© Nadja Schwarzwäller i.A.d. Stadt Marburg
Wehrshausen ist mit rund 680 Einwohner*innen einer der mittelgroßen Außenstadtteile Marburgs. Der Ort wurde urkundlich erstmals 1254 als „Wehrstorf“ erwähnt. Wehrshausen und Dagobertshausen sind die einzigen der dörflichen Außenstadtteile, die komplett vom Marburger Stadtgebiet umschlossen sind und nicht an andere Kommunen grenzen. Über den Oberen Rotenberg ist Wehrshausen gut zu erreichen und mit etwa drei Kilometern Entfernung noch recht innenstadtnah. Von Wald und Feldern umgeben bietet der Ort dennoch Naturflair. Mit den Buslinien 16 und 15 ist Wehrshausen an den städtischen ÖPNV angeschlossen.
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Eine Sehenswürdigkeit im Ort ist die evangelische Marienkirche, eine gotische Saalkirche, die 1475 als Nachfolgerin einer kleinen Kapelle errichtet wurde. Neben der Kirche stehen historische Grabmale. Von 1330 bis zur Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526 war Wehrshausen ein Marien-Wallfahrtsort.
Der Stadtteil umfasst auch das Gebiet „Neuhöfe“, wo sich das erste Deutsche Polizeioldtimer-Museum befindet. Dort gibt es Fahrzeuge aus mehreren Jahrzehnten deutscher Polizeigeschichte zu sehen. Am Standort „Neuhöfe“ sind außerdem eine private Schule für Erziehungshilfe, eine Schule mit Unterkunft für Menschen mit Beeinträchtigungen und der Schützenverein Marburg. Auch die Dammmühle liegt in der Gemarkung Wehrshausen, eine alte Wassermühle, die bereits 1380 erstmals urkundlich erwähnt wurde, nach einer Zerstörung 1521 aber wieder neu aufgebaut werden musste. Die Dammmühle steht unter Denkmalschutz. Der alte Fachwerkbau wurde über die Jahre um verschiedene Nebengebäude erweitert. Auch aufgrund des weitläufigen Geländes ist die Dammmühle ein beliebtes Naherholungsziel für Marburger*innen und Gäste. In der Nähe gibt es zudem Freizeiteinrichtungen wie den Kletterwald, den Reitplatz und eine Teichanlage für Angler*innen. Wehrshausen hat eine eigene Freiwillige Feuerwehr, für die die Stadt jüngst ein neues Löschfahrzeug angeschafft hat. Die Feuerwehren der Stadtteile Cyriaxweimar, Haddamshausen, Hermershausen, Elnhausen, Dagobertshausen und Wehrshausen haben 2018 gemeinsam die Kinderfeuerwehr West „Löschifanten“ gegründet.
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Das Gebäude, in dem das Bürgerhaus untergebracht ist, besteht aus zwei Teilen, einem Altbau und einem neueren Anbau. Im Altbau war bis zum Sommer dieses Jahres die Grundschule Wehrshausen. Aufgrund zu geringer Schüler*innenzahlen musste diese geschlossen werden. Die Räume in dem Gebäudeteil werden teilweise von Vereinen benutzt. Außerdem ist dort eine kleine Bücherei eingerichtet. Der Ortsbeirat und die Stadt befinden sich zurzeit in Planungen über weitere Nutzungen des Gebäudeteils. Es sollen auch neue Angebote für Kinder geschaffen werden. Neben dem Gebäude befindet sich ein Bolzplatz, eine Boulebahn und ein Spielplatz. Das Bürgerhaus ist in einem guten baulichen Zustand. Lediglich kleinere Maßnahmen sind vorgesehen, wie die Sanierung des WCs, auch in Bezug auf Barrierefreiheit, sowie der Räume im Obergeschoss und der Dachfläche im Altbaubereich. Diese sind für die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts geplant.
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Das Bürgerhaus wird intensiv von dem Verein „Netzwerk Wehrshausen“ genutzt, der unter anderem Lesungen, einen Spieleabend und eine Theatergruppe anbietet. Für die Zukunft plant der Verein weitere Aktivitäten im Bürgerhaus. Die Gründung des Vereins entstand aus einer Arbeitsgruppe des Dorfentwicklungsprogramms des Landes Hessen heraus, an dem die Stadt Marburg als einziges Oberzentrum teilnimmt. Im Rahmen des Programms wurde im September dieses Jahres auch der Bouleplatz neugeschaffen. Bei der Fertigstellung haben Wehrshäuser Bürger*innen fleißig mitgearbeitet, berichtet Ortsvorsteher Andreas Bergmann.
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Des Weiteren wird das Bürgerhaus für sportliche Aktivitäten genutzt, zum Beispiel von einer Aerobic-Gruppe und mehreren Gymnastikgruppen. Auch ein Gesangsverein trifft sich im Bürgerhaus zur Singstunde. „In letzter Zeit war es natürlich sehr ruhig aufgrund der Corona-Pandemie“, sagt Andreas Bergmann. Der Gesangsverein würde sich außerdem über neue Mitglieder freuen, wirbt der Ortsvorsteher. Bei dem Verein handelt es sich um eine Sänger*innengemeinschaft mit den Stadtteilen Hermershausen und Elnhausen. „Es gibt auch ein Wehrshausen-Lied“, verrät Ortsvorsteher Bergmann. In dem mutmaßlich von einem Lehrer um 1900 gedichteten Lied heißt es über Wehrshausen: „Das Dörflein, das sich an den Hang schmiegt“. In den vergangenen drei Jahren hat der Ortsbeirat jeweils im Februar einen Brunch im Bürgerhaus veranstaltet. „Die letzte Veranstaltung war sehr gut besucht, rund 70 Leute sind gekommen“, erzählt Bergmann. Der Ortsvorsteher hofft, an diesen Erfolg in einer Zeit nach Corona anknüpfen zu können.
Zum Hintergrund:
Marburg ist Universität, Marburg ist Stadt – und Marburg ist Dorf. Rund 12.000 der Einwohner*innen Marburgs leben in den dörflichen Außenstadtteilen. Die Bürgerhäuser sind dort oftmals Orte des Miteinanders. Deshalb will die Stadt in den kommenden Jahren auf der Basis eines großangelegten Entwicklungskonzepts die Bürgerhäuser in den jeweiligen Stadtteilen bedarfsgerecht sanieren, teilweise auch abreißen und neu bauen. Eine gemeinsam mit Vertreter*innen aller Außenstadtteile erstellte Prioritätenliste teilt die Vorhaben grob ein, zunächst bis 2029. Voraussichtlich werden die Maßnahmen insgesamt darüber hinausgehen. Das Gesamtvolumen der Investitionen wird sich auf circa 15 Millionen Euro belaufen. Der Impuls für das Entwicklungskonzept kam durch die Beteiligung der Stadt Marburg am Dorfentwicklungsprogramm des Landes Hessen.
Die Stadt nutzt das Konzept zusätzlich, um die Außenstadtteile in den Fokus zu nehmen. Dazu werden im monatlichen Rhythmus unter dem Slogan „Mein Dorf in Marburg“ jedes Bürgerhaus und der dazugehörige Außenstadtteil einzeln portraitiert und detaillierter vorgestellt.