Die Wiesen in den Vorgärten zeigen sich häufig in Einheitsgrün – die einzigen Farbtupfer sind vielleicht Gänseblümchen oder Löwenzahn. Dabei sind Blumenwiesen für den Naturhaushalt enorm wichtig:
Viele Tiere – insbesondere Insekten wie Schmetterlinge, Hummeln, Wildbienen, Schwebfliegen und Käfer – brauchen blühende Pflanzen. Und die Pflanzen brauchen die Tiere. Die Insekten ernähren sich von Nektar, den sie am Grund der Blüten finden. Beim Besuch einer Blüte bleiben Pollen an ihnen haften, die sie dann mit zur nächsten Pflanze derselben Art nehmen und so für deren Bestäubung sorgen.
Neben Spezialisten, die nur Blüten einer oder weniger Pflanzenarten anfliegen, gibt es unter den Insekten auch solche, die ganz unterschiedliche Pflanzenarten bestäuben. So spielen besonders Wildbienen bei der Bestäubung von Obstbäumen eine herausragende Rolle.
Insekten wiederum stellen für zahlreiche Vogelarten die Hauptnahrungsquelle dar. Und die Pflanzen selbst liefern den Samenfressern unter den Vögeln Nahrung bis in den Winter hinein.
Und außerdem: Bunte Blumenwiesen haben eine wohltuende Wirkung auf unser Gemüt und sie sehen einfach schön aus!
Die Zusammenhänge und Vernetzungen sind allerding weitaus vielschichtiger, als hier dargestellt. Deutlich wird jedenfalls, dass sich der vielerorts zu verzeichnende Rückgang an artenreichen Blumenwiesen negativ auf die Vielfalt in der Tierwelt auswirkt.
Der Rückgang der Vielfalt in der Natur wurde inzwischen erkannt und als ernstes Problem wahrgenommen. Unter dem Stichwort „Biodiversität“ (das bedeutet: Vielfalt in der Natur) werden seit einiger Zeit auf Bundes-, Landes-, Kreis- und Kommunalebene viele Hebel in Bewegung gesetzt, um der biologischen Verarmung entgegenzuwirken.
Wer einen Garten, eine Terrasse oder einen Balkon besitzt, kann aber ohne großen Aufwand auch selbst etwas für die Artenvielfalt tun.
Hier ein paar Tipps:
- Bepflanzen Sie nicht alle Blumenkästen und -töpfe im Freien mit Zierpflanzen, sondern säen Sie den einen oder anderen mit einer Wildblumenmischung ein.
- Nehmen Sie im Vorgarten ein Stück Ihres Rasens aus der intensiven Pflege heraus und mähen Sie dieses nur ein- oder zweimal im Jahr. Hier werden sich nach einiger Zeit Blumen zeigen, deren Samen noch im Boden vorhanden sind.
- Legen Sie einen Teil des bisherigen Rasens gezielt als Wildblumenwiese an. Dazu müssen Sie die besagte Fläche einmalig für die Einsaat vorbereiten und dann mit einer Wildblumen-Saatgutmischung einsäen. Wünschenswert ist es dabei, auf die Verwendung von regionalem Saatgut zu achten. Hiervon profitiert eine deutlich größere Anzahl an Insektenarten als von einer Zierblumenmischung.
Ein schönes Beispiel aus Ockershausen
Inmitten von Nutz- und Zierpflanzen wurde in diesem Garten eine Fläche mit regionalem Saatgut einer Wiesenblumenmischung eingesät. Zurzeit dominieren Kornblume und Borretsch, vereinzelt findet man noch die letzten Klatschmohnblühten. Als üppiges Nahrungsangebot für Wildbienen und andere Insekten ist dies ein schöner und leicht umzusetzender Beitrag zur Artenvielfalt. - Lassen Sie ruhig mal einen Teil des Gartens ein wenig ‚unordentlich‘ sein. Ein Bisschen Wildnis im Garten kann schon viel für die Artenvielfalt bewirken: Ein Reisighaufen kann als Unterschlupf für Igel dienen, unter einen Laubhügel können sich Amphibien zurückziehen, ein Steinhaufen bietet optimale Bedingungen für Eidechsen, die sich auf den von der Sonne aufgeheizten Steinen gern sonnen und in den Spalten zwischen den Steinen verstecken können. Wenn Sie den Stamm eines Obstbaumes, der gefällt werden musste, im Garten irgendwo am Rand liegen lassen, haben Sie schon ein kleines Biotop geschaffen, denn viele Insekten (z.B. Käfer und Wildbienen) sind für die Entwicklung vom Ei zum ausgewachsenen Insekt auf sogenanntes Totholz angewiesen. Hier können dann auch Vögel, wie Spechte und der Kleiber, Nahrung finden.
- Viel Gutes für die Artenvielfalt können Sie auch dadurch erreichen, dass Sie in Ihrem Garten heimische Beerensträucher pflanzen, die in Frühling und Sommer Blüten bestäubende Insekten anlocken und in Herbst und Winter mit ihren Früchten vielen Vögeln über die kalte Jahreszeit hinweghelfen.
- Auch das Haus selbst bietet Möglichkeiten: Mit einer blühenden Fassadenbegrünung können Sie viele Insekten bei der Futtersuche unterstützen und schaffen gleichzeitig Nistgelegenheiten für Vögel. Ein extensiv begrüntes Haus- oder Garagendach stellt einen besonderen Lebensraum dar: Da hier ein anderes Kleinklima herrscht als am Boden, kann eine Vegetation gedeihen, die sonst eher in wärmeren und trockeneren Gebieten anzutreffen ist. Im Hinblick auf Biodiversität eine deutliche Bereicherung. Und einmal angelegt, braucht ein solches Gründach kaum noch Pflege.
Wer die Natur und ihre Vielfalt einfach aber effektiv unterstützen will, findet unter den folgenden beispielhaft aufgeführten Links viele weitere hilfreiche Informationen:
- Gründach
- Bienenfreundliches Hessen (HMUKLV)
- Blühende Vorgärten (Umweltamt Wiesbaden)
- Broschüre "Leben im blühenden Vorgarten" (Umweltamt Wiesbaden)
Wenn Sie Fragen haben, können Sie sich gern an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde wenden. Die Kontaktdaten finden Sie oben rechts auf dieser Seite.