Die zwei Kühe und der Bulle Bruno leben eigentlich in einer großen Herde im Ebsdorfergrund. Für die nächsten Monate sind sie allerdings zum Arbeitseinsatz in Gisselberg, bevor sie wieder in ihre Herde zurückkehren. Sie übernehmen die Pflege der Aue an der renaturierten Lahn. „Die Gisselberger Spannweite ist ein kleines Paradies am Rande des Stadtgebiets geworden. Hier sind viele Marburger*innen an sonnigen Tagen unterwegs – und gerade die Wasserbüffel sind für sie ein beliebter Hingucker“, sagt Bürgermeisterin Nadine Bernshausen. „Vom Deich aus kann man sie auf die Entfernung gut bei ihrer Arbeit beobachten, die für die Natur extrem wertvoll ist.“
Die Büffel halten das Gras kurz und auch kleinere Tümpel in der Aue offen. Mit ihren Hörnern können sie regelrecht im Boden graben. Und das machen sie gerne. Denn die Tiere halten sich gern zur Abkühlung im Wasser auf und bedecken ihre Haut mit einer Schlammschicht, die sie vor Insektenstichen schützt. Die Tümpel sind aber nicht nur für das Wohlbefinden der Wasserbüffel gut – sie bieten auch Lebensraum für viele Arten wie Frösche, Kröten und Libellen. Und sie dienen als Nahrungsquelle für verschiedene Vogelarten.
„Leider wurde der Weidezaun im vergangenen Jahr durch gezielte Zerstörungswut komplett demoliert“, erklärt die Bürgermeisterin. Deshalb musste die Anlage vor dem Einzug der Wasserbüffel zunächst grundhaft instandgesetzt werden.
Die Gisselberger Spannweite entwickelt sich
© privatDurch die Renaturierung der Lahn hat sich die Wasserfläche in dem Bereich seit 2019 nahezu verdreifacht. Mittlerweile wachsen Erlen und Weiden an den Ufersäumen und beschatten den Fluss. Auch der Biber ist inzwischen regelmäßiger Gast an der Gisselberger Spannweite, wie zahlreiche Fraßspuren an den uferbegleitenden Gehölzen zeigen.
Insgesamt sind viele neue Strukturen entstanden, wie kleine Inseln mit Steilufern, die Uferschwalben und Eisvögeln als Brutplatz dienen. Kiesbänke und Altarme dienen Jungfischen als Laichhabitate, Schlammbänke werden gezielt von Watvögeln zur Nahrungssuche angesteuert. Stellenweise werden Totholzhaufen angeschwemmt, die gerne als Brutplätze genutzt werden.
Hochwasser-Ereignisse führen zu kleinräumigen Veränderungen der Lebensräume: So brechen besonders in den Wintermonaten Uferkanten ab, andernorts werden Kies- und Schlammbänke abgelagert. Strömungsberuhigte Bereiche wechseln mit stärker durchströmten Stellen ab, ebenso wie tiefere Wasserzonen und Flachwasserbereiche. Diese Vielfalt an Strukturen bietet Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.
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