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Landschaftsplan Marburg Ost
Genehmigt gemäß § 4 Abs. 6 HENatG 09/2002
Der Landschaftsplan Ost umfaßt Teilflächen des Lahntales (Südspange bis Cappel), den Übergangskorridor zwischen dem Lahntal und dem Ebsdorfer Grund (Ronhausen und Bortshausen) sowie die Ostabdachung der Lahnberge zwischen der Ohm und dem Frauenberg (Amöneburger Becken; Moischt, Schröck, Bauerbach und Ginseldorf). Demzufolge unterscheiden sich die Planinhalte dieser Teillandschaften.
Das Lahntal und Cappel
Wesentlichste Planinhalte sind Aussagen zur Stabilisierung des Ortsrandes entlang der alten Marburg-Ebsdorfer Bahn, Offenhaltung der Flächen zwischen Cappel und den Gewerbeflächen Süd sowie Vorschläge zur Verbesserung der Biotopstruktur.
Zur Verbesserung der Biotopstruktur gehört auch die Sanierung des Kreuzbaches und seine Einführung in das neu geschaffene Biotop (Altarmrekonstruktion im Cappler Feld). Ergänzt um den Vorschlag der Rücknahme der Uferdämme unter der Berücksichtigung des Steinmühlenareals.
Die landwirtschaftliche Nutzung soll dabei im wesentlichen erhalten werden, die offenen Flächen sind als Leitbahn und Regenerationsflächen für die Versorgung der Kernstadt mit Frischluft unerläßlich.
Es sind Aussagen zur Siedlungsstruktur von Cappel, also der besiedelbaren Flächen, der freizuhaltenden Flächen und den Flächen, die stadtbildprägenden Charakter aufweisen, getroffen. Hierzu gehört auch die Charakterisierung der Flächen, die als Siedlungsflächen innerhalb des Bestandes angesehen werden und für die Frage der Nachverdichtungen von Bedeutung sind. Die für die Frischluftzufuhr zum Lahntal notwendigen Schneisen sind ausgewiesen (Klimaschutz).
Für den Naturschutz ist der Eselsgrund von so hoher Bedeutung, dass nach erfolgter Renaturierung des Wasserlaufes die Unterschutzstellung (Naturschutzgebiet) vorgenommen werden sollte. In diesem Kontext wird auch die Reduzierung der K 38 (Cappel - Moischt) zu einer Rad- und Fußwegverbindung zum Ebsdorfer Grund angesprochen.
Ronhausen und Bortshausen
Das Lahntal von Ronhausen weist ein hohes Potential an ökologischen Ressourcen auf. Gleiches gilt für das gesamte Gewässernetz des Ronhäuser Baches, das teilweise bis zur Unkenntlichkeit zerstört wurde. Wie beim Eselsgrund besteht eine starke Vernetzung mit den Waldflächen, hier sind Maßnahmen im Wald erforderlich.
Unter dem Gesichtspunkt einer geschlossenen Ortslage, die langfristig bestehen bleiben soll, kann die eingeleitete bauliche Entwicklung von Ronhausen aus landschaftsplanerischer Sicht durchaus weiter verfolgt werden (Steinmühlenfeld).
Bortshausen ist, anders als Ronhausen, ein Dorf, das sich als Kern einer ausgewogene Bauernlandschaft darstellt. Wenn diese Landschaft auch in Teilen durch Ausbaumaßnahmen in der Flur stark gelitten hat, so ist das verbleibende Potenzial hoch. Hierzu gehört neben dem Gewässersystem (Hermesbach/Diemersbach) auch das Stärken der vorhandener Feldhecken, die partielle Rücknahme des Flurwegeausbaues und der Schutz und die Verbesserung der Waldränder.
Die ausgewogene Ortslage von Bortshausen wäre dem Grunde nach aus Sicht der Landschaftsplanung gut weiter zu entwickeln, wäre nicht die durch die verbindliche Bauleitplanung verfestigte Entwicklung "Am Marktpfad"; aus heutiger Sicht eine Fehlentwicklung. Die alternative Entwicklung im Talgrund östlich davon kann jedoch nur eine langfristige Option sein.
Das Amöneburger Becken
Das Amöneburger Becken mit den Stadtteilen Moischt, Schröck, Bauerbach und Ginseldorf weist völlig andersartige Problemstellungen in seiner landschaftlichen Entwicklung auf. Die Bodengüte, in Bauerbach und Ginseldorf allerdings abfallend, führt zu hohen Erträgen und damit auf Grund der intensiven Landwirtschaft zu hohen Belastungen im Wasserhaushalt.
