„Das Thema Fairer Handel ist wichtig und betrifft uns alle jeden Tag – ob beim Einkauf von Kaffee, Tee, Zucker, Kakao, Gewürzen, Säften oder auch bei Kleidung und Gebrauchsartikeln“ betonte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Marburg hat es sich zum Ziel gesetzt, nicht nur vor Ort, sondern auf der ganzen Welt mit den Menschen fair umzugehen.“ Bereits vor etwa 800 Jahren forderte die Heilige Elisabeth „nur zu verzehren, was rechtmäßig von Bäuerinnen und Bauern erworben wurde“. Daran erinnerte Bürgermeister Wieland Stötzel und ergänzte: „Dieser Grundsatz ist heute wie damals bedeutsam – insbesondere in einer globalisierten Welt.“ Die Stadt hat deshalb einen Stadtplan aufgelegt, der die Angebote in der Fairtrade-Stadt auf einen Blick zusammenfasst: „In der Broschüre gibt es allgemeine Informationen über den ,fairen Handel‘ und über die Produktsiegel und Logos für alle, die neu in das Thema einsteigen wollen“, ergänzte Stadträtin Kirsten Dinnebier.
Vor acht Jahren fasste die Stadt die Angebote im fairen Handel laut Jochen Friedrich, Fachdienstleiter Umwelt- und Naturschutz, Fairer Handel, noch in einem Faltblatt zusammen. Heute ist es eine Broschüre mit 56 Seiten und mehr als 50 beteiligten Unternehmen. „Die Idee wächst und die Betriebe kommen immer öfter von sich aus auf uns zu und wollen mitmachen“, sagte Andrea Heinz vom selben Fachdienst. Das liege auch an dem großen ehrenamtlichen Engagement, das in der Steuerungsgruppe „Fairer Handel“ stecke.
„Gib dem fairen Handel ein Gesicht!“
Nach dem Motto: „Gib dem fairen Handel ein Gesicht!“ stellen sich in der Broschüre erstmals auch die Menschen vor, die den Stadtplan ins Leben gerufen haben: Die Steuerungsgruppe „Fairer Handel“ organisiert die Projekte im Rahmen der Kampagne „Fairtrade-Stadt Marburg“. Diese lebt von der Unterstützung jedes und jeder einzelnen. Daher werden auch Bürgerinnen und Bürger dazu ermuntert, sich mit Projektideen zum Fairen Handel in Marburg einzubringen.
Die Broschüre erklärt auch, was Heiraten mit fairem Handel zu tun hat: Wer auf der Suche nach Trauringen ist, kann sich bei Marburgs erstem „Fairtrade Goldschmied Partner“ Schmuckstücke aus fair gehandeltem Gold anfertigen lassen. Der Stadtplan informiert darüber hinaus über die Hintergründe der Goldindustrie.
Vier Seiten in der Broschüre widmen sich einer der beliebtesten Süßigkeiten: Das Kapitel „Make Chocolate Fair!“ berichtet über die überwiegend „unfairen“ Bedingungen in der Kakao- und Schokoladenproduktion und gibt Tipps, wie Verbraucherinnen und Verbraucher handeln können.
Nach dem Motto wer „fair“ sagt, muss auch „nachhaltig“ sagen, werden in der Broschüre aktuelle Marburger Nachhaltigkeitsprojekte verknüpft: Wer beim „Kaffee zum Mitnehmen“ nicht nur auf fair gehandelte Bohnen achtet, sondern diesen gerne auch umweltfreundlich aus dem Marburger Klimaschutzbecher trinken möchte, findet eine Übersicht, welche Betriebe in Marburg Mehrwegbecher befüllen.
Erstmalig bietet der Stadtplan zudem eine detaillierte Übersicht, welche Produkte im jeweiligen Geschäft angeboten werden. Mit der zweiten Auflage ist auch die Zahl der Betriebe deutlich gewachsen: Mittlerweile beteiligen sich mehr als 50 Marburger Geschäfte und Gastronomiebetriebe an dem Projekt. In der ersten Auflage waren es knapp 35. So bieten sich immer mehr Möglichkeiten zum „fairkaufen, fairspeisen und fairkleiden“ in Marburg und somit mehr Möglichkeiten für Verbraucherinnen und Verbraucher, durch ihr Konsumverhalten Einfluss zu nehmen auf einen fairen Handel.
Der Stadtplan liegt bei den teilnehmenden Betrieben, städtischen Einrichtungen – etwa in Umweltladen, Rathaus, Stadtbüro, Stadtbücherei, Verwaltungsaußenstellen und Medienzentrum – sowie in der Tourist-Information im Erwin-Piscator-Haus kostenlos aus.
Die Stadt fördert den fairen Handel in Marburg auch weit darüber hinaus. OB Spies erklärte, dass im Haushaltsentwurf 2018, der am Freitag im Stadtparlament zur Abstimmung stehen soll, eine deutliche Erhöhung der Mittel für die Förderung des fairen Handels vorgesehen ist. Im Jahr 2017 gab es für diesen Bereich 24.000 Euro – in diesem Jahr sollen 56.000 Euro zur Verfügung stehen. Damit will der OB bestehende Initiativen und auch gerne neue Projektideen fördern, ebenso wie die Bildungsarbeit, die die Weltladen-Initiative leistet.