Aus Politik, Kultur und Stadtgesellschaft, Universität, Wirtschaft und Gewerbe, Vereinen und Verbänden, Initiativen und Beiräten, Kirchen und Religionsgemeinschaften, Wohlfahrt und sozialen Einrichtungen, Bundeswehr, Verwaltung und Medien waren Vertreterinnen und Vertreter der Einladung der Stadt zum Empfang gefolgt. Von Seiten der Stadtverwaltung nahmen in diesem Jahr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Standesamt, Stadtbüro und Altenplanung am Empfang teil – stellvertretend für eine „Verwaltung voller engagierter, kreativer, hochkompetenter Menschen, die alle bereitstehen, auch wenn es einmal eng wird“, lobte Spies das ganze große Team der Stadt.
Miteinander – so „tickt“ Marburg, stellte Spies eingangs klar. Und in der folgenden Stunde schlug der Oberbürgermeister den Bogen von den Ergebnissen der Marburg-Umfrage und der neuen Bürger/innenbeteiligung in der Stadt über Bildung, Wohnen, Mobilität, Kultur, Stadtentwicklung, Älter werden, Integration, Klima und Ökologie bis zu Europa und zur globalen Verantwortung für „eine Welt“, der sich die Stadt selbst sowie viele Marburgerinnen und Marburger verpflichtet fühlen.
Marburg investiert auch 2019 mit dem BildungsBauProgramm (BiBaP) wieder sechs Millionen Euro in seine Schulen, berichtete Spies unter anderem. „Wir wollen alle Bildungseinrichtungen und die Sporthallen ans Breitbandnetz bekommen. 2019 werden es alle weiterführenden Schulen sein“. Auch der Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen schreitet voran – mit rund 100 neuen Ganztagesplätzen letztes Jahr und weiteren 100 Plätzen sowie mehr als vier Millionen Euro dieses Jahr für KiTa-Bauten und -Sanierungen: „Herzlichen Dank an Stadträtin Dinnebier“, so Spies. Sie habe kaum im Amt eine Versorgungskrise gelöst.
Dank sprach der Oberbürgermeister auch Bürgermeister Wieland Stötzel aus, als Baudezernent unter anderem zuständig für das Projekt Weidenhäuser Brücke. „Es gibt Licht am Ende des Tunnels“, kündigte Spies für die Verkehrsbelastung aufgrund der Brückensperrung an: „Wir hoffen, die Brücke voraussichtlich in den Sommerferien freigeben zu können“ – trotz Hochwassers, Hitzewelle und anderer unvorhergesehener Herausforderungen früher als erwartet.
Apropos Verkehr: Mit der Nahverkehrsoffensive ist der Stadtbusverkehr in Marburg weiter verbessert worden. Und durch die Erneuerung der Busflotte „haben wir schon 2018 am Ende 80 Prozent der Stickoxidemissionen der Busse eingespart“, so Spies. „Das reicht uns aber immer noch nicht.“ 2019 beginnen die Planungen für das Oberleitungshybridbussystem – „mit unseren innovativen Stadtwerken als erste Stadt in Deutschland“. Wenn alles klappt, fahren die ersten E-Busse auf den Talstrecken schon 2020 und hinauf auf die Lahnberge drei Jahre später.
Ein weiteres Zukunftsthema in Sachen Verkehr, das Marburg bewegt, sind jene 27.000 Menschen, die täglich zur Arbeit in die Stadt einpendeln. „Das ist gut so, sie tragen zum Wohlstand bei“, stellte der Oberbürgermeister klar. Aber: Der Verkehr, der daraus in unserer engen Stadt resultiere, könne nicht allein Marburgs Problem sein, denn „unsere eigenen Möglichkeiten werden auf unsere Stadtgrenzen begrenzt.“ Auch hier liege die Lösung im Miteinander – „wir wollen, dass alle politischen Ebenen sich damit befassen, damit auch die Menschen aus dem weiteren Umland sich morgens überlegen können, mit welchem Verkehrsmittel sie nach Marburg kommen möchten – mit dem Auto, dem Bus, mit dem Fahrrad oder wie ich es am liebsten tue, zu Fuß, mindestens 3000 Schritte jeden Tag“.
Weiter ging der Empfang mit Kultur – in der Rede des Oberbürgermeisters ebenso wie auf der Bühne: Zur Eröffnung hatte schon die junge Geigerin Bodam Lee, begleitet am Klavier von Gunther Friedrich, gespielt. Zwischendurch hatte „Ronja Räubertochter“ gezeigt, warum Marburg gut daran tut, jedes Jahr mehr für die kleinen Menschen in der Stadt zu tun. Nun gaben Schauspielerinnen und Schauspieler des Hessischen Landestheaters noch einen Vorgeschmack auf das Musiktheater Cabaret – mit jener bewegenden Geschichte aus der Zeit, als die Nazi-Diktatur vor der Tür stand. Das Stück feiert am 23. Februar Premiere.
Dass öffentlich Reichskriegsflaggen getragen, Symbole verbotener nationalsozialistischer Organisationen oder der Hitlergruß öffentlich gezeigt werden – „das dürfen wir nicht hinnehmen und das ist aus gutem Grund verboten“, stellte Thomas Spies auch beim Neujahrsempfang zum wiederholten Mal klar. Der Oberbürgermeister erinnerte an das starke Signal Marburgs mit der Demonstration „Wir sind mehr“ gegen Rassismus und Rechtsextremismus im September. Spies appellierte an die Gäste im Saal, an die Stadt, an alle Marburgerinnen und Marburger, mitzuarbeiten an der Herausforderung, „wie wir Integration gestalten, wie wir Zusammenleben entwickeln, wie wir gut miteinander auskommen“.
Schließlich lud Thomas Spies die Gäste des Abends im Haus der Stadtgesellschaft zum „trefflichen Disputieren“ direkt vor Ort ein: „Viel Spaß und spannende Gespräche“, wünschte der OB den Gästen, bevor das Buffet eröffnete. Zur Unterhaltung spielte das Quartett „String Tango“, im Foyer gab es Informationen zur Blue Community sowie das beste Wasser – „nämlich Marburger Leitungswasser“, und Thomas Spies wünschte allen „ein frohes, glückliches und gesundes Jahr 2019“.
Die gesamte Rede von Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies gibt es hier.