Ein grundlegendes Konzept für eine verträgliche Landwirtschaft in dieser für die Nahrungsmittelerzeugung so hochwertigen Landschaft und der Abgleich mit dem ebenso gesetzlich geforderten Naturschutz ist nicht vorhanden. Der Landschaftsplan schlägt deshalb als Entwicklungsstrategie vor, mit Hilfe eines Untersuchungsrahmens ein Monitoring von Referenzflächen, die für die Weiterentwicklung erforderlichen Daten zu gewinnen und dann in Maßnahmen einfließen zu lassen. Die notwendigen Parameter müssen interdisziplinär von Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft und dem Naturschutz diskutiert werden und in ein entsprechendes Programm einfließen.
Unmittelbar realisierbar sind die Handlungsmöglichkeiten der praktischen Landschaftspflege.
Die Empfehlungen zur Siedlungsentwicklung von Moischt, Schröck, Bauerbach und Ginseldorf werden wie folgt getroffen:
Die Weiterentwicklung von Moischt sollte ebenfalls von dem Ziel eines geschlossenen Siedlungsbildes ausgehen. Neben der Aufsiedlung Nisseäcker sind dies deshalb (unter dem Gesichtspunkt Eigenentwicklung) die Bereiche "Eichgärten" und "Maeracker", die aus der Sicht der Landschaftsplanung gleichrangig angegangen werden könnten, dann aber die max. Siedlungsentwicklung darstellen.
Die Entwicklung des "Buchenrot" und die Beendigung der Siedlungstätigkeit zur Erhaltung eines breiten Agrarkorridors zu den Lahnbergen und in Richtung Moischt sind die derzeit wesentlichsten Entwicklungsziele im Westen von Schröck. Zwischen der K 36 und der L 3289 am nordöstlichen Ortsrand ist eine langfristige Arrondierungsentwicklung möglich. Östl. des Leiserweges könnte zur Verbesserung des Ortsrandes aus landschaftsplanerischer Sicht aufgesiedelt werden. Der südliche Ortsrand sollte im Rahmen der Flächennutzungsplanung entwickelt und abgeschlossen werden.
Im Osten von Bauerbach sollte jedoch nur noch in Erweiterung der Flächen in den "Steinäckern" ausgreifender erweitert werden. Westlich besteht aus Sicht der Landschaftsplanung die Möglichkeit der Ortsrandentwicklung südlich des Gebietes "Steinrückenwäldchen". Die Splitterentwicklung im Stocksgrund sollte nicht weiter verfolgt werden.
Ginseldorf hat sich sehr heterogen entwickelt. Die Bauleitplanung will die östliche Entwicklung zwischen Seelheimer Weg und "An den Gärten" und am "Zum Steinbruch" ergänzen, dies wird von der Landschaftsplanung mitgetragen.
Zwei Erweiterungsbereiche scheinen aus landschaftsplanerischer Sicht geeignet. "An der Lahnbergstraße" kann dies bei dringendem Bedarf in 2 Abschnitten geschehen. Der Bereich "südlich des Gunzelinweges" stellt allenfalls eine langfristige Option dar.
Die Waldflächen
Die Aussagen und Maßnahmen setzen in 2 Bereichen an:
- Vernetzung Wald/Siedlung/Offene Landschaften
- Bestandsänderungen an großräumig erlebbaren Landschaftselementen.
Die Bachtäler mit ihren Zuflüssen vernetzen am nachhaltigsten die offene Landschaft mit dem Wald (Renaturierung der Wasserläufe, Herausnahme von dichten Wegedecken und Umstellung der Bestände auf standortgerechte und (potentiell) natürliche Artenauswahl bis in die Siedlungskörper bzw. in die Agrarflächen). Die trockenen Kuppen der Lahnberge in einer offenen Entwicklung zu sehen und das damit verbundene lichtere Waldbild ist das andere Leitbild.
Den beiden Zielvorstellungen sind integrierte Einzelmaßnahmen wie Alt- und Totholzbelaßung, Rückbaumaßnahmen, Quellschutz, Schutz aufgelassener Steinbrüche und Steingruben sowie Waldrandverbesserung durch Bestandsumwandlungen bei Fichtenschlägen zugeordnet.
Beauftragtes Planungsbüro:
Bernhard Geiger
Freier Landschaftsarchitekt
Weiler Str. 14
71739 Oberriexingen
Weitere Informationen:
Bernd Nützel
Tel.: 0 64 21/2 01- 16 46
Fax: 0 64 21/2 01- 16 36
E-Mail: bernd.nuetzel@marburg-stadt.de