt aktuell – über die SEG (Stadtentwicklungsgesellschaft) – rund 60 Prozent der benötigten Flächen. Sie strebt an, auch die restlichen Flächen zu erwerben. Ist das nicht möglich, weil nicht alle Eigentümer*innen ihre Fläche verkaufen möchten, wird ein sogenanntes Umlegungsverfahren notwendig. Dabei wird die gesamte Baufläche als „Umlegungsmasse“ erfasst und rechnerisch auf die Eigentümer*innen „umgelegt“. Das Ziel ist, Baugrundstücke zu schaffen und diese so einzuteilen, dass Eigentümer*innen, die nicht verkaufen möchten, einen wertgleichen Ausgleich erhalten. „Wer seine Fläche bisher landwirtschaftlich genutzt hat und weiterhin Landwirtschaft betreiben möchte, dem bieten wir eine gleichwertige Landwirtschaftsfläche der Stadt an“, erklärt OB Spies. Wer das nicht möchte, bleibt weiter Grundstückseigentümer*in im Baugebiet, wird damit aber selbst „Akteur*in“ im Wohnquartier-Bauprojekt. Das heißt, der/die Eigentümer*in muss die zugeteilte Fläche – wie bei jedem anderen rechtskräftigen Bebauungsplan auch – nutzen, und zwar für Wohngebäude oder geplante Grünflächen.
„Ich möchte mich bei allen Anwesenden für ihr Interesse und den konstruktiven Austausch heute Abend bedanken“, verabschiedete Stadtrat Kopatz die Bürger*innen. Die Veranstaltung wurde gerahmt von einem Infomarkt, bei dem sich die Bürger*innen sowohl vor als auch nach der Präsentation der Stadtverwaltung zu folgenden Themenkomplexen näher informierten und Fragen stellten: städtebaulicher Entwurf (Wohnen, soziale Infrastruktur, Verkehr im Quartier, Grünplanung), Bauleitplanung (inklusive Umlegungsverfahren), Mobilität und der Prozess der Bürger*innenbeteiligung zum Hasenkopf von 2018 bis 2024. Neben der Stadtverwaltung waren auch der Ortsbeirat Ockershausen sowie die Bürgerinitiative „Wir sind Hasenkopf“ mit Informationsmaterial vertreten.
Alle Infos auf einen Blick
Wer bei der Info-Veranstaltung am Stadtwald nicht dabei sein konnte oder die wichtigsten Punkte noch einmal nachlesen möchte, findet diese sowie ein umfangreiches FAQ auf der Homepage der Stadt Marburg unter www.marburg.de/wohnenimwesten.
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