© Thomas Steinforth, Stadt Marburg
„Die Oberstadt ist in ihrer Lebendigkeit und historischen Schönheit einzigartig“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Aber historische Innenstädte bergen auch die Gefahr in sich, eben diese Lebendigkeit zu verlieren. In der Zeit der – glücklicherweise nur vorrübergehenden – Schließung der meisten Geschäfte wegen Corona haben wir alle gesehen, wie es ist, wenn Lebendigkeit verloren geht.“ Der OB bedauerte, dass auch die Perspektivenwerkstatt aufgrund der Pandemie nicht in dem Umfang stattfinden konnte, der eigentlich geplant war. „Umso mehr danke ich allen, die trotz dieser erschwerten Bedingungen gekommen sind, um gemeinsam an dem Ziel zu arbeiten, die Oberstadt als attraktives Quartier am Leben zu halten und weiterzuentwickeln.“
© Thomas Steinforth, Stadt Marburg
In sieben vorher festgelegten Themengruppen fanden sich dann die Teilnehmer*innen zusammen, um zunächst die Anregungen aus den bisherigen Formaten Revue passieren zu lassen und in einem zweiten Schritt darauf aufbauend konkrete Projektideen zu entwickeln. Die Schwerpunkte der Gruppen waren:
- Mobilität
- Soziale und öffentliche Infrastruktur
- Barrierefreiheit und Erreichbarkeit
- Sauberkeit und Lärm
- Wohnen, Immobilien und Eigentümer*innen
- Gewerbe, Oberstadtmarkt und Nahversorgung
- Kunst, Kultur und Stadtmarketing
Zwischen den Arbeitsphasen stellten die Gruppen ihre Fortschritte auf Plakatwänden auf dem „Marktplatz“ in den Gängen des EPH aus. Am Ende hatte jede Gruppe im Schnitt drei bis vier Projektvorschläge, für die die Teilnehmer*innen der anderen Gruppen beim Rundgang eine Stimme abgeben konnten. Damit alle Teilnehmenden einen Eindruck von der Arbeit in den jeweils anderen Gruppen erhielten, las Moderatorin Sabine Herz in der Abschlussrunde die sieben bestbewerteten Projektsteckbriefe vor. Gleichzeitig betonte sie deutlich, dass natürlich auch alle übrigen Projekte in die Dokumentation aufgenommen werden.
Aus der Gruppe Mobilität siegte der Vorschlag, Lieferzeiten für Pakete zu regulieren. Im Bereich soziale und öffentliche Infrastruktur sprachen sich die meisten Teilnehmenden für den Vorschlag aus, auf längere Sicht ein Multifunktionshaus einzurichten, in dem die Stadt und verschiedene Träger gemeinsam mit Bürger*innen Veranstaltungen organisieren und Angebote vernetzen. Im Themenspektrum Barrierefreiheit und Erreichbarkeit gewann der „Weg zum Schloss“ die meisten Stimmen. Dabei geht es darum, Informationen für einen barrierefreien Zugang zum Landgrafenschloss transparenter zu machen und weitere Möglichkeiten zu prüfen.
© Thomas Steinforth, Stadt Marburg
Bei Sauberkeit und Lärm gab es am meisten Punkte für Müllprävention und -vermeidung. Hierunter fallen Maßnahmen wie Einwegverpackungen weiter reduzieren und Regeln und Tipps zur Mülltrennung und -vermeidung proaktiv vermitteln. „Der Oberstadtkümmerer“ setzte sich bei den Vorschlägen der Gruppe Wohnen, Immobilien und Eigentümer*innen durch. Damit ist eine Vertrauensperson gemeint, die – ähnlich wie ein Obmann oder eine Obfrau – Dialoge führt zwischen verschiedenen Bezugsgruppen zum Beispiel beim Thema Sicherheit. Im Bereich Gewerbe, Oberstadtmarkt und Nahversorgung fiel die Gunst der Teilnehmenden auf den Aktionstag „Erlebenswerte Oberstadt“. In regelmäßigen Abständen sollen dabei Gewerbe, Kunst, Gastronomie und Handwerk interessante Einblicke in ihren Arbeitsalltag „uff de Gass“ oder im Schaufenster vorführen. Aus der Gruppe Kunst, Kultur und Stadtmarketing machten zwei Vorschläge mit gleicher Punktzahl das Rennen: eine Offene Bühne beziehungsweise Erweiterung der Angebote von Kultur Mobil und die Herausgabe von Broschüren mit Oberstadt-Geschichten über engagierte Bewohner*innen, alte Bauwerke und weiteres.
© Thomas Steinforth, Stadt Marburg
Zum Abschluss des produktiven Tages gab Dr. Stefan Blümling noch einen Ausblick auf das weitere Geschehen. „Die Perspektivenwerkstatt war die letzte Präsenz- und Beteiligungsveranstaltung des Zukunftskonzepts. Trotzdem können Sie uns natürlich gerne weitere Anregungen zukommen lassen“, so der Leiter des Fachdienstes für Stadt-, Regional- und Wirtschaftsentwicklung, der das Projekt betreut. Ende dieses Jahres soll das Konzept dann fertig sein und in die politischen Gremien gehen. Unabhängig befinden sich einige Aktionen bereits in der Umsetzung. So möchte die Stadt allen Händler*innen, der Gastronomie und den Dienstleister*innen anbieten, ihre Digitalpräsenz zu erhöhen. Dazu waren die Registrierungen in dem Portal youbuyda im Rahmen des Stadt-Geldes ein erster Schritt, den alle nun mit wenig Aufwand weiterverfolgen können. Zudem bereiten Stadt und Stadtmarketing derzeit eine Online-Plattform vor, über die Ladenleerstände gemeldet und gefunden werden können.