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Revitalisierung von Straßenbäumen
Bäume in der Stadt und vor allem an Straßen haben mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen. Einerseits kommt es oft zu schädlichen Stoffeinträgen durch Streusalz oder Unrat. Zum anderen wirkt sich die Verdichtung der Böden, hervorgerufen unter anderem durch verkehrsbedingte Erschütterungen, und die übermäßige Versiegelung durch Überbauung der Baumscheiben negativ auf das Wachstum und den Zustand der Bäume aus. Boden an sich ist unter Straßen kaum auffindbar und wenn dann selten in natürlichen Zustand, da beim Bau Mutterboden abgetragen und durch Schotter als Straßenunterlage ersetzt wird. Mit dem Klimawandel kommen wiederum neue Probleme wie zunehmender Wassermangel und Schädlingsbefall auf. Hinzu kommen die speziellen kleinklimatischen Verhältnisse, die in Städten vorherrschen. Beispielsweise wirkt sich die Beschattung von Gebäuden oder die Aufheizung des Straßenbelags mit ihrer Rückstrahlung oft negativ auf Pflanzen aus.
Die im Zuge der Umgestaltung der Ketzerbach im Jahr 2007 gepflanzten 21 Eschen (Fraxinus Excelsior 'Altena') haben teilweise mit derartigen Problemen zu kämpfen. Die damals umstrittene Maßnahme war nötig, da die alten Platanen den Straßenbelag anhoben, was eine Gefahr für den öffentlichen Verkehr darstellte. Die Eschen prägen seitdem das Straßenbild und tragen zu einem angenehmeren Klima in der Straße bei.Der Unterschied in der Entwicklung der Eschen in der Ketzerbach ist deutlich sichtbar.© ARBOR revital
Jedoch waren die Eschen bereits zehn Jahre später in einem schlechten Zustand. Sie verloren teilweise schon im Spätsommer ihr Laub und zeigten unterschiedlich starkes Wachstum. Bei etwa der Hälfte der Eschen wurde gar eine Stagnation festgestellt und drei Bäumen zeigten bereits Zeichen des Absterbens im oberen Teil der Krone.
Zur Verbesserung des Zustands und des Wohls der Eschen wurden mithilfe einer Spezialfirma Maßnahmen eingeleitet. Diese hatten zum Ziel, die Ursachen für die schlechte Beschaffenheit der Bäume zu finden und anhand dessen Gegenmaßnahmen zu entwickeln.
Zunächst wurden die Eschen einzeln untersucht. Es sind die Wuchspotenz, die Laubgestalt, der Stammumfang in einem Meter Höhe und Rindenschäden als Parameter jeweils im Sommer und im Herbst aufgenommen worden. Durch die gewonnenen Informationen konnten für die einzelnen Bäume gezielte baumpflegerische Maßnahmen eingeleitet werden. Beispielsweise konnte die Zusammensetzung der Düngemittel individuell für jeden Baum festgelegt werden, um ein gleichmäßig gutes Wachstum zu garantieren.
Als problematisch wurde auch die Überbauung der Baumscheiben eingestuft. Lediglich eine Fläche von 80 cm x 80 cm der Baumscheibe sind offengelassen und mit Bläh-Ton verfüllt worden, um die Wasser- und Luftversorgung der Wurzeln zu garantieren. Diese Auffüllung war jedoch stark mit feinem Material zugesetzt und verdichtet, sodass Niederschläge kaum für die Wurzeln verfügbar waren.
Des Weiteren wurde der Boden, die Wurzeln und das Substrat untersucht. Dabei wurden teilweise die Wurzeln der Eschen freigelegt. Zudem wurden Bodenproben hinsichtlich ihrer Eigenschaften, des Schad- und Nährstoffhaushaltes untersucht und ausgewertet. Es wurden leicht erhöhte Natriumgehalte festgestellt, was auf eine übermäßige Belastung des Bodens mit Streusalz zurückzuführen ist. Dies wirkt sich besonders negativ auf das Wachstum der Bäume aus. Weiterhin stand den Eschen nur wenig mineralisierter Stickstoff zur Verfügung.
Eine weitere Maßnahme war der Einbau von Feuchtesensoren an fünf ausgewählten Bäumen. Dabei wurden in drei Sensoren in unterschiedlichen Tiefen verbaut. Die Bodenfeuchte wurde daraufhin von Mitarbeitern des Fachdienstes Stadtgrün und Friedhöfe in den Jahren 2017 und 2019 wöchentlich kontrolliert und dokumentiert. Die daraus gewonnenen Informationen dienten zur Anpassung der Bewässerung und des Schnitts.Eschenbäume in der Ketzerbach, schon während der Maßnahme sind deutliche Verbesserungen der Straßenbäume zu verzeichnen.© Universitätsstadt Marburg, FD 67, Dieter Happel
Die Ergebnisse lassen eine positive Wirkung der durchgeführten Maßnahmen erkennen. Schon 2018 zeigte sich eine deutliche Wuchssteigerung der Eschen, was vor allem mit der zusätzlichen Bewässerung und gezielten Düngung zusammenhängt. Der Zustand der Bäume hat sich seit den unternommenen Maßnahmen deutlich verbessert.
Die vom Fachdienst Stadtgrün und Friedhöfe durchgeführten Pflege- und Schutzmaßnahmen zeigen, dass unsere Stadtbäume oftmals aufwendiger Pflege und Fürsorge bedürfen. Doch deren Erhalt ist gerade vor dem Hintergrund des erklärten Klimanotstandes für Marburg notwendiger denn je. Die Eschen in der Ketzerbach werden auch in Zukunft das Klima und den Charakter der Straße mit ihrem satten Grün nachhaltig prägen.
Ansprechpartner/in
Herr Dieter Happel | |
Amt / Bereich Fachdienst 67 - Stadtgrün Software-Center 3 35037 Marburg Telefon: 06421 201-1759 E-Mail: Gruenflaechen@marburg-stadt.deE-Mail: Dieter.Happel@marburg-stadt.de Aufgaben: |